11. Januar
39. Bergedorfer Cross
Bergedorf
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
15:17 Min.
3490 m
Crosslauf
11. von 12
MHK
14. von 23
188
 4:44 Min.
1190 m
Speed-Cross
6. von 6
MHK
7. von 7

Erlebnisbericht:

Sollte mehr ein Trainingsevent mit Wettkampfcharakter werden. Tat ganz gut, mal so richtig Gas zu geben. Allerdings hatte ich speziell bei dem zum ersten mal ausgetragenen Speedcross der Männer über 1190m den Eindruck, gegen die komplette norddeutsche Mittelstreckenelite anzutreten. Bereits beim Startschuss hatte ich schon 10 Sekunden Rückstand, weil die Kollegen wie die Bekloppten losrannten und ich mich am Ende des Feldes wiederfand. Zum Glück konnte ich mich an dem vor mir Laufenden orientieren, kam aber trotz eines Endspurtes nicht mehr an ihm vorbei, da er meine Attacke bemerkte und selbst das Tempo anzog. Hat aber alles in allem richtig Spass gemacht, obwohl das Wetter mit leichtem Nieselregen bei 3°C nicht so richtig mitspielte.

Ansonsten ist der Bergedorfer Cross eine richtig kleine, gemütliche und familiäre Veranstaltung. Man hat das Gefühl, dass viele Starter seit Jahrzehnten dem Lauf die Treue halten. Einzig die 2 Euro Nachmeldegebühr, die ich pro Lauf hinlegen musste fand ich doch ausgesprochen happig.




31. Januar
1. Serien-Crosslauf des LCSB
Soester Stadtpark
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
6:27 Min.
1650 m
Crosslauf
2. von 3
M35
8. von 22
189
 29:40 Min.
6600 m
Crosslauf
2. von 2
M35
5. von 21

Erlebnisbericht:

Diese Veranstaltung wurde von mir ebenfalls als eine Trainingseinheit betrachtet, um ein wenig die Tempohärte und die Leidensfähigkeit ;-) zu trainieren. Nun gut, es spielten da auch ein paar nostalgische Gedanken an frühere Taten eine Rolle, die mich bewegten, in der alten Heimat einen Cross-Wettkampf zu bestreiten.

Das Wetter hatte es gar nicht so gut mit den Teilnehmern gemeint. Am Vortag hatte es noch geschneit und im Anschluss daran war der Stadtpark mehr eine Sumpflandschaft geworden. Egal, jetzt war ich nun mal da und da wollte ich denn auch meinen Streifen durchziehen. Also habe ich mich bei Gabi Albrand am Tresen gleich für die Mittel- und die Langstrecke angemeldet. Man muss sagen, dass die Startgelder des LC Soester Börde angenehm niedrig sind im Vergleich zu vielen anderen Läufen.

Der erste Lauf des Tages war unsere Mitteldistanz über 1650m. Ich hatte mich sorgfältig auf der Strecke eingelaufen und war zu dem Schluss gekommen, dass es töricht wäre, ohne Spikes an den Start zu gehen, da ich an den steilen Stellen mit normalen Tretern kaum voran kam. Also stand ich dann pünktlich um 14 Uhr mit meinen uralten gelben Adidas-Spikes im bunt gewürfelten Starterfeld. Viele alte Bekannte mussten begrüßt werden und der Veranstalter vervollständigte die Teilnehmerliste auf seinem Klemmbrett. Dieses Procedere gibt schon seit Jahren und ich kenne kaum einen anderen Lauf, wo das noch gemacht wird. Als dann der Startschuss fiel, reihte ich mich dort ein, wo ich meinem Leistungsstand nach am besten aufgehoben war. Und zwar direkt hinter Eva und ihrem Vater Jürgen. Eva enteilte relativ schnell, da sie über eine erstaunlich gute Grundschnelligkeit verfügt und ich setzte mich auch etwas von Jürgen ab. Vom Tempo her versuchte ich, locker zu bleiben und nicht an den Anschlag zu gehen, weil ich wusste, dass die größten Schwierigkeiten im letzten Drittel lagen.

Und so kam es denn auch. Noch relativ entspannt konnte ich die fiese, morastige Passage entlang der Eisenbahntrasse in Angriff nehmen. Einige vor mir laufende hatten sich tatsächlich übernommen, so dass ich sie recht leichtfüssig überholen konnte. Am Ende des "Steilstücks", nachdem der letzte Berg überwunden war hatte ich sogar Eva wieder eingeholt und konnte locker an ihr vorbeiziehen. Fast hätte ich noch dem amtierenden Cross-Kreismeister der Männer Hauptklasse Christopher Broadbent erreicht, aber der entschloss sich, einen brutalen Sprint anzuziehen, dem ich nicht folgen konnte und wollte. Mit meinen 6:27 Minuten blieb ich exakt in dem von mir vorher kalkulierten Rahmen von 6:30 Minuten.

Nachdem ich die Zwischenzeit genutzt hatte, um ein paar Leute anzuschnacken und ein paar Fotos zu machen, stellte ich mich um 15:40 Uhr der Langstrecke über 6600m. Zunächst wieder das Klemmbrett-Procedere, ein bisschen mit Helmut Klauke geflachst und dann ging es los auf die 4 Runden. Wieder positionierte ich mich hinter Eva und Jürgen. Nach etwa 300m, als es auf den Efeu-Pfad parallel zur B1 ging, schob ich mich zwischen die beiden. Als es am Ende auf die lange Schottergeraden ging, hatte ich das Gefühl, noch etwas Tempo draufpacken zu können und zog langsam an Eva vorbei. Ich hatte mir vorgenommen, die Runden in 7:30 Minuten zu laufen, um auf eine Zeit unter 30 Minuten zu kommen. Nach der ersten Runde hatte ich eine 7:09 auf der Uhr und fühlte mich noch ganz gut. Am Ende der zweiten Runde konnte ich sogar einen B-Jugendlichen von Marathon Soest einholen, der allerdings bei seinem Zielspurt wieder an mir vorbeiflog. Aber die Splitzeit war beruhigend: 7:26. Jetzt nur nicht schwächeln, dachte ich.

Ab der dritten Runde wurde es dann zunehmend schwieriger, da ich sowohl vor mir niemanden in erreichbarer Nähe sah und auch von hinten keine Gefahr erkennen konnte. Diese dritte Runde lief ich in 7:35, was mir die Gewissheit gab, auch bei einer kleinen Schwächephase noch mein Ziel zu erreichen. Aber diese Schwächephase kam nicht. So spulte ich die letzte Runde nochmal in 7:30 runter und landete überraschend deutlich unter der anvisierten halben Stunde. Auch wenn ich am Ende ein paar Blutblasen von den Spikes abbekommen hatte, war es das trotzdem wert gewesen. Ohne diese Dinger hätte ich ziemlich alt ausgesehen.




8. Februar
21. Strassenlaufcup (I) der LGHNF
Langenrehm
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
41:26 Min.
10 km
Volkslauf
20. von 54
M35
58. von 319
190
Höhenprofil:



Erlebnisbericht:

Bereits acht Tage nach dem Soester Crosslauf-Wochenende trieb es mich in den Forst Rosengarten, um beim ersten Serienlauf der LGHNF über 10 Kilometer teilzunehmen. Die Strecke war mir bekannt, da ich bereits vor 2 Jahren dort teilgenommen hatte. Ich wusste also, was auf mich zukam, obwohl ich mich nicht mehr so ganz genau an die einzelnen Streckenabschnitte erinnern konnte. Auf jeden Fall ging ich mit dem Ziel an den Start, die Zeit von vor zwei Jahren zu unterbieten. Ansonsten liebäugelte ich mit einer Sub-43er Zeit, die bei meinem derzeitigen Trainingsstand o.k. gewesen wäre.

Um von vornherein auf dem recht schmalen Waldweg gut wegzukommen, habe ich mich direkt ins erste Viertel gestellt. Den ersten Kilometer ging es erst herrlich bergab, um etwa nach der Hälfte wieder relativ steil hochzugehen. Hier bloss nicht den Puls zu sehr hochjubeln war hier meine Devise. Das Feld zog sich weit auseinander und ich gin mit einer 3:49 durch. Huch, ganz schön flott. Jetzt erstmal einen Gang zurückgeschaltet, um den Puls erträglich zu halten. Bis Kilometer 4 ging das auch ganz gut und ich konnte mich klasse an den Mitläufern orientieren und mich dranhängen.

Aber dann kommt ein ganz ekliges Stück gröbsten Kopfsteinpflaster, was einen gewaltig aus dem Rythmus bringt. Und danach mussste noch eine Autobahnbrücke überquert werden, bevor ich in 20:22 den Wendepunkt umrundete. Das der Rückweg sehr schwer werden würde, wusste ich noch von den Splitzeiten vor zwei Jahren. Als ich etwas den Druck rausnahm, um mehr Luft zu bekommen, motivierte mich mein Mitläufer, den ich seit einem oder zwei Kilometer gezogen hatte, weiterzukämpfen. So gut es ging versuchte ich es auch und hängte mich nun meinerseits an ihn und liess mich ziehen. Wenn ich diese Gruppe nicht gehabt hätte und besonders den motivierenden Spruch des Kollegen, dann wäre ich garantiert mit einer 43er Zeit ins Ziel gekommen.

Obwohl es zwischendurch immer wieder verdammt hart und anstrengend wurde, konnte ich den Jungs folgen. Auf dem letzten Kilometer, der zum Ende hin noch mal ganz fies bergauf geht, habe ich die zwei sogar noch überlaufen können. 3:57 als Splitzeit, das hatte ich nicht gedacht. Und als Endzeit eine 41:26 waren absolut unerwartet gewesen, zumal ja auch noch 100 Höhenmeter im Weg rumlagen.




28. März
Durch das Alte Land
Hamburg-Neugraben
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
19:49 Min.
5 km
Volkslauf
2. von 6
M35
6. von 41
191
Erlebnisbericht:

Umgeben von reetgedeckten Bauernhäusern wirkt der Start des vierten Laufes der LGHNF in diesem Jahr eher unspektakulär. Fast lieblos könnte man die Szenerie nennen, die sich dort abspielt: Um kurz vor 10 haben sich knapp 600 Halbmarathonis auf der abgesperrten Landstrasse versammelt und warten auf den Startschuss. Eine kleine Anzahl Begleiter steht am Rand und beobachtet zusammen mit der Meute gespannt den Veranstalter in Person von Stephan Schepanski, der lauthals von 5 abwärts zählt. Es knallt und langsam setzt sich der Trupp in Bewegung auf die topfebene Strecke durch das Alte Land.

Ich warte noch, denn ich bin eine Viertelstunde später dran. Zuerst müssen noch etwa 120 Zehner auf die Reise geschickt werden. Aber fünf Minuten nach ihnen sind wir an der Reihe. Wir, das ist der schäbige, übriggebliebene Rest von 41 Läuferinnen und Läufern, für die sich kaum noch Zuschauer interessieren. Ich stehe in der zweiten Linie, weil sich vor mir eine Reihe Orgelpfeifen aufgestellt hat. Mindestens 15 bis in die Haarspitzen motivierte Schüler und Jugendliche stehen dort und scharren mit den Hufen. Fünf, Vier, Drei, Zwei, der erste rennt los, stoppt kurz ab, Eins, dann der Startschuss. Und los geht's. Mit einem Affenzahn stürmen die Lütten mit den schnellsten Grossen los, unter die ich mich auch eingereiht habe. So langsam kommt einer nach dem anderen in den hochroten Bereich und platzt ab. Ich zähle die Leute vor mir. Müssen wohl so sieben oder acht sein. Ich versuche, den Puls ruhig zu halten, was auch ganz gut gelingt. Ich hätte zwar mit den ersten mitgehen können, aber dann wäre ich viel zu früh explodiert. Lieber abwarten. Die Pulsuhr piept bei meinen einprogrammierten 4 Minuten. So ein Schiet. Hab irgendwie die Kilometermarke nicht gesehen. Das irritiert ein bisschen. Wie schnell bin ich wirklich? Prompt geht der Puls 3 Schläge höher.

Bei 7:34 Minuten sehe ich endlich die Zahl 2/8 auf den Gehsteig gemalt. Das scheint wohl die 2er Marke zu sein. Ich drücke gewohnheitsmässig auf den Speicherknopf und sehe nach der nächsten Biegung bereits den Wendepunkt in Form eines mit einer Leuchtweste bekleideten Streckenpostens (nein, nein, nicht schon wieder Stephan Schepanski). Ist allerdings nicht genau bei 2,5 Kilometern, sondern früher, weil das Ziel nicht identisch mit dem Start ist, sondern auf dem Sportplatz der Bezirkssporthalle Süderelbe. In der Zwischenzeit überhole ich noch den letzten der übermotivierten Schüler, der sich seine Jacke ausgezogen und umgebunden hat und nach Luft schnappend die Hände in die Seiten stemmt und setze mich auf der Position sechs fest.

Ich registriere nach der Wende einen ganz leichten Gegenwind, der mich ein bisschen aus dem Takt bringt, weil er den Puls etwas stärker in die Höhe treibt. Ich habe jetzt meinen absoluten Wohlfühlbereich verlassen und ringe ebenfalls nach Luft. Die Beine könnten noch ordentlich Druck machen, aber die Lungen schaffen es nicht, genug Sauerstoff ranzuschaffen. Ich versuche trotzdem irgendwie einen Steady-State zu erreichen, was auch einigermassen gelingt.

Der letzte Kilometer geht dann durch das an die Schule grenzende Wohngebiet, wird zum Ende etwas verwinkelt und mündet für die letzten 250m auf einer Aschenbahn, die einem Rübenacker gleicht. Auf der Gegengeraden registriere ich eine 19:15 auf meiner Uhr. Schnell noch mal etwas Druck gemacht, um mein Ziel von unter 20 Minuten zu schaffen, den Puls auf 193 gejubelt und bei 19:49 die Uhr angehalten. Das hat gepasst. Obwohl die letzten zwei Kilometer doch verdammt hart waren. Wenigstens bin ich nach knapp 15 Jahren eeendlich mal wieder unter die magische 20 Minuten Grenze gelaufen. Übrigens, die 5 Kilometer gehörten nie zu meiner favorisierten Strecke, dadurch ist dieser lange Zeitraum entstanden.




4. April
24. Insellauf
Hamburg-Wilhelmsburg
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
43:15 Min.
10 km
Volkslauf
3. oder 4.
M35
9. von ca. 50 - 60
192
Höhenprofil:



Streckenkarte:



Erlebnisbericht: Es kann nicht immer klappen

Nachdem ich nach dem letzten Wochenende recht zuversichtlich meinen Timer auf 4:06 Minuten/km programmiert hatte, machte ich mich mit ein paar Tri-Kumpels vom VfL auf den Weg nach Wilhelmsburg. Die Kollegen gingen bereits um 9:35 Uhr auf die 20er Runde und liessen mich allein zurück. Ich stellte mich wie in der Vorwoche schön weit vorne auf. Diesmal ohne Orgelpfeifen vor mir stand ich breitschultrig in der ersten Reihe, hinter mir noch etwa 50 bis 60 weitere Mitstreiter.

Nach dem Startschuss ging es eine knappe halbe Runde über die Aschenbahn des Stadions und dann Richtung Georgswerder. Ich war ziemlich verblüfft, mich von Beginn an an der Spitze des Feldes wiederzufinden, obwohl ich wirklich nicht zu viel Gas gegeben hatte. Ich lief einigermassen locker weiter, obwohl einem die komischsten Gedanken kommen (könntest Du das Ding wirklich gewinnen?). Der Gedanke zerplatzte aber fast genauso schnell, wie er gekommen war.

Bereits nach etwa 600 Metern mogelte sich der erste an mir vorbei und es folgten ihm noch einige andere. Die 2 Kilometer waren bei angenehmem Puls in 7:09 Minuten absolviert. Eigentlich hätte ich hier bereits stutzig werden sollen. Aber der Reihe nach. Im Magen fühlte ich mich nicht so wohl und es kristallisierte sich auf den nächsten ein bis zwei Kilometern heraus, dass ich heute keinen Druck machen konnte, um den 4:06er Schnitt halten zu können.

Mittlerweile war ich auf Rang 9 durchgereicht worden, konnte diese Position aber ungefährdet halten. Bei 5 Kilometern stand die Uhr bei 20:05 Minuten und ich schöpfte immer noch keinen Verdacht. Kurze Zeit später hatte ich dann Jan und Heinz eingeholt, die ja 10 Minuten vor mir gestartet waren. Freundlich winkend und einen frechen Spruch auf den Lippen schickten sie mich an der Abzweigung am Deich auf den Heimweg. Und bei Kilometer 6 bekam ich dann die Gewissheit: 5:19 Minuten auf diesem Kilometer, obwohl ich mein Tempo nicht drastisch reduziert hatte. Da hat wohl der Streckenvermesser ein bisschen zu viel Küstennebel gehabt, was? Letzte Woche habe ich mich über fehlende Markierungen beschwert, aber falsch positionierte sind genauso bescheiden :-(

Ich konnte weitestgehend meinen 4:20er Schnitt, auf den ich mich jetzt eingependelt hatte, halten und beobachtete den vor mir laufenden Jüngling. Sein Tempo hatte er wohl zu schnell gewählt und war jetzt damit beschäftigt, beide Hände rechts und links in die Hüften zu kneifen. Ich nutzte meine Chance, schob mich galant an ihm vorbei und rückte auf den achten Platz vor.

Als ich dann zum zweiten mal die fiese Eisenbahnbrücke überquert hatte kam allerdings ein anderer Springinsfeld angerauscht, dem ich nichts entgegenzusetzen hatte, so dass ich wieder auf den neunten Platz zurückrutschte und damit ins Ziel lief. Alles in allem kann ich sagen, dass heute einfach nicht mehr drin war und ich auf eine andere Gelegenheit warten muss, mich beweisen zu können. Auf jeden Fall aber nicht mehr auf dieser Strecke, die trotz allgemein flachem Charakter doch einige nicklige Rämpchen besitzt, teilweise etwas eckig ist und auf den geraden Stücken häufig mit einem steifen Gegenwind aufwartet. Ein anderes Thema ist ja noch die Zeitnahme. Bereits bei der Startkartenausgabe bekam jeder ein Pappkärtchen ohne Nummer, auf der nur der Name und die Adresse vermerkt waren. Die Zeitnahme im Ziel erfolgte über einen Minutenstempel, nachdem die Karte hastig abgerissen wurde. Wer sie verloren hatte, musste seine Personalien erneut aufgeben. Glücklicherweise sucht der Veranstalter für's nächste Jahr einen Anbieter zur professionellen Zeitnahme.




6. Juni
17. TriSpeed Triathlon
Harsewinkel
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
5:07:55 Std.
2 - 88 - 20 km
Triathlon
61. von 72
M35
187. von 236
193
Erlebnisbericht: Absolut unerwartet  (natürlich mit Bildern)

Vorgeschichte: Bereits über Ostern fing ich mir eine für mich recht heftige, fast zwei Wochen dauernde Erkältung, die meine Trainingsplanung ordentlich ins Stocken brachte. Danach war sicherheitshalber nur Grundlagenausdauer angesagt, bis mich Anfang Mai erneut für eine Woche ein Virusinfekt ausser Gefecht setzte. Tolle Wurst. Mit leichten Nachwehen bin ich dann in unseren zweiwöchigen Urlaub zum Bodensee gefahren. Auch hier habe ich nur Rekom und Grundlagenausdauer trainiert, zuerst langsam anfangend mit 40 bis 60 Kilometern auf dem Rad, um dann in der 2. Woche 2x 130 Kilometer um meinen geliebten Obersee zu drehen. Dahingehend waren die Vorzeichen für den folgenden Triathlon nicht unbedingt als optimal zu bezeichnen. Das man sich da allerdings auch täuschen kann, konnte ich am eigenen Leib erleben:

20 vor 5 ging der Wecker, obwohl ich schon vorher irgendwie unruhig geschlafen und beim Umdrehen immer wieder auf die Uhr gesehen hatte. Nach dem Anziehen und meiner obligatorischen Standardnahrung (Insider wissen, was gemeint ist ;-) packte ich noch die restlichen Sachen ins Auto und das Rad obenauf. Man glaubt ja nicht, an wieviele Eventualitäten man denken muss, wenn man zwei Tage vorher aus Hamburg kommend für drei Disziplinen und unterschiedliche Witterungsbedingungen im Vorfeld gewappnet sein will. Die Fahrt nach Harsewinkel gestaltete sich als unspektakulär. Von Soest aus über die Dörfer nach Oelde und Clarholz war das ganze in 50 Minuten erledigt. Allerdings habe ich die Hinweisschilder für Autofahrer stark vermisst, so dass ich mich auf meine Intuition verlassen musste.

Von Vorteil ist es schon, wenn man in die erste Startgruppe um 8:00 Uhr eingeteilt wird, da man immer einen guten Parkplatz bekommt. Die Ausgabe der Startunterlagen ging ebenfalls zügig vonstatten, allerdings vermisste ich eine Klebenummer für das Fahrrad, um zu verhindern, das jemand anderes ausser mir selbst das Rad aus der Wechselzone holen darf. Minuspunkt für den Veranstalter. Die folgenden Startgruppen hatten dann aber Aufkleber bekommen.

Um viertel vor acht ging ich dann leicht bekleidet zum Schwimmstart, um mich ein bisschen einzuschwimmen. Die Wettkampfbesprechung war mehr eine Ansage des Veranstalters über das Mikrofon und war nicht sonderlich hilfreich. Nach siebenminütiger Verspätung, verursacht durch eine spinnende Zeitanzeige am Becken, fiel dann endlich der Startschuss und es ging auf die 2000m. Unsere Bahn war im Vorfeld bereits ordentlich sortiert worden, so dass alle ganz artig hintereinander schwammen. Leider hatten zwei meiner Vorderleute wohl ihre Zeit leicht überschätzt, so dass ich mich nach 100m an ihnen vorbeischlängeln musste.

Ansonsten verlief das Schwimmen für mich unspektakulär. Bei der Wende hatte ich immer die große Uhr im Augenwinkel, so dass ich immer auf dem laufenden war. Das Frühstück meldete sich zwischendurch mal im Magen. Dadurch wurde ich erfolgreich daran gehindert, schneller zu schwimmen und damit unnötige Energie zu verschwenden. Nach selbstgestoppten (und im Vorfeld prognostizierten) 42:04 robbte ich mich über die hohe Kante des Beckens und überlief bei 42:20 Minuten die Zeitmessmatte.

Angekommen in der Wechselzone machte ich es meinem Radnachbarn nach und entliess erstmal das zuvor aufgenommene Chlorwasser aus meiner Blase in die angrenzenden Büsche. Erleichtert zwängte ich mich in das Radtrikot, das durch die Nässe logischerweise überall kleben blieb. Nehme ich nächstes mal doch einen Einteiler. Danach noch den Helm auf und ab gings über den holprigen Rasen, der es diesmal nicht schaffte, meine Speedplay-Pedaladapter zu verstopfen. Etwa 150 Meter mussten von der Wechselzone aus per pedes zurückgelegt werden, bevor man aufs Rad steigen durfte. Leider gab es da keine Zeitmessmatte. Handgestoppt war ich an diesem Punkt nach 45:37 Minuten.

Die Radstrecke war ein 22 Kilometer langer, topfebener Rundkurs, der von uns vier mal gefahren werden musste. Zum Glück ging nur ein leichter Nordwind, so dass man hier von optimalen Bedingungen sprechen kann. Die erste Runde habe ich wegen der Nässe und den Temperaturen um 15°C doch etwas gefroren, aber danach wurde es stetig wärmer und gelegentlich kam auch die Sonne raus. Das Radeln klappte ziemlich gut. Ich hatte immer jemanden (in windschattenkonformem Abstand) vor mir, an dem ich mich orientieren bzw. festbeissen konnte, was die Sache erheblich leichter macht, als ganz alleine seine Runde drehen zu müssen. Da ich meinen Tacho nicht benutzt habe, hatte ich mir vorgenommen, alle 20 Minuten 1/4 Powerbar zu futtern und dabei dann noch Long Energy zu trinken. Die ersten zwei Runden klappte das auch ganz gut. Von der Zeit her wusste ich, dass 44 Minuten pro Runde einen 30er Schnitt bedeuteten und da lag ich ganz komfortabel drunter. Nach etwa 2 Stunden Radfahren und dem 6. Viertel Powerbar konnte ich das Zeug nicht mehr sehen und bediente mich aus dem umgeschnallten Bauchbeutel und drückte mir ein sicherheitshalber eingepacktes Zitrusgel in den Hals. Langsam merkte ich meine Oberschenkel, aber das war auszuhalten. Ich hatte die Hoffnung, diesen Teil der Muskulatur beim anschließenden Laufen nicht so stark benutzen zu müssen.

Nach 2:46 Stunden und einem Durchschnittspuls von 132 war das Pedalieren endlich beendet. Ich durfte an der blauen Linie vom Rad absteigen und wieder in die Wechselzone traben. Die Idee mit dem Wasserlassen war wirklich genial, so dass ich sie ein weiteres Mal ausprobierte. Schnell das Trikot gewechselt, Trinkgürtel um, in die Laufschuhe gezwängt und ab ging es auf die letzten 20 Laufkilometer.

Im Training vorher hatte ich maximal 15 Kilometer am Stück trainiert, daher war ich mir nicht sicher, wie weit ich das gewählte Tempo durchalten konnte. Mein Puls stieg beim Laufen auf angenehme 150 bis 155 Schläge, was ein bisschen über meinem normalen GA1-Bereich liegt. Aber ich fühlte mich ganz gut dabei bis auf die Tatsache, dass mein Magen die Umstellung vom Radfahren auf das Laufen nicht so toll fand und ein wenig meuterte. Aber so lange ich den Puls nicht höher puschte und das Befüllen des Magens reduzierte, war es gut auszuhalten. Daher entschloss ich mich, meinen Trinkgürtel nach der ersten Runde (22:18 Minuten) abzulegen, da er mich zudem beim Laufen behinderte.

Meiner Meinung nach war die Laufstrecke pro Runde etwa 200m zu kurz geraten. Ich hatte zwischen Kilometer 2 und 3 eine Zeit von etwa 4 Minuten auf der Uhr, die nie und nimmer stimmen konnte, da ich genau weiss, wie sich ein gelaufener 4er Schnitt anfühlt. Und an anderer Stelle war bei keiner Marke die verschwundene Minute hinzugekommen.

Runde 2 (23:07 Minuten) und Runde 3 (23:14 Minuten) verliefen ebenfalls ohne Probleme, da man wunderbar die vor einem laufende Läufer/innen einsammeln konnte. Erst in der letzten Runde bei Kilometer 18 merkte ich, dass die Kraft nachliess und ich endlich im Ziel sein wollte, um nicht mehr laufen zu müssen. Aber die letzten zwei Kilometer gingen auch vorbei und mit einem locker-flockigen Spurt flog ich noch an einem müden Konkurrenten vorbei ins Zeil, wo die Uhr nach 5:07:55 Stunden für mich stehen blieb. Das Laufen beendete ich mit 1:32:30 Stunden.

Fazit: Die von mir im Vorfeld abgegebene Schätzung von 5:45 Stunden traf ganz und gar nicht zu. Man kann sagen, dass der Wettkampf für mich nahezu optimal verlief und mir riesigen Spass gemacht hat. Ich schätze, dass ich hier nicht das letzte Mal am Start war. Jetzt freue ich mich schon auf die Mitteldistanz beim Inseltriathlon in Ratzeburg.

Hier geht's zu den Bildern.




27. Juni
10. hella Halbmarathon
Hamburg
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
1:19:31 Std.
21,1 km
Inliner
119. von 124
M30
550. von 579
194
In Kürze:

War diesmal als Tempomacher und Wasserträger beim ersten Wettkampf von Michaela dabei.




31. Juli
19. Müritz-Triathlon
Waren (Müritz)
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
aufgegeben
2 - 80 - 20 km
Triathlon
-
M30
-
195
Erlebnisbericht:  Das Fiasko

Zu diesem Wettkampf kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Wir hatten bereits unseren Jahresurlaub in Mecklenburg-Vorpommern gebucht, als mein Schwimmkollege Heinz mir vom Müritz-Triathlon vorschwärmte. Nach ein wenig Recherche im Internet fand ich heraus, dass der Wettkampf im selben Ort und an unserem Anreisetag stattfinden sollte. Nach dem guten Ergebnis in Harsewinkel wollte ich dann einfach mal einen raushauen. Meine Form war gut, leider hat es nicht so gepasst, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Der Schwimmstart dieses sehr sympathischen und familiären Triathlons war im Volksbad von Waren und lag an der Müritz, dem größten Binnensee Deutschlands mit etwas moderigem Geschmack. Von meinem Verein, dem VfL Pinneberg hatten sich noch fünf weitere Triathleten angemeldet, so dass wir schon bei der Abholung der Startunterlagen fast wie alte Bekannte empfangen wurden.

Vor dem Schwimmen machte ich bereits den ersten Fehler: Nach dem Gruppenfoto war zu wenig Zeit, so dass ich mich nicht einschwimmen konnte und auch nicht die Schwimmbrille justieren konnte. Das sollte sich noch rächen.

Nach dem Startschuss machte ich den zweiten Fehler: mit der Masse bin ich in den See gesprintet und versuchte mit Delphinsprüngen schneller voranzukommen. Dass dabei der Puls in den roten Bereich schoss und mir der sehr enge Neo stark die Luft abschnürte genügte, um bei mir ein leichtes Panikgefühl in dem Gewühl der Schwimmer zu erzeugen. Zudem lief die nicht eingestellte Schwimmbrille permanent voll Wasser, was die Situation auch nicht verbesserte. Ich musste anhalten, schluckte Wasser und wäre am liebsten wieder ans Ufer zurückgeschwommen, zumal jetzt auch die langsamen Brustschwimmer an mir vorbeizogen, während ich meine Brille leerlaufen ließ.

Nach etwa einer halben Minute beruhigte sich mein Puls wieder und die Panik verflüchtigte sich, so dass ich mich mit ruhigen Zügen auf die Verfolgung der entflohenen Triathleten machte. Dabei musste ein 1000m langer, viereckiger Kurs zwei mal abgeschwommen werden. Ich musste feststellen, dass die Rolle des Verfolgers gar nicht so schlecht war und ich die Brustschwimmer reihenweise einsammeln konnte. Und die Orientierung war dank der riesiegen roten Ballonbojen auch für mich Blindschleiche recht einfach. Nachdem ich die Runde ein zweites Mal hinter mich gebracht und dabei mindestens zehnmal die Brille leergemacht habe, erreichte ich dann endlich das rettende Ufer. Mich wunderte besonders meine Schwimmzeit von 37:35 Minuten, da sie m.E. auf eine zu kurze Schwimmstrecke schließen lässt. Für die Hampeleien unterwegs hätte ich mit einer 40er Zeit rauskommen müssen.

Da die Wechselzone in direkter Nähe zum Schwimmausstieg lag, konnte man eine recht flotte Wechselzeit hinlegen. Nachdem ich mich aus dem Neo gewürgt hatte, zwängte ich mich ein mein neues, aber hautenges Stadler-Trikot und verließ nach für mich schnellen 2:31 Minuten den ersten Wechsel.

Die Radstrecke war sehr angenehm zu fahren, obwohl sie nicht so topfeben war, wie die in Harsewinkel. Sie geht aus Waren heraus in nördliche Richtung über Neu Falkenhagen, Jägerhof, Alt Schönau, Lansen, Rittermannshagen, Faulenrost bis kurz vor den Ortseingang von Demzin. Hier erreichte man nach knapp 22 Kilometern eine Bushaltestelle, um die man herumfahren musste und sich gleichzeitig verpflegen konnte. Danach ging es auf der selben Strecke wieder zurück Richtung Waren, allerdings nicht direkt bis zum Volksbad, sondern nur bis ca. 150m hinter das Ortseingangsschild, wo der zweite Wendepunkt lag. Nach diesen 40 Kilometern musste das ganze dann noch ein zweites mal absolviert werden. Insgesamt kamen dabei 430 Höhenmeter zusammen.

Bei mir hat das Radfahren noch ganz gut geklappt, obwohl hier die Grundlage für meine spätere Aufgabe zu finden ist. Zum einen hatte mir der Wärmeeinbruch stärker zugesetzt, als ich es gedacht hätte. Seit Donnerstag hatten wir sommerliche Temperaturen, davor wochenlang nur regnerisches Wetter und 10°C weniger. Mein Körper hatte sich noch nicht daran angepasst. Der zweite Faktor war ein gescheitertes Trink-Experiment. Da ich in Harsewinkel beim bzw. nach dem Radfahren Magenschmerzen bekommen hatte, wollte ich durch eine geänderte Trinkreihenfolge mehr Erfolg haben. Ich versuchte, die ersten 40 Kilometer nur Wasser und Reiskuchen zu mir zu nehmen, um dann auf den zweiten 40 Kilometern auf Long-Energy und Power-Gel zu wechseln. Das ganze hatte den Nachteil, dass ich das süsse und warme Zeug nicht in der Menge durch den Hals bekam, wie es für den Flüssigkeitsbedarf notwendig gewesen wäre. Ich habe auf der zweiten Hälfte ganz einfach zu wenig getrunken!

Trotz dieser Misere muss ich sagen, dass die erreichte Zeit von 2:32:58 Stunden, was einen Schnitt von 31,4 km/h bedeutet, auf dieser welligen Strecke ganz passabel war. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ein bisschen verhaltener die ganze Sache anzugehen. Anschließend ging es zum 2. Wechsel, den ich in 2:02 Minuten absolvierte. Dabei durfte ich noch eine Cola-Dusche über mich ergehen lassen. In meiner Gier schnappte ich mir die an meinem Platz deponierte Cola-Flasche, die schon eine gut sonnengewärmte Temperatur hatte. Beim Aufschrauben spritze das süsse Zeug durch die Gegend und verteilte sich erstmal auf meinen Klamotten. Danach nahm ich noch zwei hastige Schlucke, um zur Zeitnahme am Ende der Wechselzone zu traben.

Bereits bei den ersten Schritten merkte ich, dass ich mich nicht mehr so gut fühlte und dass das Radtempo doch ganz schön geschlaucht hatte. Unterm rechten Rippenbogen machte sich ein stechender Schmerz bemerkbar, als wenn eine Stricknadel da reinpiekt. Trotzdem konnte ich den ersten Kilometer in 4:29 Minuten mit geplantem Tempo angehen. Leider wurden die Schmerzen nicht besser, sondern eher stärker. Kilometer 2 ging auch noch in 4:46 Minuten, aber da wusste ich, dass es mit dem Knacken der 5 Stunden Marke nichts werden würde.

Ich drosselte daher das Tempo zum Teil mit Gehpausen, um den Schmerz zu verringern, aber 20 Kilometer konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, durchzuhalten, obwohl die Laufstrecke ganz angenehm ist. Superflach geht es zuerst durch Waren am Hafen entlang, immer den See auf der rechten Seite. Hinter Kilometer 3 geht es auf einen schattigen Waldweg bis zum Wendepunkt bei Kilometer 5.

Die erste Runde, sprich 10 Kilometer habe ich mehr schleichend in 57:28 Minuten rumbekommen, aber da war meine Motivation schon geknickt gewesen. Da es mit den avisierten 5 Stunden nichts werden würde, kam nach den Magenproblen und den Seitenstichen noch die Unlust hinzu. Dass ich dann bei Kilometer 12 umegekehrt bin, war trotzdem eine weise Entscheidung, da ich hinterher Übelkeit und leichten Schüttelfrost bekam. Nach einer Stunde Schlaf war allerdings wieder alles o.k. und die Krabbenpizza mit Knoblauch schmeckte den Abend noch richtig klasse. Nächstes Mal mache ich es besser. Versprochen.




22. August
20. Ratzeburger Insel-Triathlon
Ratzeburg
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
5:16:16 Std.
2 - 88 - 20 km
Triathlon
39. von 55
M35
114. von 177
196
Landesmeisterschaften Schleswig-Holstein:
17. von 22
M35
50. von 69

Erlebnisbericht:  Rehabilitation

4 Uhr 25. Der Radiowecker schnarrt und ich wache aus meinem unruhigen Halbschlaf auf. Perverse Zeit zum Aufstehen, wo andere schön ausschlafen können. Egal. Es ist alles schon für die Abfahrt vorbereitet, sodass ich lediglich meine Standardnahrung einwerfen und mich anziehen muss. Dann noch schnell das Rad aufs Auto und pünktlich um 5 geht's los.

Ich wähle für die Hinfahrt die (laut Internet) schnellste Strecke quer durch Hamburg. Es ist noch dunkel und so gut wie kein Auto unterwegs. Viele Ampeln sind abgeschaltet und gewähren mir freie Fahrt. Am Ende von Hamburg geht es auf die Autobahn Richtung Berlin. Die gleiche Strecke waren wir vor 3 Wochen bereits gefahren, als es in den Urlaub nach Mecklenburg-Vorpommern ging und wo ich in Waren meine letzte Mitteldistanz geloost habe. Ich schaue aus dem Fenster und es graut dem Morgen, sorry, der Morgen ;-) Gemütlich fahre ich in die aufgehende Sonne und denke an die gestrige Wettervorhersage auf RTL. Teilweise Schauer und Temperaturen nicht über 20°C. Mal schauen ob sie recht behalten. Auf jeden Fall werde ich heute keinen Hitzschlag erleiden.

In Talkau geht es ab von der Autobahn auf die Bundesstraße nach Ratzeburg. Nach einiger Zeit erreiche ich den Ort und versuche mich zu orientieren. Ist das erste mal für mich in dieser Gegend. Doch kein Schild oder Hinweis, wo der Triathlon stattfinden soll. Aber da es ja mit dem Schwimmen losgeht, muss es ja irgendwo am Wasser sein und so folge ich einer erfolgversprechend aussehenden Straße Richtung Ortsmitte. Und richtig geraten, ich entdecke in einer Kurve das Gebäude zum Abholen der Startunterlagen. Klaus meinte, die wären hier ganz extrem bei der Ausgabe und würden nach Strasse und Hausnummer fragen. War bei mir aber nicht der Fall. Nur den DTU-Pass wollten sie sehen. Aber ein Kollege neben mir durfte trotz Vollmacht nicht die Unterlagen seines Kumpels mitnehmen. Strenge Sitten.

Auf jeden Fall gibt es das streckenneutrale, dunkelblaue T-Shirt bereits vorab mit den Startnummern, dem Transponder, der Duschwertmarke, der Badekappe und einem (für mich) nutzlosen Rabattgutschein eines ortsansässigen Sportgeschäftes. Selbst die Rahmennummer ist zweigeteilt: eine für den Rahmen und die andere, die man hübsch aufbewahren sollte, weil sie einen für die Abholung des Fahrrades legitimiert. Man erkennt schon jetzt die 20-jährige Erfahrung bei der Ausrichtung eines solchen Events.

Anschließend suche ich mir einen nah gelegenen Parkplatz. Triathleten sind ja im Grunde genommen faul und versuchen so wenig unnötige Wegstrecke wie möglich zurückzulegen ;-) Es ist ein Vorteil, so früh zu starten. Da hat man echt keine Parkplatzsorgen. Ein paar Minuten später entdecke ich 3 meiner Vereinskollegen vom VfL Pinneberg und wir schieben vollbepackt unsere Räder in die Wechselzone.

Dort herrscht bereits reges Treiben, aber nur unter den Mitteldistanzlern, da diese in 3 Wellen um 7:40 Uhr, 7:50 Uhr und 8:00 Uhr starten. Ich werde in der letzten Gruppe sein, zuerst starten die Frauen und die "alten Männer", danach die 40-jährigen und dann die jungen Spunde. In der Wechselzone gibt es ein geordnetes Chaos. Nur die einzelnen Wettbewerbe, Mitteldistanz, olympische Distanz und Volksdistanz sind voneinander getrennt. Jeder kann sein Rad in seinem Bereich also dort abstellen, wo es ihm passt. Ich suche mir eine angenehm breite Lücke, lasse die elendig schwere Tasche auf den Rasen plumpsen und hänge mein Rad auf das Gestänge.

Dann beginne ich damit, die Radflaschen in der vorher festgelegten Reihenfolge zu befüllen. Ich habe mich entschieden, annähernd die gleiche Trinkreihenfolge zu wählen, wie in Harsewinkel, da es dort ziemlich gut geklappt hat. Also bekommt die Radflasche am Lenker LongEnergy von Isostar eingefüllt. Gut, dass es den Wespen noch zu kalt ist. Alles andere ist auch soweit schnell erledigt, so dass ich mich anschließend langsam auf den Weg zu ersten Schwimmstart mache, wo schon ein paar meiner Kollegen ins Wasser hüpfen dürfen.

Der Schwimmstart liegt an einer sandig-flachen Stelle am Küchensee, wobei man direkt an der Wassergrenze am Strand steht und dann hineinwaten muss. Danach geht es in einer gebogenen 90° Kurve nach rechts (optimal anstelle eines rechten Winkels, wo es immer zu Engpässen kommt) auf eine knapp 1000m lange Gerade, wo am Ende gewendet werden muss um die gleiche Strecke zurückzuschwimmen. Nachdem die erste Gruppe ausser Sichtweite ist, mache ich mich auf, um meinen Neo anzuziehen und den Rest der Schwimmutensilien zu holen. Bereits jetzt leide ich unter Atemnot, weil der Neo wohl im Laufe der Zeit kleiner geworden sein muss ;-) So watschle ich dann Barfuss zurück zum Schwimmstart, um die zweite Gruppe zu beobachen. Mit weissen Badekappen, statt der orangenen im 1. Lauf, stürzen sie sich in die Fluten.

Diesmal mache ich es besser als noch 3 Wochen zuvor in Waren, schwimme mich vernünftig ein und justiere meine Schwimmbrille. Hier wird mir ein weiterer Fehler bewusst, der mir in Waren passiert war. Aufgeheizt durch die Sonne und ohne einzuschwimmen bin ich in die Müritz gesprungen. Das kalte Wasser verursachte kurzzeitige Atemnnot, was die Panik bei mir noch verstärkt hat. Daneben kommt es bei zusätzlich höherem Puls zu der Situation, dass ein ausgelassener Atemzug (z.B. wegen Wasserschluckens) die Panik noch verstärkt.

Kurze Zeit später werden wir aus dem Wasser zitiert, um uns an der Startlinie aufzustellen. Diesmal bin ich total ruhig und entspannt. Gar nicht aufgeregt. Der Countdown erfolgt und pünktlich um 8 Uhr reißen die Helfer das uns zurückhalte Flatterband nach oben und geben den Weg frei zum 20. Ratzeburger Inseltriathlon. Ich wate vorsichtig ins Wasser. Es ist angenehm warm. Ich schätze mal so um die 19-20°C. Es wir schnell tiefer, so dass ich mich ins Wasser gleiten lasse. Als Rechtsathmer habe ich mich links eingereiht und versuche nun eine gute Position zu erlangen. Keiner bedrängt mich, alles geht gesittet ab. Jetzt nur nicht versäumen, nach rechts einzubiegen.

Weiter geht's. Vor uns liegt die lange Gerade. Ich versuche die Füße eines vor mir Schwimmenden zu erspähen, um mich hinten reinzuhängen. Da das Wasser verdammt klar ist, fällt es mir leicht jemanden zu finden. Leider scheint der nicht ganz so erfahren zu sein und macht immer wieder Brustzüge, wenn er sich orientieren will. Dass bringt mich aus dem Rythmus. Neben uns zieht eine Gruppe vorbei und ich versuche, mich dort einzureihen. Das klappt schon etwas besser, obwohl ein Tempo geschwommen wird, dass ich nur mit Mühe halten kann.

Unter mir zieht ein riesiger Urwald aus grün-braunen Wasserpflanzen vorbei. Irgendwie gespenstig. Ich habe Schwierigkeiten, das Tempo zu halten. Immer wieder entsteht eine Lücke, die ich zuschwimmen muss. Das macht auf Dauer keinen Spass, zumal ich doch ganz locker schwimmen wollte und wir erst ein Viertel der Schwimmstrecke hinter uns haben. Ich erspähe einen Schwimmer neben uns, der ein bisschen langsamer ist als meine Gruppe. Ich lasse mich ein wenig zurückfallen und hänge mich in seinen Wasserschatten. Optimal. Mein Vordermann schwimmt ein Tempo, bei dem ich gut mithalten kann, ohne mich übermässig anzustrengen. Hoffentlich verliere ich ihn nicht bei der bald kommenden Wendeboje.

Meine Schulter streift eine kleine gelbe Begrenzungsboje. Die hatte ich gar nicht kommen sehen. Sie zeigt mir aber, dass wir nahezu auf Ideallinie liegen. Vor der Wendeboje bildet sich vor mir eine eine ruppige Gruppe von 3 Schwimmern nebeneinander. Ich halte mich dahinter, blicke nach rechts hinten, wo niemand zu entdecken ist. Also kein Problem für mich, rechts um die Wendeboje zu schwimmen und den mir angestammten Platz einzunehmen. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt mir 18:14 Minuten. Na dann kann es ja noch eine 37er Zeit werden, zumal ich obschon locker doch die zurückgelegten Schwimmmeter merke.

Vielleicht 400m halte ich mich noch hinter meinem Vordermann auf, aber irgendwie verliere ich ihn dann doch. Bin wohl etwas langsamer geworden. Oder er schneller. Ich mache mich auf die Suche nach einem neuen "Schwimmpartner". Ich sehe ein paar weisse Badekappen. Wir haben die letzten der vor uns gestarteten Gruppe eingeholt. Neben mir erspähe ich einen rotrückigen Orca, der mir für mein Vorhaben geeignet erscheint. Ich hänge mich hinter ihn und merke, dass er irgendwie zick-zack schwimmt. Ich habe Schwierigkeiten, ihm zu folgen, sehe aber immer noch die Blasenspur, die er im Wasser hinterlässt, mal rechts von mir, mal links von mir.

Irgendwann muss es doch so langsam vorbei sein. So richtig viel Lust habe ich nämlich nicht mehr aufs Schwimmen. Ah, da ist ja wieder der Wasserpflanzenurwald unter mir und rechts kann ich die 250m-Wendeboje der Volksdistanzler erkennen. Ich versuche mal nach vorne zu schauen (etwas, was ich die ganze Zeit so gut wie gar nicht getan habe) und unterlasse es, da wir jetzt genau in die aufgehende Sonne schwimmen und rein gar nichts zu sehen ist. Also versuche ich, so gut es geht voranzukommen. Eine Schwimmpflanze wickelt sich um mein rechtes Handgelenk und lässt mich schaudern. Auch die Sträucher des Ufers auf der linken Seite kommen irgendwie immer näher.

Auf einmal höre ich eine Stimme neben mir. "Jetzt links raus" ertönt es. Ich schaue hoch, sehe einen Kajakfahrer und direkt vor mir den Ausstieg. Wo der Puls beim schwimmen noch angenehme 148 Schläge hatte, verursacht die Änderung der Köperlage in die Senkrechte mit folgendem Spurt zur Zeitnahme ein Hochschnellen auf knappe 160, die mich kurzathmig werden lassen. Nach 35:19 Minuten werde ich registriert. Wow, so schnell kann ich schwimmen, wenn es gut klappt.

In der Wechselzone gibt es nichts besonderes zu vermelden. Nach 3:14 Minuten verlasse ich sich sie mit staksigen Laufschritten. Mit Radschuhen einigermassen schnell zu laufen muss total bescheuert aussehen. Ich schwinge mich auf's Rad, biege nach rechts und versuche, mich langsam einzurollen. Doch bereits nach gut 300m kommt ein etwa 30m langes, extrem holpriges Kopfsteinpflasterstück, dass mich auf knapp 0 km/h abbremsen lässt und mich aufs heftigste durchschüttelt. Überall sieht man verschiedene Utensilien verteilt, von der Banane über Power Bars und Tüten mit Ersatzschläuchen. Weiter geht's.

Um auf die erste von zwei Radrunden zu kommen muss man auf dem Hinweg erst mal eine ganz fiese Steigung hochkurbeln. Da bekommt der eine oder andere bereits jetzt einen roten Kopf. Ich habe mir vorgenommen, das Radfahren verhaltener anzugehen, als noch vor 3 Wochen in Waren, als mir die Hitze und das hohe Tempo ordentlich zugesetzt hatten. Versuch Dich diesmal so wenig wie möglich anzustrengen, sage ich zu mir.

Der weitere Verlauf der Radstrecke ist gekennzeichnet durch ein permanentes Auf und Ab. Nicht wie in Harsewinkel, wo die Radstrecke ein einziges Flachstück ist und nicht wie in Waren, wo langgezogene Wellen zu finden sind. Immer wieder kurze Huppel lassen keinen rollenden Rythmus zustandekommen. Es geht zunächst Richtung Schmilau und weiter nach Mölln. Ich fahre durch ein langes Waldgebiet und genieße die klare, herrlich riechende Waldluft. So macht Triathlon echt Spass!

Es geht weiter durch Brunsmark. Ich denke an meinen Kumpel Michael. Was der wohl jetzt zur Vorbereitung auf den Soester Stadtlauf so treibt? In Sterley gibt es Verpflegung, die ich dankend ablehne. Habe alles notwendige am Mann. Schon bei Kilometer 10 habe ich begonnen, selbstgebackenen Reiskuchen, den ich vorzüglich vertrage, zu essen und dabei LongEnergy zu nuckeln.

Es geht durch Dargow und der Belag wird rauher. Er massiert einem kräftig den unter Blutarmut leidende Genitalbereich. Weiter geht es nach Bresahn. Hier riecht es ganz penetrant und intensiv nach Bauernhof, so dass ich froh bin, den Ort wieder zu verlassen. Kurz vor Kittlitz, etwa bei Kilometer 30 ist meine Trinkflasche bereits leer. Ich will sie neu befüllen, aber im Ort muss erst noch eine erwähnenswerte Steigung bewältigt werden. Vor mir fährt die Nummer 228 und geht schwankend aus dem Sattel. Ich muss schmunzeln und denke "Flachlandtiroler". Im Sattel sitzen bleibend schalte ich auf meinen kleinsten Gang, kurbele ganz entspannt an meinem schnaufenden Kontrahenten vorbei und habe ihn dann nicht mehr wiedergesehen.

Danach befülle ich dann mit einem gekonnten Balance-Akt meine Lenkerflasche neu. Diesmal mit wässriger Natrium-Chlorid-Lösung, sprich Appolinaris. Habe ich mir extra wegen des hohen Salzgehaltes gekauft. Die ersten Schlucke sind ganz schön gewöhnungsbedürftig, wenn man sonst nur natriumarmes Wasser trinkt. Aber hier heiligt der Zweck die Mittel. Zum Ende der ersten Runde ziehe ich Bilanz. Ich fühle mich gut und bin absolut zuversichtlich, was die kommende Runde betrifft.

Ich komme an einem Pflegeheim vorbei. Zehn bis zwölf Behinderte sitzen in Rollstühlen oder stehen am Straßenrand und applaudieren. Ich winke dankend zurück, lächle und muss innerlich schlucken. In solchen Momenten wird einem das eigene Ich und seine  Lebenssituation ganz besonders bewusst. Doch da werde ich abgelenkt. Eine Wespe fliegt mir an den Hals, prallt ab und fällt irgendwo nach unten. Jetzt bloss nicht so ein Vieh ins Trikot bekommen. In schmerzhafter Erinnerung ist mir der Stich während des Urlaubs, als sich ein solches Insekt in meiner Bauchfalte verewigt hatte.

Die zweite Runde geht dann auch recht unspäktakulär zu Ende. Auf dem Rückweg nach Ratzeburg meint ein mich Überholender, dass die Kilometer-Schilder auf der Radstrecke wohl nicht ganz richtig standen (sie standen alle 5 Kilometer, was beim Triathlon nicht selbstverständlich ist) und dass die in der Ausschreibung genannten 85 Radkilometer doch wohl 88 km waren. Mir soll es recht sein. Nach 2:55:40 Stunden stoppe ich meine Radzeit. Mal die 88 km zugrundegelgt kann ich mich über den Schnitt von 30,1 km/h nicht beschweren (wenigstens eine 3 vorne ;-). 445 Höhenmeter habe ich dabei überwunden. Wichtig für mich, ich habe keine Magenschmerzen, wie im Juni in Harsewinkel und bin noch ganz fit für die Laufstrecke.

Und das die es in sich haben solle, hat mit mein Schwimmkollege Heinz bereits vorher verraten. Aber man glaubt es ja meistens erst, wenn man es selbst gesehen hat. Die Wechselzone in 2:32 Minuten hinter mir gelassen mache ich mich mit voller Blase auf die 10 km-Runde um den Küchensee, die zweimal zu laufen ist. Als das Publikum hinter mir verschwindet, schlage ich mich in die Büsche, um mich zu entleeren. 30 Sekunden Zeitverlust ist zu verschmerzen. Am Ende der langen Geraden kommt ein Knick, der gleich mal steil in die Höhe geht. Nur auf Zehenspitzen komme ich einigermassen zügig hoch. Ein Hinweis auf noch kommendes?

Der erste Kilometer steht mit 4:14 Minuten auf der Uhr. Nachtigall, ich hör Dir trapsen. Wenn so etwas passiert, sprich wenn ich eine 30sekündige Pause mache und trotzdem in 4:14 Minuten durchlaufe, dann stimmt was nicht mit der Position der Schilder. Und daher werde ich mich auf dieser Strecke nicht weiter auf absolute Zeiten verlassen und hoffe nur, dass die 10 Kilometer wenigstens von der Länge her passen. Bei Kilometer 2 kommt die erste Kontrolle und eine Verpflegungsstelle. Nebenbei bemerkt geht es auch hier verdammt kräftig bergauf und wir laufen mittlerweile nur noch auf unbefestigten Waldwegen.

Ich nehme einen Becher mit Wasser, gehe ein steiles Stück und trinke dabei. Hunger habe ich keinen und auch keine Lust etwas zu essen. Die 20 Kilometer wird es schon reichen. Ich fühle mich ziemlich gut. Bei Kilometer 3 kommte das härteste, weil längste Steigungsstück. Ich beginne, die harte Strecke richtig gut zu finden. Jörg, der in der Endabrechnung den 4. Gesamtplatz belegen wird ist bereits auf seiner zweiten Laufrunde, muntert mich auf und fliegt an mir vorbei, während ich noch mit dem Berg kämpfe.

Immer wieder tauchen vor mir andere Läuferinnen und Läufer auf, die ich mühelos passieren kann. Keiner zeigt Gegenwehr und ist nur mit sich selbst beschäftigt. Kurz vor Kilometer 5 ist die Kontrollstelle mit Transpondercheck und eine weitere Verpflegungsstelle, die ich diesmal auslasse. Ich sammle immer mehr Triathleten ein und komme regelrecht in einen Rausch. Die Zeiten auf der Uhr nehme ich nur nebenbei wahr. Immer noch geht es hoch und runter durch den Wald, während ich so meine Studien über unterschiedlichste Laufstile betreibe. Eine Athletin überhole ich, die mit fast 90° abgewinkelten Armen läuft. Ein anderer ähnelt mehr dem Glöckner von Notre Dame als einem laufenden Triathleten. Schon interessant, was einige ihrem Körper so alles abringen.

Hinter Kilometer 7 kommt die nächste Verpflegungsstelle, die ich wieder ignoriere. Ebenso, wie die ersten Ermüdungssignale meines Körpers. Kurz vor Kilometer 9 geht es von einem schmalen Trampelpfad kommend direkt auf einen Fussweg an einer Strasse entlang, wo viele Autos im Stau stehen. Wahrscheinlich wegen uns, hi,hi. Ich laufe Richtung Ziel, komme am Restaurant "Der Seehof" vorbei, wo ein "herrlicher" Fischduft in der Luft wabert. Mir wird schlecht. Schnell weiter.

Die erste Runde habe ich in 46:08 Minuten absolviert, was mir in diesem Augenblick gar nicht bewusst ist, weil mir das Rechnen schwerfällt. Ich meine zu wissen, dass die Zeit für meine Verhältnisse und die schwere Strecke ziemlich gut sein muss. Doch leider geht es mit diesem Schwung nicht weiter. Mein Körper lässt stärker nach, als ich es will.

Bei Kilometer 12 nehme ich nochmal Wasser und stiefele den Berg hoch. Ich möchte lieber gehen, aber irgend etwas treibt mich an, weiterzulaufen. Bei den Steigungen habe ich das Gefühl, eine unsichtbare Hand schiebt mich das letzte Stück bis zur Kuppe. Bergab lasse ich mich nur noch trudeln und
fühle mich total leer. Bei Kilometer 15 bekomme ich auch noch waschechtes Magenknurren. Ach, nee. Nicht jetzt. Die letzten 5 km müssen auch noch ohne gehen. Tun sie aber nicht.

Ich mag das Gefühl eines kneifenden Magens nicht besonders, vor allen Dingen nicht, wenn ich dann noch dabei am Limit laufen soll. Was soll ich jetzt m
achen? Bei Kilometer 16 habe ich endlich die Antwort. Meeensch, Du hast doch noch Power-Gel in Deiner Trikottasche. An einer Steigung verfalle ich ins Wandern, fummle die Tüte raus und drücke mir in zwei großen Schüben die schmierige, nach Vanille schmeckende Masse in den Mund. So, der Magen hat was zu tun, der lässt mich ab jetzt hoffentlich in Ruhe zu Ende laufen.

 
Und wie ich den 18. Kilometer so vor mich hinvegetiere, merke ich, wie das Leben in meinen Körper zurückkommt. Erst langsam, dann immer heftiger. Als wenn man bei einer Spielzeugmaus die Feder neu aufgezogen hätte. Die vor mir laufenden werden wieder zur Beute. Ich schaffe es, noch zwei von ihnen zu überholen, als es wieder auf den Fussweg Richtung Ziel geht. Hinter mir im Schlepptau ein Läufer der olympischen Distanz, der langsam an mir vorbeizieht. Kein Probelm für mich. Ich genieße den Zieleinlauf in vollen Zügen, freue mich und drücke nach 5:16:16 Stunden endgültig auf meine Stoppuhr.


Untenstehend meine Splitzzeiten beim Laufen, für alle, die es interessiert:
km 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ges.
1. Runde 4:14 4:57 4:16 4:14 4:41 4:31 4:24 5:26 4:03 5:22 46:08
2. Runde 5:35 5:39 4:53 4:59 5:33 5:24 5:38 6:52 4:30 4:20 53:23











1:39:31
(Insgesamt 160 Höhenmeter)




3. Oktober
14. Soester Stadtlauf
Soest
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
41:34 Min.
10 km
Volkslauf
7. von 59
M35
36. von 359
197
Erlebnisbericht:  Schlechter Wirkungsgrad

Tja, da ist das mit meiner Wette leider nix geworden. Mit meinem "Patenkind" aus Herne, dem Michael, hatte ich gewettet, dass ich ihm hier in Soest eine ganze Runde abnehmen werde. Es wäre auch denkbar knapp geworden, wie bei den Profis. Die Tagesform hätte das ganze entschieden. Dummerweise machte Michaels Immunsystem schlapp (wahrscheinlich aus Angst ;-) und eine Erkältung hinderte ihn am Start. So musste ich mich also mental ein bisschen umdisponieren und meinen Streifen allein durchziehen.

Das Wetter meinte es gut mit uns. Meiner Meinung nach etwas zu gut, denn 18°C und Sonnenschein waren eindeutig zu warm für mich. Ich merkte es schon nach dem Einlaufen, als der Puls nicht in die gewohnten Regionen zurückkehrte. Ich schob es zunächst auf Vorstartnervosität.

Als dann der Starter das Feld des Zehners um sich versammelte, sicherte ich mir eine sehr günstige Position in der zweiten Startreihe. Und plötzlich war meine Nervosität verschwunden. Beim Countdown merkte ich, wie eine Wahnsinnsruhe durch meinen Körper wanderte. Phänomenal. Diese
Ruhe hielt allerdings nur bis zu dem Augenblick, als mich der Startschuss aus meiner Meditation riss.

Und los gings. Mit einem Affenzahn die Fußgängerzone runter und links um die Ecke.
Ein wenig drängelig war es schon, aber zum Glück hatte ich nicht so viele langsamere Läufer vor mir (wie auch ;-). Der erste Kilometer ging auch noch ganz gut, mit 3:44 Minuten war ich für meine Verhältnisse recht flott, aber nicht zu flott unterwegs. Dachte ich.

 Der Rückweg zum Ziel war durch das leichte Gefälle etwas entspannend, aber der Puls, der durch den vorherigen Anstieg in den roten Bereich geklettert war, kam nicht mehr runter wie gewohnt. Knapp an der Atemnotgrenze hechelte ich Richtung Rathaus, wo ich noch mit einer guten 7:36 durchlief.

 Aber das war es im Prinzip auch gewesen. Durch den hohen Puls, der zwischen 5 und 10 Schlägen über dem Normalpuls (bei diesem Tempo) lag, war der oben angesprochene Wirkungsgrad entsprechend schlecht. Das Lauftempo ging in den Keller, die Durchgangszeit bei der Hälfte mit 20:15 Minuten zwar noch im Rahmen des Minimalziels unter 41 Minuten, aber das war auf Dauer nicht haltbar.

So begnügte ich mich, den Puls in akzeptablen Höhen zu halten, ungeachtet des langsameren Tempos. Zwischenzeitlich erreichte ich meinen alten SAP-Kommilitonen Edgar an der Thomä-Therme, feuerte ihn kurz an und ackerte mich zum vierten mal die Steigung hoch.

 Auf dem letzten Kilometer gab es dann noch eine kleine Überraschung: Achim Hauertmann, der Chef vom Active Sport Shop in Hamm, dem ich die Domain "www.laufen-in-soest.de" zu verdanken habe, lief zu mir auf und wir quatschten ein paar hundert Meter. Aber als es dann um die letzte Kurve am Potsdammer Platz ging, ließ Haui mich ziehen. Ich zog das Tempo etwas an und den Puls auf 189. Bei 41:34,1 Minuten blieb die Uhr für mich stehen.

Fazit: mehr war bei der Temperatur für mich nicht drin. Mal schauen, wie ich im Winter die Hamburger BSV-Crosslaufserie überstehe, wo ich ein paar mal über die Langstrecke starten will. Danach sollten die 41 Minuten sicherlich bald fallen.





14. Oktober
9. Teutolauf
Hohne-Lengerich
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
2:15:10 Std.
27,5 km
Waldlauf
35. von 114
M35
154. von 779
198
Erlebnisbericht:  Einfach klasse (mit Bildern)

Hohne, der Ortsteil von Lengerich liegt in der Nähe von Osnabrück, im Teutoburger Wald, genauer gesagt im Tecklenburger Land und fahrtechnisch optimal an die A1 angebunden. Allerdings nur, wenn man nicht wie ich einen Anfahrtsweg von 260 Kilometern vor sich hat und durch einige Baustellen um Bremen (Brinkum) und einige Staus ausgebremst wird. Das nagte schon ganz gewaltig im Vorfeld an meinem Nervenkostüm und ich sah mich schon auf dem Rücksitz des Wagens sitzend, Michaela fahrend, mich in meine Laufklamotten zwängend und anschließend der bereits gestarteten Meute hinterherhechelnd.
Aber glücklicherweise ist es nicht so weit gekommen. Wir parkten den Wagen auf einem holperigen Grasacker und gingen ein paar hundert Meter bis zum Start.

 Bereits von weitem hörten wir den Sprecher Jochen Heringhaus fachkundig das Publikum unterhaltend. Jochen hat den Spitzname "Van-Man" und ist allseits beliebter Moderator bei vielen Laufveranstaltungen. Die Startnummer war trotz der langen Schlange an der Ausgabe schnell abgeholt. Nicht nur hier merkt man die tolle Organisation. An vielen anderen Stellen schimmerte sie immer wieder durch. Und so reihte ich mich denn um kurz vor zwei etwa im ersten Viertel des Starterfeldes ein und lauschte dem Countdown des Van-Mans: "Fünf, vier, drei, zwei, eins".

Die ersten zwei Kilometer ging es noch relativ flach zum Einlaufen los. Welches Tempo soll ich einschlagen? Keine Ahnung. Erst mal locker antraben (nicht wie beim Soester Stadtlauf vor zwei Wochen ;-). Hatte mir gar keine konkrete Zeit vorgenommen. So zwischen 5 und 6 Minuten pro Kilometer, da ich ja nicht wusste, was auf mich zukommt. Kurz vor Kilometer zwei ging es dann links ab von der geteerten Straße und es begann der etwa zwei Kilometer lange Anstieg zur Alex-Schott-Hütte, die mit 235m den höchsten Punkt des Laufes markierte. Die Steigung war recht anspruchsvoll für meine Verhältnisse. Sie ging auf Wander- und Trampelpfaden quer und immer bergan durch den Wald. Vor mir begann ein Läufer heftig zu keuchen, verfiel ins gehen, um dann wieder erneut anzutreten. Das ging mir auf den Keks und ich sah zu, dass ich das Elend nicht weiter beobachten musste und schlängelte mich auf dem engen Pfad an ihm vorbei.

Puh, das war schon ein echter Kraftakt bis ganz nach oben. Aber ab hier konnte man bis Kilometer 12 recht locker laufen lassen, da es meistens bergab ging und nur von wenigen harmlosen Steigungen unterbrochen wurde. Es ging vorbei an der Waldgaststätte Malepartus über den Hermannsweg hinunter nach Bad Iburg. Wir kamen an einem Wassertretbecken vorbei und ich hätte am liebsten meine qualmenden Füße reingehalten. Die im Training gezüchtete Blase machte sich zwickend und brennend bemerkbar. Aber nichts da. Keine Pause, denn ich sah bereits, dass sich die vor mir laufenden nicht auf meiner Augenhöhe, sondern darüber aufhielten, was die nächste Steigung ankündigte.

Und die hatte es verdammt in sich. Es ging 150m mit 20% Steigung und 20 dazwischengestreuten Stufen steil bergauf zum Urberg. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht laufen können, denn meine Vorderleute hatten sich entschlossen, im Gänsemarsch hintereinander den engen Pfad hochzukraxeln. Mir war es recht so.
Aber etwa bei Kilometer 14 hatte man das schlimmste überstanden. Ein kurzes Telefonat mit Micha, um ihr die geschätzte Endzeit (wegen der Foto's ;-) und meinen Gemütszustand durchzugeben und schon ging es wieder bergab. Ein Läufer mit der Nummer 495 lief hinter mir. Ich identifizierte ihn später bei dem Blick in die Ergebnisliste als Rene Romdane-Hebbe vom SC Melle 03. Ich wollte ihn vorbeilassen, da er bergab schneller war als ich, aber irgendwie kamen wir so ins Gespräch. Rene läuft erst seit ein paar Jahren und ist dieses Jahr in Köln 3:33 Stunden gelaufen. Ist schon interessant, was man sich so alles erzählt, wenn man genug Luft hat. Die keuchende Meute hinter uns, die wir mehrmals zum Überholen animierten dachte wohl, wann halten die Labertaschen denn endlich dir Klappe.

So flogen die Kilometer an uns vorbei. Zuerst hatte ich etwas Sorge, dass durch das Quatschen der Kilometeschnitt versaut wird, aber das Problem löste sich dann von selbst. Auf der Bergabpassage nach Kilometer 16 konnte ich Rene nicht mehr folgen und er entschwand langsam. Doch nach einem Kilometer sah ich ihn dann wieder, allerdings in den Büschen stehend einem natürlichen Bedürfnis folgend. Ich hatte leider nicht die Kraft, etwas zu rufen und schon lag ich wieder vor ihm. Und es dauerte eine lange Zeit, bis er sich wieder herangekämpft hatte.

Denn ab Kilometer 18 ging es nun wieder bergan und der Vorteil lag wieder auf meiner Seite. Dieser Anstieg ist mit vier Kilometern Länge zwar der längste, aber er ist nicht so angsteinflößend, wie die vorigen. Und bei Kilometer 21 kam ich endlich an den Punkt, auf den ich schon lange gewartet hatte: DIE DOMINOSTEINE. Bereits kurz vorher hatte ich überlegt, ein Powergel reinzudrücken, um etwas Sprit nachzufüllen. Doch an der Verpflegungsstelle disponierte ich schnell um, griff mir rechts einen Wasserbecher und links zwei Dominosteine, verfiel in schnelles Walken und mampfte die köstlich schmeckenden Kalorienbomben.

Und plötzlich war Rene auch wieder da. Es ging einen kurzen Moment bergab und er zog an mir vorbei. Aber nicht lange. Etwa bei Kilometer 22 ging es auf eine geteerte breite Strasse, die sich langsam aber stetig den Berg raufzog. Ich fühlte mich wie Pinoccchio. Meine Beine waren wie aus Holz. Trotzdem ging es bergauf sehr viel besser als bergab. Als die Strasse oben angekommen war dachte ich, endlich ist es vorbei, aber es ging gemeinerweise nochmal rechts in den Wald und noch ein kleines Stückchen hoch. Am Ende erwartete uns erneut ein Verpflegungsstand. Ich griff mir einen Becher Cola, leerte ihn halb und machte mich auf den Heimweg. Eigentlich geht es jetzt nur noch bergab, dachte ich. Wir "flogen" eine graue, breite Schotterpiste den Berg hinunter und wurden von zwei kommerziel aussehenden Fotografen "abgeschossen". Rene lief natürlich wieder an mir vorbei. Ich rief ihm zu, wenn er noch mal Pinkeln müsste, dann könnten wir gemeinsam ins Ziel laufen.

Bei Kilometer 25 gab es dann die letzte Verpflegungsstelle, die ich aber nicht in Anspruch nehmen wollte und brauchte. Viel mehr sah ich, dass sich trotzdem nochmal eine fiese etwa 100m lange Rampe in den Weg der Läufer stellte. Bis auf 20m kam ich noch mal an Rene heran, aber das war es dann auch. Ich begnügte mich damit, locker und ohne große Verluste bis ins Ziel zu traben, als bei Kilometer 26 jemand laut stöhnend an mir vorbeilaufen wollte. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn und dachte ich kucke nicht richtig. Ein paar Schritte beschleunigend lief ich zu ihm auf und erkannte ihn: Uli Sauer aus Witten, den Webmaster von Laufen-in-Witten.de, den ich beim Soester Stadtlauf in Soest 2003 erstmalig persönlich kennengelernt hatte und dessen Seiten ich seit Jahren schätze. Ein kurzer Wortwechsel nur und dann machte sich Uli auf die Verfolgung von Rene.

Im Zielkanal wurde es dann nochmal spannend, allerdings nur für Rene und Uli. Uli schaffte es doch glatt, dem mindestens 15 Jahre jüngeren Rene noch eine Sekunde abzuknöpfen. Ich begnügte mich damit, meine Holzbeine so locker wie möglich ins Ziel zu bringen und freute mich, bis auf die Blasen an meinen Füßen alles schadlos überstanden zu haben. Die Eindrücke, die ich während dieses langen Laufes gesammelt habe, werden hoffentlich noch lange anhalten.





30. Oktober
1. BSV-Crosslauf 2004/2005
Hamburg (Horner Rennbahn)
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
41:31 Min.
9,4 km
Crosslauf
20. von 63
M35
94. von 405
199
Vorwort:  Die BSV-Crosslaufserie

Ein Tor zu einer anderen Welt tat sich auf, als ich Anfang 2004 mehr durch Zufall davon erfuhr, dass es in Hamburg eine Crosslaufserie geben sollte. Der Zugang zu dieser Serie gestaltete sich aber als schwierig. Im Internet fand ich die äußerst informative Seite von Kuddl Voss, einem der Päpste in diesem Bereich, wo ich schon eine ganze Reihe antworten auf meine Fragen fand:

Der Hamburger Betriebssportverband ist ausgesprochen umfangreich und stark entwickelt in den unterschiedlichsten Sportarten. Eine der (für mich) wichtigsten ist die Leichtathletik. Man erlangt Zutritt zu dieser "erlauchten Gruppe", in dem Mitglied in einer der zahlreichen Betriebssportgruppen wird. Jeder, der bei einer Firma arbeitet, die Betriebssport in der jeweiligen Sparte (hier Leichtathletik) anbietet, kann ausschließlich bei seiner eigenen Firma Mitglied werden. Andere können sich eine beliebige Gruppe aussuchen. Eine weitere Vorraussetzung ist, dass man im Besitz eines gültigen Leichtathletikpasses ist, den man sofort bei Eintritt in die BSG anfordern sollte.

Obwohl es für mich nicht mehr möglich war, in die laufende Crosslaufserie einzusteigen, habe ich mich im Februar 2004 bei der SG Gruner + Jahr als Mitglied in den Sparten Leichtathletik und Radsport eingeschrieben. (Als Radsport-Mitglied mit einem gültigen BDR-Pass kann man bei Radtouristiken statt für 8 Euro für 3 Euro starten.) Dementsprechend gespannt war ich dann auch, frisch in die Crosslaufserie einzusteigen.

Das ganze Jahr über hätte ich zudem noch an verschiedensten Bahn-Wettkämpfen (immer Mittwochs) oder Werfertagen teilnehmen können. Ebenfalls gab es noch eine 10km-BSV-Meisterschaft in der Speicherstadt sowie einige andere interessante Veranstaltungen, die ich aber wegen meiner Triathlon-Aktionen den Sommer über nicht wahrnehmen konnte und wollte. Das Stargeld bei BSV-Veranstaltungen ist übrigens erfreulich niedrig und wird in der Regel von der vertretenen Firma gezahlt. Und ein garantierter Startplatz beim Hamburg-Marathon ist ebenfalls enthalten, da es dort eine separate BSV-Wertung gibt.

Die Crosslaufserie umfasst insgesamt 8 Läufe, die den ganzen Winter über etwa im 3-4 Wochen-Rythmus stattfinden. Angeboten werden eine Kurzdistanz mir 3 - 5 km Länge, einer Mitteldistanz mit 6 - 8 km und einer Langstrecke zwischen 9 und 11 Kilometern. Fünf der acht Serienläufe muss man in einer der zuvor genannten Kategorien absolviert haben, damit man in die Serienwertung kommt. Ich habe mich bei dieser Serie bewusst für die Langstrecke entschieden, um den Winter über gezielt an meiner Tempohärte arbeiten zu können und Abwechslung zu haben.

Ein wenig später habe ich dann noch eine Seite eines ähnlich verrückten wie mich entdeckt: auf der Seite von Hartmut Sickart gibt es nach jedem Lauf einen liebevoll zusammengestellten Bericht, der seitdem bei mir zum Standard-Surf-Repertoire gehört.

Terminübersicht:

30.10.04  Horner Rennbahn ja

29.01.05  Sülldorf (Blankenese) ja
27.11.04  Bahrenfeld I
nein

19.02.05  Tangstedter Forst evt.
11.12.04  Hamburger Stadtpark ja

05.03.05  Bergedorfer Gehölz nein
08.01.05  Bahrenfeld II
ja

09.04.05  Niendorfer Gehege ja



Erlebnisbericht
:  Gezogene Handbremse

Erstmalig war ich am Start eines BSV-Laufes und schon mächtig gespannt, was mich dort erwartete. Ausrichter dieses ersten Serienlaufes war der SV Rapid und als Crosslaufareal war die Horner Rennbahn, ihres Zeichens eine Galopprennbahn, auserkoren worden. Ich glaube, traditionsgemäß findet der erste Lauf immer dort statt. Dass es sich bei den Läufern um eine eingeschworene Gemeinschaft handelt, wird besonders an der "Kostümierung" der verschiedenen Läuferinnen und Läufern deutlich. Nahezu jeder trägt voll Stolz das Trikot der Firma, für die er startberechtigt ist. Das ist kein Vergleich zu den "normalen" Laufveranstaltungen, wo Hinz und Kunz(t) in Radlertrikot, Regenjacke oder verwaschenem Baumwollshirt mitrennt. Auch Nachmelder gibt es keine. Man muss sich schon vorher überlegen, ob man mittun will oder nicht.

Ebenfalls fällt die extreme Grüppchenbildung auf. Fast jede größere BSG hat ein Schild oder ein Transparent dabei, auf dem der Fimenname oder das Logo prangt. Siemens hatte sogar einen eigenen kleinen Pavillion aufgebaut, wo die Aktiven ihre Taschen unterstellen konnten.

Als ich an der Horner Rennbahn ankam, war es bedeckt und windstill. Ich rechnete jeden Moment damit, dass es anfängt zu regnen. Die Kurzdistanzler waren bereits auf ihrer einen Runde unterwegs, schafften es aber nicht, dass Geläuf für die Langstreckler zu malträtieren. Dafür sorgten wir hinterher schon selbst. Die Streckenführung ging nicht zu 100% über die Rennbahn, wie man im ersten Moment vielleicht glauben mag. Dennoch musste in unterschiedlichen Schleifen zu etwa 70% auf einer Grasnarbe gelaufen werden, während der restliche Belag aus Schotterwegen bestand. Insgesamt waren drei Runden zu absolvieren. Das Höhenprofil drucke ich hier mal nicht an, denn dann könnte ich im Prinzip auch eine gerade Line reinmalen. Die höchste Erhebung war schätzungsweise einen halben Meter hoch. So etwas flaches habe ich außer auf einer 400m Rundbahn noch nicht erlebt (Da hat die Aschenbahn im Soester Jahnstadion mehr Höhenmeter, läster, läster).

Vor dem Rennen schaute ich mich um, ob ich nicht jemanden aus meiner G+J-Truppe erspähen konnte. Einen fand ich denn auch, den ich zwar noch nicht kannte, aber dann schnell kennenlernte. Henrik hieß er, macht zudem seit 2 Jahren Triathlon und läuft jetzt die Crossläufe "just for fun" mit. Wir reihten uns im letzten Drittel des Teilnehmerfeldes ein und quatschten noch ein bisschen. Da fiel mir auf, dass mein Pulsmesser keine Werte anzeigte. So ein Mist. Mit Spucke noch ein bisschen nachgeholfen, aber dem Teil war kein Lebenszeichen zu entlocken. Musste ich halt nach Gefühl laufen und unnötigen Ballast mitschlören.

Als Zielzeit hatten Henrik und ich eine Zeit von 45 Minuten avisiert. Ich selbst wusste nicht, wie ich die Schwere der Strecke einzuschätzen hatte und hatte zudem noch meine Wurzelspitzenresektion der vergangenen Woche als möglichen Tempoblocker im Hinterkopf. Als die Zeit dann auf 14:00 Uhr vorangeschritten war und das Starterfeld andächtig an der Startlinie stand, knallte urplötzlich ein Schuss und vorn weg sah man die schnellen Hasen die Flucht ergreifen.

Ich wollte auch gerne in den Laufschritt verfallen, aber das ging erstmal nicht. Stau und zähfließender Läuferverkehr waren angesagt. Als es durch die erste Pfützenlandschaft ging, hörte man besonders aus weiblichen Mündern häufig "iiiiieh"-, "äääääh"- und "bäh"-Laute. "Weicheier und Warmduscher", dachte ich. Wofür heißt das denn Crosslauf. Da gehört einsauen einfach dazu und macht Spaß.

An einem Tor, das wir passieren mussten, sackte das Lauftempo auf Null ab. Stau auf der ganzen Breite und langsam stapften wir um die Schikane herum. So langsam versuchte ich Fahrt aufzunehmen, was allerdings immer wieder durch Engpässe und vor mir laufende unterbrochen wurde. Henrik hatte ich in dem Gewühl aus den Augen verloren. Er sagte mir später, er hätte mich noch eine ganze Zeit beobachtet, meinem Tempo aber nicht folgen können.

Weiter und weiter ging es auf dieser ersten Runde. Die Grasnarbe war zwar etwas durchweicht, aber noch ganz gut zu laufen. Läufer um Läufer überholte ich und kurvte mit gutem Druck über die enggeschlungenen Wege. Etwa bei der Hälfte ging es an einem größeren Teich vorbei, der von mannshohem Schilf eingeschlossen war. Eine kurze Sandpassage überquerten wir und ich konnte nur mit Mühe einem knöcheltiefen, etwa ein Meter großen Loch im Sand ausweichen. Das war echt knapp und hätte böse ausgehen können.

Hinterm Teich ging es dann innen am Begrenzungszaun der Rennbahn entlang, gesäumt von zahlreichen Pappeln, deren Laub ein angenehmes Polster beim Laufen bildete. Jetzt setzte auch noch leichter Nieselregen ein. Typisches Hamburger Schietwetter halt. Aber zum Crosslaufen genau richtig :-). Gut, dass ich vorher sicherheitshalber Kontaktlinsen reingetan hatte. Die erste Runde passierte ich in 14:03 Minuten. Schnell gerechnet könnte dann ja eine 42 statt einer 45 rauskommen. Schaun mer mal, was noch geht.

Die zweite Runde war auch schon wesentlich matschiger, aber auch freier zu laufen, da sich das Feld nun auseinandergezogen hatte. Der Druck war immer noch da, die Atmung war o.k. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, es wird zu eng, habe ich mich kurz hinter eine vor mir laufende Gruppe gehängt, kurz verschnauft und war dann mit neuem Schwung dran vorbeigezogen. Hat richtig Laune gemacht. Kurz vor Ende der zweiten Runde blinzelte ich auf die Zwischenzeit meiner Stopuhr und sah irgendetwas mit 14:20, was meine Motivation etwas dämpfte. "So langsam warst Du doch gar nicht unterwegs", dachte ich. Aber als ich dann an der Zeitnahme der 2. Runde vorbeikam, war ich angenehm überrascht, eine 13:38 zu stoppen. Was war da denn wieder verkehrt? Langsam wurde es mir klar: ich hatte dummerweise die Uhrzeit statt der Splitzeit eingestellt. Puh, das gab wieder neuen Mut.

Die dritte Runde war noch ein bisschen tiefer und schwieriger, als die vorigen. Auch die vor mir laufenden Gruppen hatten nun etwas größeren Abstand, der schwieriger zuzulaufen war. Da entdeckte ich auf einmal einen unnachahmlichen Laufstil etwa 100m vor mir. Ich war mir sicher, dass es sich um meinen Triathlonkollegen Michael vom VfL Pinneberg handeln musste. Wir sind in etwa eine Leistungsklasse im Laufen, das könnte also passen. Jetzt nur nicht nachlassen und langsam aber stetig ranpirschen.

Die Luft wurde immer knapper, aber Michael kam näher und näher. Ich hängte mich eine halbe Minute hinter ihn, um zu verschnaufen und zog dann langsam an ihm vorbei. Dabei gab ich ihm einen kurzen Klaps auf die Schulter und sagte irgend was aufmunterndes. "Hoffentlich dreht er jetzt nicht noch auf und lässt Dich stehen", dachte ich. Das hing damit zusammen, dass bei mir der Druck langsam aber sicher nachzulassen schien. Also versuchte ich weiter locker durchzulaufen, immer nach hinten horchend, was denn da kommen könnte. Insgesamt haben mich aber nur zwei Läufer, die ich nicht kannte, überholt.

An der Pappel-Passage hatte ich dann die letzte Läuferin eingeholt und überrundet. "Mal schauen, ob ich den Klaus noch erwische." Klaus ist ein Kollege von meiner besseren Hälfte und startet für die AOK. Etwa 300m vor dem Ziel war es dann soweit. Klaus trabte vor mir her, den schnelleren Überholern artig die Ideallinie freilassend. Ich rief ihm zu:"Komm Klaus, immer schön locker bleiben", und versuchte meine Atemnot so gut es ging zu verbergen. Denn jetzt war äußerste Konzentration angesagt. Kommt Michael noch von hinten angerauscht oder nicht??

Um dem ganzen entgegenzuwirken erhöhte ich selbst das Tempo und flog auf eine Gruppe auflaufend Richtung Ziel. So zwei drei Läufer hatte ich schon passiert, als der vor mir laufende plötzlich VOR der Zielmatte stehenblieb und ich ihn fast über den Haufen gerannt hätte. Elegant wie ein Albatross bei der Landung wand ich mich um ihn herum, drängelte mich vor ihm über die gellend pfeifenden Tartanmatten und drückte die Stoppuhr. Geschafft! War doch ein bisschen unangenehm, das flotte Tempo gerade. Aber egal, eine 13:50 addierte sich hinzu und heraus kam eine 41:31, mit der ich alles in allem hochzufrieden war. Michael habe ich doch glatt noch 37 Sekunden aufgebrummt, da er grippegeschwächt in Rennen gegangen war, Henrik lief eine 45:35 und Klaus brachte das Kunststück fertig, als letzter der Männerwertung ins Ziel zu kommen.




28. November
15. Ratzeburger Adventslauf
Ratzeburg
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
2:02:03 Std.
26 km
Waldlauf
56. von 201
M35
208. von 1154
200
Erlebnisbericht:  Jubiläum

"Taub-trüber Ginst am Musenhain...", besser als der skurrile Dichter in Loriot's "Papa ante portas" konnte ich meine Fahrt zum 70 Kilometer entfernten Ratzeburg auch nicht beschreiben, denn es war eine äußerst triste Kulisse mit nebelverhangenen Feldern und kahlen Bäumen. So hatte ich mir mein Jubiläum, meinen 200. Wettkampf wettermässig nicht gewünscht. Aber man muss ja nehmen, was kommt. Wenigstens war's die ganze Zeit trocken.

Für ortsunkundige (ja, die soll es auch geben ;-): Ratzeburg liegt im Kreis Herzogtum Lauenburg, östlich von Hamburg und direkt unterhalb von Lübeck. Ich konnte das kleine Städtchen bereits im Sommer kennenlernen, als ich dort den Inseltriathlon finishte. Glücklicherweise war ich zeitig vor Ort und konnte einen vorteilhaften Parkplatz ergattern.

Der Veranstalter führte dieses Jahr eine Neuerung ein: neben dem altbewährten 26 km Lauf um den Ratzeburger See wurde nun auch ein 8 km Lauf um den südlich gelegenen Küchensee angeboten. 500 Anmeldungen waren hierfür registriert worden, während beim 26er 2000 Anmeldungen zu verzeichnen waren. Bereits weit vor 11 Uhr drängelten sich etliche Athleten Richtung Marktplatz, der allerdings erst 15 Minuten vor dem Startschuss um 11:15 Uhr von der Polizei gesperrt wurde.

Als ich so in der Gegend rummöhnte, liefen Silja und ihr Mann Jörg, beides Trainingskollegen beim VfL Pinneberg an mir vorbei. Da Silja in etwa meine Geschwindigkeit läuft, habe ich mich zu den beiden gesellt. Jörg wollte versuchen, mit einem 4er Schnitt 1:45 Std. zu laufen, während Silja ihr Hawaii-Finish noch in den Knochen hing und sie einen lockeren Lauf so um die 2:10 Std. machen wollte. Ich selbst hatte mir als Zielkorridor eine Zeit zwischen 2:00 Std. und 2:10 Std. vorgenommen, da ich das Profil des Laufes nicht kannte und nur wusste, dass hauptsächlich auf Waldwegen gelaufen wird und einige Steigungen zu erwarten sind.

Direkt hinter Silja stehend befand ich mich im vordersten Teil der Läuferschar, die sich zahlreich auf dem Marktplatz versammelt hatte und wartete auf den Startschuss. Pünklich ging es los und ich beherzigte Siljas Ratschlag, am Anfang auf der Bergabpassage Tempo zu machen, um nicht bei den kommenden Engpässen in Schwierigkeiten zu geraten. Das klappte auch wunderbar, obwohl ich bei meinen Überholmanövern fast ein paar Zuschauer umgelegt hätte. Kurz vor der ersten Steigung hatte ich Silja dann hinter mir gelassen, um mein eigenes Tempo laufen zu können.

Es ist schon nachvollziehbar, dass der Veranstalter diesen Lauf auf 2000 Anmeldungen begrenzt. An den ersten Engpässen wurde es manchmal verdammt drängelig. Möchte nicht wissen, wie die Massen hinter mir geflucht haben. Nachdem wir die ersten Kilometer nur geklettert waren, fiel es zur 5er Marke recht steil wieder ab. Die Durchgangszeit war eine für mich recht flotte 22:02. Anschließend ging es aber wieder ganauso steil wieder hoch, wie wir gerade runtergewetzt sind. Und ich musste schon die ganze Zeit pinkeln. Gut hydriert zu sein ist ja von Vorteil, aber irgendwie hatte ich vorher nicht alles rausbekommen. So suchte ich permanent nach einer Möglichkeit, den unangenehmen Druck loszuwerden.

Aber wie es so kommt, nach der Verpflegungsstelle hinter der 5er Marke in Kalkhütte hatte ich irgendwie keine Möglichkeit, also wollte ich bis zur nächsten hinter 10 Kilometer in Utecht warten. Bis Kilometer 10 ging es dann wellig weiter, immer durch den Wald auf einem federnden Untergrund aus Blättern, immer den Ratzeburger See auf der linken Seite. Die 10er-Marke passierte ich in 44:52 und zeigte mich unbeeindruckt. Ich war mir sicher, dass ich noch Zeit einbüßen würde.

Als ich mir dann ein hübsches Plätzchen für meine Notdurft ausgesucht hatte, merkte ich, dass ich gar nicht mehr so dringend musste. War irgendwie verdunstet, glaube ich. Also machte ich mich weiter auf den Weg, die leichte Bergabpassage bei Kilometer 11 genießend, um dann das etwa 9 Kilometer lange Flachstück am See entlang in Angriff zu nehmen. Bei Kilometer 15 in Groß Sarau war für mich Verpflegung angesagt, hatte ich mich doch sicherheitshalber vorher mit 2 Powergels eingedeckt. Doch als die 15er Marke kam (die ich in 1:08:30 passierte), sah ich bereits 100m dahinter die Verpflegungsstelle. Hastig riss ich die Geltüte auf und drückte mir das Zeug mit so viel Schwung in den Mund, dass ich fast erstickt wäre. Schnell einen Becher Wasser hinterhergeschüttet, den Rest aus der teuren Tüte gelutscht und weiter gings.

Irgendwie musste ich wohl langsamer geworden sein, denn bei Kilometer 17,5 überholte mich Silja und winkte kurz. Ich schätze, sie war die ganze Zeit hinter mir gewesen. Werde sie nächsten Mittwoch beim Schwimmen mal befragen. Schnell hatte sie einen Vorsprung von 70 bis 80 Metern rausgelaufen. Im Schlepptau von einem grauhaarigen Macker im rosa Sweatshirt. Ich dachte mir, so schnell laufen die ja auch nicht und begann, die beiden zu verfolgen und den Vorsprung zu verringern. Bei Kilometer 19 hatte ich mich endlich rangekämpft und hoffte nun, den Puls ein wenig wieder runterzubekommen.

Aber das war ein frommer Wunsch, der nicht erfüllt wurde. Silja hielt das Tempo konstant hoch. Wir liefen bei Kilometer 20 in 1:32:10 durch zur nächsten Verpflegungsstelle in Buchholz. Eine nette Dame rief mir gerade "Wasser" zu, als Silja schurstracks auf sie zulief und mir den Becher vor der Nase wegschnappte. So blieb mir nur ein Becher Tee, den ich hastig griff und leerte. Ein Wort noch zur Wasserversorgung: ich fand es einen tollen Service, dass das Wasser bereits angewärmt oder zum Teil noch richtig heiss angeboten wurde. War klasse organisiert.

Bis Kilometer 22 hing ich im Schlepptau von Silja. Ich wollte ihr schon zuraunen "wenn gleich ein Anstieg kommt, bin ich alle" und da kam der Anstieg auch prompt. Wie eine Nähmaschine surrte Silja den Anstieg hoch und ich musste abreissen lassen. Jetzt war ich auf mich alleine gestellt, verfiel in ein langsameres Tempo und musste noch einige schnellere an mir vorbeiziehen lassen. Am besten gefallen haben mir noch die letzten 2 Kilometer, da es hier permanent bergab ging.

Auf dem letzten Kilometer liefen wir an der Ortseingangsstrasse von Ratzeburg entlang, allerdings auf der linken Seite. Das Ziel war aber auf der rechten. Wie kommen wir da jetzt rüber? Die Antwort kam recht schnell. Wir wurden nach links in den Park geleitet und liefen unter einer Unterführung durch. Ich konnte noch wunderbar einen O-beinigen alten Herren einsammeln. Hätte ich das mal nicht gemacht. Ich übersah nämlich eine Absperrung, die in etwa 2,50m Höhe quer über den Weg gespannt war, den ich laufen wollte. Erst als ich die Rufe von der Unterführung hörte "Hey, Ihr lauft falsch", drehte ich mich um und sah, dass alle anderen hinter der Unterführung sofort rechts hochliefen statt wie ich geradeaus. Hat mich locker 5 Sekunden gekostet. Die folgende Zielgerade ist absolut fantastisch. Über eine Länge von mindestens 200m stehen die Zuschauer Spalier und jubeln einem zu. Ein geiles Gefühl. Man merkt gar nicht, wie kaputt man ist.

Im Ziel hatte ich dann eine 2:02:03, was einen Schnitt von rund 4:42 bedeutete. Soweit ganz o.k. für mich. Ich vergleiche den Lauf mit dem Teutolauf aus Oktober, wo ich 4:55 im Schnitt lief, aber auch 300 Höhenmeter mehr überwinden musste. War doch 'ne Ecke einfacher zu laufen. Jetzt freue ich mich schon auf den nächsten Crosslauf in zwei Wochen im Hamburger Stadtpark.



11. Dezember
3. BSV-Crosslauf 2004/2005 Hamburg (Stadtpark)
Ergebnis
Distanz
Art
Platzierung
AK
Platzierung gesamt
WK-Nr.
42:55 Min.
10,7 bzw. 9,9 km
Crosslauf
14. von 55
M35
87. von 391
201
Erlebnisbericht:  

Frisch gestärkt ging es dieses mal in den Hamburger Stadtpark zu meinem letzten Wettkampf in diesem Jahr. Am Vormittag hatten wir noch ein gemütliches Triathleten-Frühstück vom VfL Pinneberg bei Eddy und haben uns gediegen die Pocke vollgehauen. Ich hoffte, dass es keine negativen Auswirkungen auf den Lauf haben würde.

Ein Wort vorab zu den unterschiedlichen Streckenlängen, die ganz schön verwirrend sein konnten: In der Ausschreibung der Hamburg Mannheimer stand, dass die Strecke 11000m lang sein sollte. Anschließend wurde eine Karte veröffentlicht, in der von 10720m die Rede war. In der Ergebnisliste steht 10800m. Da weiss man überhaupt nicht, wo man dran ist.

Ich habe sicherheitshalber mal aus Eigeninteresse meine S625X mitlaufen lassen und habe exakt 9867m ermittelt, was m.E. einen sehr viel besseren Wert darstellt, als der "aus der Hüfte geschossene" von den BSV-Kollegen. Ausserdem passt dieses Messergebnis sehr viel besser mit meinem Laufergebnis zusammen. Es fühlte sich einfach nicht schneller an. Aber da es sich in diesem Jahr um eine neue Streckenführung handelte, sollte man ein Auge zudrücken.

Zum Lauf: im Unterschied zum vorigen Lauf auf der Horner Rennbahn stellte ich mich bewusst weiter vorne auf, um dem üblichen Gedränge zu entgehen. Endlich hatte ich auch den Starter im Blick, der kaum verständlich das Kommando gab und dann seine Pistole abfeuerte. Die Meute setzte sich in Bewegung und man wurde unweigerlich mitgerissen. Der Lauf führte fast ausschliesslich über die Parkwege des Hamburger Stadtparkes, daher kann von einem waschechten Crosslauf meiner Meinung nach nicht gesprochen werden. Ich nahm einen kurzen Abstecher über die angrenzende Wiese, um eine Gruppe langsam laufender zu überholen. Man könnte sich jetzt gut über diejenigen aufregen, die sich nicht entsprechend ihrem Leistungspotential aufstellen...

Dieser Lauf sollte über drei Runden gehen, wobei das Profil als relativ flach zu bezeichnen ist, obwohl am Ende doch ca. 60 Höhenmeter zusammenkamen. Schwierigkeiten waren einzig die beim Restaurant im Weg stehenden Begrenzungspfähle und die danach folgenden drei abwärts führenden Stufen. Ansonsten ging es ganz angenehm relativ lange sanft bergab, während es danach dann wieder fast unmerklich wieder bergauf ging. Bergan war es dann fast so, als wenn einer mit einem Strohhalm ganz langsam die Kraft aus den Beinen saugt.

Nachdem ich mich nach etwa einer halben Runde einsortiert hatte, merkte ich, dass der Puls verursacht durch die unmerkliche Steigung langsam in einen Bereich kletterte, den ich nicht so lange aushalten konnte bzw. wollte. Daher nahm ich mir vor, erstmal diese Runde zu Ende laufen, um dann anhand der Zeit zu entscheiden, wie es weitergehen sollte. Kurz vor Ende der ersten Runde ging es ganz nett an einem kleinen Teich vorbei über eine Holzbrücke. Noch ein Stückchen weiter und man hörte bereits die anfeuernden Rufe der Zuschauer. Ein Blick auf die am Abzweig zum Zieleinlauf aufgestellte Uhr sagte mir, dass ich bereits 13:01 Minuten unterwegs war. An dieser Stelle hatte ich 3130m zurückgelegt, was einen Schnitt von 4:09 Min./km bedeutete. Das war mir in diesem Moment allerdings nicht bewusst. Aufgrund der "falsch" vorgegebenen Streckenangaben hatte ich knapp unter 15 Minuten kalkuliert. Mein Ziel war es, unter 4:23 Min./km im Schnitt zu laufen.

Daher dachte ich mir bereits nach der ersten Runde, dass ich relativ flott unterwegs sein müßte und entschied mich, das Tempo ein klein wenig zurückzunehmen. Während des Laufens merkte ich, dass heute die Lungenkapazität bzw. der Puls der entscheidende Faktor sein würde. Die Beine strotzten regelrecht vor Kraft und schrien nach einem höheren Tempo. Aber die zweite Runde versuchte ich zu konsolidieren. An der zweiten Steigung schoben sich Michael und Sven, zwei Kollegen vom VfL, die den Ironman bereits unter 10 Stunden absolvierten, langsam an mir vorbei, ohne mich zu erkennen, da ich mich mit dem Radtrikot meiner Firma gut getarnt hatte. Ein Blick auf meinen aktuellen Pulswert sagte mir, dass ich sie ziehen lassen musste. Auch mein Teamkollege Jens zog an mir vorbei. War er doch erst zwei Minuten vor dem Start mit dem Fahrrad angerauscht gekommen.

Die zweite Runde lief ich knapp unter 28 Minuten durch. Für die zurückgelegten 3349m ergab das einen Schnitt von 4:27 Min./km. Da ich merkte, dass die Luftknappheit nicht wesentlich besser wurde, versuchte ich wenigstens das Tempo zu halten und auf eine saubere Lauftechnik zu achten. Neben mir lief ein Kollege im knallorangenen Trikot vom Laufwerk, der so stark stöhnte und hechelte, als wenn er gerade eine Steißgeburt über sich ergehen lassen musste. Mit ihm lieferte ich mir eine ganze Zeit ein Steherrennen. Mal schob ich mich an ihm vorbei und mal kam er wieder vorbeigejapst. Aber an der letzten Bergabpasage hatte ich noch ganz gut Power in den Beinen und genügend Luft, so dass ich das Tempo etwas höher halten konnte und er abreissen lassen musste.

Es ging weiter, ein letztes mal am kleinen Teich vorbei über die Holzbrücke, die einen so wunderbar aus dem Rythmus brachte. Ich hörte wieder ein Hecheln und Stöhnen hinter mir und dachte, der Laufwerker wäre wieder dran. Aber es war jemand anderes, der auf dem letzten Loch pfiff. Und plötzlich hatte ich Ironman Michael wieder in greifbarer Nähe vor mir. Ich gab noch mal Gas und kämpfte mich an ihn heran, in der Hoffnung, den Abzweig zum Ziel gleich sehen zu können. Aber ich hatte mich etwas verschätzt, es waren noch mehr als 200m zu laufen. Um nicht zu explodieren nahm ich den Schwung ein wenig heraus. Trotzdem näherte ich mich Michael, der wohl langsam austrudeln ließ. Als ich am letzten Abzweig zum Ziel einbog, gab ich noch ein bisschen Druck auf's Gaspedal, ließ den Puls auf satte 187 Schläge hochschnellen und rauschte noch an zwei drei anderen Läufern vorbei ins Ziel.

Diese Runde hatte eine von mir gemessene Länge von 3389m, die ich in fast der gleichen Zeit wie die vorige Runde absolvierte. In Summe stand ein Schnitt von 4:21 Min./km für mich auf der Uhr. Während des Laufens war der Magen glücklicherweise ruhig gewesen, aber hinterher war mir doch ein klein wenig schlecht. Egal, ich bin so weit mit dem Ergebnis zufrieden. Mal schauen, wie sich dieser 14. Platz auf die Gesamtwertung auswirken wird, in der ich vor dem Lauf noch auf Rang 26 lag.

Update 15.12.04: Bin leider auf den 27. Gesamtplatz in der M35 "zurückgefallen" ;-)
Update 08.01.05: Die Streckenlämge von 10,7 km war wohl doch korrekt. Muss wohl noch ein bisschen mehr rumkallibrieren, bis ich verwertbare Ergebnisse erhalte.

Streckenkarte: 



Höhenprofil: