Erlebnisbericht:
Gänsehautfeeling (mit Bildern )
Als ich gegen 4:20 Uhr wach wurde,
hörte ich es draußen regnen und dachte:"Oh je, wenn das
anhält, na dann viel Spass beim Holstencityman". An Schlafen war
danach nicht mehr zu denken, da ich mich nur noch rumgewälzt und
an das bevorstehende Ereignis gedacht habe.
Um 6:30 Uhr ging der Wecker. Aufstehen, Frühstück mit
Standadnahrung, Katzenwäsche und dann die vorbereiteten Sachen ins
Auto gepackt. Beim Wuchten des Rades auf den Dachgepäckträger
begann es leicht zu nieseln und meine Stimmung war nicht die beste. Auf
dem Weg zur S-Bahnhaltestelle war zudem noch eine Straße frisch
von der Polizei gesperrt worden, sodass wir erstmal einen Umweg fahren
mussten. Glücklicherweise hat uns das nicht aus unserem Zeitplan
geworfen.
Mit der S-Bahn sind wir dann bis Jungfernstieg gefahren, um dort direkt
am Rad-Check-In an die Oberfläche zu gelangen. Hier war schon rege
Geschäftigkeit zu beobachten. Kurz vor unserem Auftauchen
müssen wohl die ersten Triathleten auf die Reise geschickt worden
sein. Unter ihnen auch der Weltklassetriathlet Ralf Eggert, der diesen
Event und damit auch die Hochschulmeisterschaft gewann.
In Schüben zu 150 Startern wurden nun alle 10 Minuten die Athleten
zu Wasser gelassen. Da mein Start erst um 10 Uhr anstand, konnte ich in
aller Ruhe mein Rad einchecken und präparieren. So langsam kam
doch ein bisschen Vorstartnervosität auf. Der Regen hatte bereits
seit längerem aufgehört und die Wolkendecke hing grau und
öde über uns.
Nachdem ich mich in den Neo gezwängt und den ersten
Erstickungsanfall überwunden hatte, brachte ich meinen
Kleiderbeutel zur Abgabestelle und reihte mich in die Gruppe der
wartenden Schwimmer ein. Kontrolle der Badekappe und um 10 vor 10, als
die vor uns startenden die Alster aufwühlten, wurden wir hinunter
zum Alsteranleger gelassen. Dort war noch ein kleiner Stand mit
Getränken und Obst aufgebaut. Vorbildlich organisiert.
Kläuschen erzählte mir noch was von einer dicken Hand bei den
Cyclassics und dass er jetzt unter Antibiotika stünde. Halt das
typische Vorstart-Geschnacke. Kurz vor 10 wurde es dann ernst für
mich. Der Sprung in die Alster nahm mir sofort den Atem. 17°C
sollen es gewesen sein. Als ich langsam wieder klar denken konnte,
tastete ich mich vor zur Startleine. Irgendwie war mir schlecht. Das
Wasser war nicht nur kalt sondern auch so trübe, dass man fast
nichts erkennen konnte. Dann endlich heulte unsere Startsirene auf und
es ging auf die Reise.
Glücklicherweise hatte ich mich wieder einmal links einsortiert,
damit ich nach rechts kucken konnte. Aber wenn dann andere als
Linksathmer links an mir vorbeischwimmen, ist die Kollision fast schon
vorauszuahnen. Demzufolge hatte ich dann doch den ein oder anderen
ungewollten Körperkontakt, was mich zu meinen
Orientierungsschwierigkeiten zusätzlich aus dem Takt brachte. Bis
nach der Durchquerung der Binnenalster und dem erreichen der
Lombardsbrücke hatte sich die Situation jedoch entspannt und es
ging durch den mittleren Bogen der Brücke zur Außenalster.
Es ist ein echt beeindruckendes und etwas schauriges Gefühl, durch
diesen dunklen und engen Schacht zu schwimmen.
Nachdem wir auch die Kennedybrücke unterschwommen hatten, ging es
auf zwei riesige weiße Schwimmbojen zu, die wir umrunden mussten,
um danach durch den (von uns aus) linken Brückenbogen zurück
in Richtung Jungfernstieg zu schwimmen. Auf dem Weg dorthin wurde es
wieder mal kompliziert. Ein Schwimmer überholte mich auf der linke
Seite und wir kamen uns ständig in die Quere, weil wir wohl beide
etwas orientierungslos waren. Außerdem wurden meine Arme immer
kälter und die Hände langsam gefühllos. Ich entschied
mich, dem anderen Schwimmer durch ein paar Brustzüge etwas
Vorsprung zu geben, um in Ruhe weiterschwimmen zu können.
Zum Ende des Schwimmens wurde es dann erneut gruselig, als wir unter
den Zuschauern hindurch unter der Junfernstiegbrücke durch eine
recht lange und dunkle Backsteinröhre schwimmen mussten. Hier
hörte ich das Startsignal der letzten startenden Gruppe und
wusste, dass ich nun 30 Minuten
unterwegs war. Aus der Röhre hinaus ins helle Tageslicht sah man
bereits das erste Ziel der Reise. An den Alsterarkaden vorbei steuerte
ich direkt auf die ins Wasser gelassene Holztreppe zu. Nach 34:13
Minuten überquerte ich die Zeitmessmatte als 273. meiner
Altersklasse. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, unter 30 Minuten zu
schwimmen, aber Freiwasserschwimmen hat einfach andere
Gesetzmässigkeiten, so dass ich nun einem Rückstand
hinterherhinkte.
Auf gings dann die die elend lange Wechselzone. Der gesamte Ballindamm
in einer Länge von ca. 400 Metern bestand aus 4 Kanälen, in
denen tausende von Fahrrädern aufgereiht hingen.
Glücklicherweise war mein Wechselplatz ganz am Ende der Zone, so
dass ich mir nach einem schnellen Wechsel (immerhin 171.) das Rad auf
Radschuhen nur ein kurzes Stück bis zum Ende schieben brauchte.
Virtuell gesehen habe ich hierdurch 17 Kontrahenten meiner Altersklasse
überholen können.
Nun standen 40 Kilometer Radeln auf einem Wendepunktkurs durch den
Hafen und entlang des Elbdeichs an. Eine äußerst
windanfällige Strecke, von der die am Samstag gestarteten
Sprint-Trias ein Lied singen konnten. Wir hingegen hatten fast
Windstille, was schnelle Radsplits erlaubte. Ich hatte mir vorgenommen,
das Radfahren so locker wie möglich über die Bühne zu
bekommen und wenn möglich eine 3 beim Durchschnitt vorne stehen zu
haben. Das ist mir beides geglückt. Nach etwa der Hälfte
begann ich meine Beine doch stärker zu merken, aber ich wollte den
leichten Druck noch nicht rausnehmen, um die Zeit zu halten. Hätte
auch nach hinten losgehen können. Auf dem Rückweg wurde man
noch ein paar mal aufs heftigste durchgeschüttelt, da hier die
Strecke über mehrere hundert Meter über Kopfsteinpflaster der
besonders fiesen Art führte. Ich dachte, mir bricht gleich das Rad
unterm Hintern zusammen. Am Ende kam ich mit 1:15:36 Stunde und einem
Schnitt von 31,7 km/h in die Wechselzone und musste virtuell etwa 40
"Rivalen" an mir vorbeiziehen lassen. Daran erkennt man, dass Radfahren
nicht zu meinen Stärken zählt.
Dafür konnte ich dann aber wieder durch einen schnellen Wechsel
(147.) 11 andere (fiktiv) überholen, um mich dann auf die bekannte
Joggingrunde um die Alster zu machen. Die normalerweise 7,5 Kilometer
lange Runde wurde durch den Veranstalter am Anfang und Ende
verlängert, dass 10 Kilometer dabei herauskamen. Das Laufen
klappte trotz der für mich flott gefahrenen 40 Radkilometer
ausgesprochen gut. Obwohl sich der Puls im oberen Bereich um die 170
und drüber einpendelte, fühlte ich mich so stark, das
eingeschlagene Tempo bis zum Ende durchzuhalten. Das klappte auch
wunderbar. Immer so um die 4:40 bis 4:45 Min./km pendelten die
Durchgangszeiten, so dass am Ende eine glatte 47 Minuten-Zeit
herauskam. Am beeindruckendsten war der letzte Kilometer mit dem
Einbiegen auf den Rathausmarkt. Die Lautstärke der Zuschauer nimmt
von Meter zu Meter zu und trägt einen förmlich über die
Ziellinie. Dabei ist mir echt eine Gänsehaut über den ganzen
Körper gelaufen.
Im Ziel hatte ich dann den 182. Platz beim Laufsplit erreicht und
konnte (wieder fiktiv) über 30 Kollegen überholen. Mit der
erreichten Endzeit von 2:44:10 Stunden bin ich sehr zufrieden. Da ich
mich bei der Anmeldung bereits auf 2:45 Stunden festgelegt hatte, kann
man an dieser Stelle von einer echten Punktlandung sprechen.
Als Fazit kann man sagen, dass der Holstencityman ein echtes Erlebnis
für mich war. Ein Triathlon-Spektakel mit optimaler Organisation
und begeisterten Zuschauern. Der Startpreis von 52 Euro ist
natürlich ein echter Brocken, aber neben dem oben genannten
erhält man zudem noch eine Medaille und ein Finisher-T-Shirt.
Winziger Negativpunkt war, dass der Versand der Ergebnisse per SMS bei
mir nicht funktioniert hat. Ich persönlich werde voraussichtlich
nicht mehr an den Start gehen, weil mir das Schwimmen in der Alster
nicht sonderlich zugesagt hat und die Laufrunde um die
Außenalster geprägt ist von "den Weg blockierenden
Spaziergängergruppen im kleinen Schwarzen", die noch nicht mal die
Hände zum Klatschen hochbekommen haben, Hundehaufen und
entgegenkommenden Showläufern, die nur ihre neuen Laufschuhe vor
breitem Publikum zu Schau stellen wollen.
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