Erlebnisbericht: Genuss
ist was anderes (Zur kompletten Diashow gehts hier lang)
Eigentlich
wäre ich ja turnusmässig 2009 drangewesen, um den
Dreijahresabstand zu wahren, aber 2009 hatte ich mich noch vom
Startgeld abschrecken lassen. Als ich dann an einem Sonntagmorgen in
2010 mit Michaela bei strahlendem Sonnenschein auf dem Rad zum GoDi an
der Außenalster längsfuhr und uns auf der abgesperrten
Strasse die ersten Läufer des Hella-Halbmarathons entgegenkamen,
war der Wunsch geweckt, hier selbst mal wieder und zwar beim Hamburg
City Man entlangzulaufen. Die Entscheidung war bei der Anmeldung Ende
des Jahres mit einem schmerzhaften Griff ins Portemonnaie begleitet.
Wurden 2003 noch 52 Euro verlangt, so musste ich dieses mal über
80 Euro hinblättern. Kein Wunder, dass ich hier so selten am Start
bin. Da kann mich auch der neu ins Leben gerufene "Hamburg Wasser
TriClub" für Leute mit mindestens 10 Teilnahmen nicht reizen.
Das Frühjahr war, wie bereits unten
beschrieben, gekennzeichnet durch wenig Training aufgrund
gesundheitlicher und zeitlicher Engpässe, wobei die Achillessehne
und meine Unverträglichkeiten der Hauptfaktor waren. Ich glaube,
dass ich noch nie mit so wenig Training in eine Olympische Distanz
gegangen bin. Trotzdem habe ich mir erlaubt, aufgrund der im Training
erzielten Zeiten folgende Hochrechnung zu erstellen: Schwimmen 32
Minuten, Wechsel 1 5:30 Minuten, Radfahren 1:16 Stunden, Wechsel 2 3:00
Minuten, Laufen 47:30 Minuten, also insgesamt ambitionierte 2:44
Stunden.
Mein Start war für 10:40 Uhr im
Startblock W festgelegt worden. Die Anreise erfolgte wie gewohnt mit
dem Auto bis zur S-Bahnstation Elbgaustrasse und dann mit der S3 direkt
bis zum Jungfernstieg. Das vorhergesagte Wetter erzeugte wenig
Vorfreude. Wetteronline zeigte eine Wolke mit drei Tropfen drunter,
für ausreichend Feuchtigkeit sollte also gesorgt sein. Wenigstens
lag die Temperatur mit knapp über 20 Grad im angenehmen Bereich.
Nachdem ich mein Equipment in zwei kleine gelbe Plastikboxen verstaut,
mein Rad präpariert und danach den "Wechselzone" genannten
Hochsicherheitstrakt verlassen hatte, fing es an zu nieseln. Egal,
wenigstens war es warm. Daher entschied ich mich auch, im Einteiler zu
starten. Wer's tragen kann ;-) Bei einem Blick auf die
Triathlethenschaar um mich rum drängt sich einem der Verdacht auf,
dass da sowieso niemand nach fragt.
Bis zum
Schwimmen mussten wir noch ein bisschen Zeit überbrücken,
daher schauten wir uns noch die früher gestarteten Schwimmer beim
Unterqueren des Jungfernstieges zu und verglichen die
unterschiedlichen "Bewegungsmuster". Hochinteressant. Irgendwann stiess
dann "Bruder Klaus" zu uns. Klasse, dass er extra den GoDi gecancelt
hatte, um mich anzufeuern :-) Das war auch für mich der Zeitpunkt,
in den Neo zu schlüpfen und mich meinem Startblock
anzuschließen, der um 10:20 Uhr aufs Ponton gelassen wurde.
Wenn ich mir die Bilder in der Diashow
ansehe, muss ich sagen, dass so eine Badekappe sehr "adrett" aussieht,
wobei ich damit mehr den kleinen Bruder von "Scheiße" meine ;-)
Aber es laufen ja alle so rum, da falle ich gar nicht auf. Jetzt weiss
ich wenigstens, wie sich Glatzenträger fühlen können.
Die kurze Zeit vor dem Start war ein bisschen so, wie zum Schafott
geführt zu werden. Die dunklen, regenschweren Wolken, das
ungeduldige Warten in der Schlange, das Zögern vor dem Sprung ins
angeblich 19° "warme" Wasser, die Atemaussetzer und der leichte
Schwindel, wenn das Wasser in den Neo läuft, das Einschwimmen mit
Gegenverkehr und das ermüdende Wassertreten an der Startleine vor
dem Countdown.
Und ich wusste genau, was danach auf mich
zukam. Es ist ja auch immer das gleiche. In 4er-Reihe strampelten 150
Leute an der Leine rum und keulten auf einen Schlag los. Waschmaschine
pur. Zum Glück gabs keine Schläge oder Tritte. Aber dieses
beengte Anschwimmen mit Feindberührung kann ich gar nicht gut
haben. War atemmäßig eh am Anschlag und wenn dann noch
Rangeleien oder eine verschluckte Welle dazukommt, ist die Panik nicht
weit. Warum tue ich mir das immer wieder an? Von oben sieht das alles
immer so weitläufig aus, aber beim Schwimmen hat man so einen
begrenzten Blickwinkel. Schrecklich.
Die Lombardsbrücke war dann auch recht
schnell erreicht. Mir wurde ja nie langweilig, weil ich immer wieder
auf andere Schwimmer aufpassen musste. Zum einen, dass sie mir nicht in
den Weg schwammen, zum anderen versuchte ich, ein paar schnelle Beine
zu erhaschen, was aber auch bei meinem dritten Start nicht klappte. Zu
trübes Wasser und zu unruhige Vorderleute. Die Lombardsbrücke
zu unterschwimmen war schon beeindruckend. Im ersten Moment ist es
unter den Bögen total dunkel, aber dann erkennt man beim Einathmen
die gekachelten Ornamente unter der Decke. Ich kam mir vor wie in einem
Hallenbad wo das Licht ausgefallen war. Fast schwarzes Wasser unter mir
und dieser dunkle Bogen über mir. Unheimlich.
Da ist die anschließende
Kennedybrücke gleich freundlicher. Und auch nicht so breit. Kam
mir auf jeden Fall so vor. Dann kamen auch schon die zwei Wendebojen
und schon ging es auf den Rückweg quer durch die Binnenalster
Richtung Jungfernstieg. Kraftmässig fühlte ich mich noch gut
und hätte auch noch zulegen können, aber mangels Sauerstoff
und der Erfahrung, nicht schon auf dem ersten Teilstück alles zu
verpulvern zog ich mein eingeschlagenes Tempo weiter durch. Ab in die
dunkle Röhre vom Jungfernstieg (schnöder Backstein statt
gekachelte Ornamente) und wieder raus ins gleißende Licht, denn
mittlerweile hatten sich die Regenwolken verzogen und ließen der
Sonne freie Bahn.
Der
Schwerkraftwechsel beim Schwimmausstieg hat auch immer was spannendes.
Mein Kollege Ralf berichtete, dass er den armen Kerl, der ihm
helfenderweise die Hand reichte, fast zurück ins Wasser gerissen
hätte, weil es für ihn so ungewohnt war, wieder auf die Beine
zu kommen. Aber es hat echt was, bei strahlendem Sonnenschein die
Stufen zum Rathausmarkt hochzuklettern und bejubelt zu werden. Ich
konnte es aufgrund der Schwimmbelastung gar nicht geniessen. Wenigstens
registrierte ich, dass die Schwimmzeit mit 32:45 Minuten
näherungsweise dem entsprach, was ich vorher auch prognostiziert
hatte. Unter den 584 Startern meiner Altersklasse lag ich damit auf
Platz 322.
Über den Reesendamm wurden wir dann
zur Wechselzone geführt, die sich wie immer über den
kompletten Ballindamm erstreckte. Immer wieder beeindruckend, wie sich
hier über 400 Meter Länge tausende von Fahrrädern
unterschiedlichster Preisklassen aneinanderreihen. Mein Startblock W
war nicht so optimal. Ich lief an Block V vorbei und hatte noch die
Blöcke X, Y, Z, Ä und Ö vor mir. Trotz des
einteilerbedingten schnellen Wechsels waren noch gut 300 Meter in
Radschuhen laufend zurückzulegen. Die Zeit von 5:35 Minuten passte
hervorragend zu meiner Vorhersage und nur 198 andere lagen in dieser
"Disziplin" vor mir.
Das Radfahren war zum einen gekennzeichnet
von der großen Baustelle am Baumwall, sowie vom Gegenwind in
westliche Richtung fahrend. Die Strecke ging dieses mal abweichend
über den Stubbenhuk, um die o.g. Baustelle zu umfahren. Endlich
mal im Wettkampf vor der eigenen Bürotür herfahren. Gibt es
was schöneres ;-) Und dann auch noch 4x. Ich muss zugeben, dass
ich davon fast gar nichts mitbekommen habe, da ich mich aufgrund des im
Stubbenhuk verhängten Überholverbotes sehr konzentrieren
musste. Hab noch nicht mal Michaela und Klaus vorm Maddison mitbekommen.
Der Wind war übrigens auch so
vorhergesagt worden. Etwa 3-5 Windstärken aus südlichen
Richtungen, wobei er aus meiner Sicht eindeutig aus West kam. Richtung
Teufelsbrück ging es immer schleppend, teilweise im kleinsten Gang
bergan und auf dem Rückweg zum 2. Wendepunkt bzw. zum zweiten
Wechsel richtig mit Tempo. Auch beim Radfahren hatte ich noch
genügend Kraft, obwohl die Gegenwindpassagen die Oberschenkel
schmerzen liessen und das Druckmachen auf dem anderen Teil auch nicht
ohne war. Interessant ist, dass ich die zweite Hälfte eine Minute
schneller fuhr als die erste. Lag halt daran, dass hier der
Streckenteil zwischen Wechselzone und Rödingsmarkt mit
Rückenwind gefahren werden konnte.
Meine
Zeit war mit 1:19:45 Stunden etwas enttäuschend, da ich mit einer
1:16 geliebäugelt hatte, aber solange die 3 beim Schnitt vorne
steht, will ich mal nix sagen. Ausserdem hatte ich so wenig
Rennradkilometer wie nie zuvor im Training absolviert. Das niedrige
Tempo schlug sich dann auch in der Platzierung in dieser Disziplin
wieder: Platz 428 von 584, da waren nicht mehr viele hinter mir.
Der zweite Wechsel war mit 3:37 Minuten und
Platz 219 wieder gewohnt flott. Ich kann gar nicht sagen, warum ich ne
Ecke langsamer war, als die male vorher. Ich muss wohl langsamer
gelaufen sein. Um energetisch nicht leer zu laufen hatte ich mir 2
Gelpacks mitgenommen, von denen ich mir zu Beginn des Laufens gleich
das erste reindrückte.
War mal wieder schwierig, in Gang zu
kommen, obwohl ich das eine oder andere Koppeltraining gemacht hatte.
Als dann aber der zweite Kilometer mit 4:30 auf der Uhr stand, dachte
ich schon an verschobene KM-Schilder. Daher versuchte ich locker zu
bleiben, so gut es ging und das Tempo beizubehalten. Ich wusste vom
letzten mal, dass mich die Brückenüberquerungen zwischen
Kilometer 4 und 6 letztes mal aus dem Tritt gebracht hatten, dahar ging
ich diese Kilometer bewusst vorsichtig an.
Nach dem Wendepunkt entdeckte ich einen
alten Bekannten: den Asics Tiger Alliance am Fuß eines vor mir
laufenden. Ich meinte, der Schuh sei wohl noch aus dem letzten
Jahrtausend, was der Läufer, der Tim auf seiner Startnummer stehen
hatte bejahte. Henrik meinte hinterher, dass das gar nicht so verkehrt
sei, sich statt der heute aktuellen, teuren und tiefergelegten
Wettkampfschuhe einfach die ausgetreten Rennsemmeln von damals
anzuziehen. Der Dämpfungseffekt wäre der selbe ;-)
Zum Dank für das Gespräch hatte
ich Tim nun als Klette an mir hängen, da ihm wohl mein Tempo sehr
angenehm war. Mir war es nicht so angenehm, mit Schatten zu laufen,
aber das Tempo erhöhen konnte ich nicht und stärker
verlangsamen wollte ich nicht. So versuchte ich das beste aus der
Situation zu machen und erfuhr nebenbei, dass er auch noch die selbe
Startzeit wie ich hatte und auch noch die selbe Altersklasse war. Na
toll, auf Zielsprint hatte ich überhaupt keinen Bock. Daher
entschied ich mich, das Tempo auf dem Neuen Jungfernstieg und in die
Großen Bleichen rein moderat zu erhöhen, was wohl reichte,
um ihm den Zahn zu ziehen und noch 13 Sekunden abzuknöpfen.
Die Endzeit war mit 47:35 Minuten wenig
überraschend, da nur 5 Sekunden langsamer als prognostiziert.
Irgendwie langweilig. Wenig überraschend war auch, dass mit Platz
183 die beste aller Einzelplatzierungen herauskam. Freu ich mich
trotzdem drüber. Später... Im Augenblick des Überlaufens
der Zielmatten auf dem Rathausmarkt war ich einfach nur froh, dass die
Anstrengung vorbei war und ich langsam gehen (lassen) konnte.
Fazit: teuer, anstrengend, schmerzhaft und
vom Ergebnis her langweilig. Vermutlich starte ich in ein paar Jahren
wieder hier ;-)
Statistik
Jahr
|
Schwimmen
|
W1
|
Rad
|
W2
|
Laufen
|
Gesamt
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
Gesamt
|
2003
|
34:13
|
4:32
|
1:15:36
|
2:47
|
4:39
|
4:37
|
4:39
|
4:42
|
4:44
|
4:36
|
4:44
|
4:42
|
4:49
|
4:28
|
47:00
|
2:44:10
|
2006
|
32:01
|
5:32
|
1:15:22
|
2:59
|
4:23
|
4:27
|
4:22
|
4:22
|
4:46
|
4:46
|
4:45
|
4:35
|
4:49
|
4:28
|
45:52
|
2:41:34
|
2011
|
32:45
|
5:35
|
1:19:44
|
3:37
|
4:53
|
4:53
|
4:31
|
4:37
|
4:57
|
4:45
|
4:50
|
4:46
|
5:06
|
4:36
|
47:35
|
2:49:17
|
|