Erlebnisbericht: Toller
Event
Wie
man unschwer erkennen kann, war dies mein erster Wettkampf seit April.
Gesundheitliche Probleme machten es mir nicht möglich, ab Mitte
Mai bis Mitte Juli zu trainieren, so dass mit gebremstem Schaum die
Vorbereitung auf diese Volksdistanz anlief. Aber egal, wie sagte
Hawaii-Finisher Udo Kipp so schön: "In unserem Alter machen wir
das alles aus Erfahrung" und hat sich vorm Crosslauf noch eine
Bratwurst reingedrückt.
Mit meinen
Kumpels Chris (links) und Edgar (rechts WP-Bild) hatte ich mich locker
verabredet, um einen
kleinen internen Ausscheidungswettkampf mit viel Spass an der Sache zu
veranstalten. Vom Grundvermögen her sind beide bessere Schwimmer
als ich, das Radfahren konnte ich absolut nicht einschätzen und
beim Laufen sollte ich eigentlich Boden gut machen können. Aber
interessant, wie es anders kommen kann...
Christoph
hatte
ich
auf meinem Weg zur Möhne eingesammelt und gemeinsam
bevölkerten wir auch gleich die sich füllende Wechselzone.
Wie es sich für erfahrene Athleten gehört, haben wir uns
gleich einen Platz gesucht, wo wir das Rad nicht so weit schieben
müssen. Da hat Edgar noch ein wenig Nachholbedarf. Obwohl er eine
zum Ausbreiten optimale Position am Rand ergatterte, musste er dennoch
mit seinem Rad einen halben Kilometer (ich übertreibe) mehr laufen
als wir.
Anschließend
ging
es
runter zum Schwimmstart, um die Kurzdistanzler bei ihren
Bemühungen zu beobachten. Nach dem Startschuss wurde gleich
deutlich, dass es eine leichte Strömung geben musste, die das Feld
immer weiter nach links schob, so dass viele einen Bogen schwimmen
mussten, um die erste Boje umrunden zu können. Daher entschloss
ich mich entgegen meiner Gewohnheit mich links aufzustellen, bei
unserem Start ganz nach rechts aussen zu gehen, um die Strömung zu
kompensieren.
Nachdem
wir
die
Zeit zwischen 13:15 Uhr und unserem Start um 14:30 Uhr mit viel
Flachserei überstanden hatten, wuchs bei mir dennoch die
Nervosität, während ich mich in meinen Neo zwängte.
Edgar und Chris verzichteten dagegen auf eine Schwimmhilfe. Wie gesagt,
beim Start stand ich ganz rechts und wartete und wartete. Und mit mehr
als 5 Minuten Verspätung ertönte dann endlich die Fanfare, so
dass sich das Feld von über 300 Startern in Bewegung setzen durfte.
Von
Beginn an hatte ich ziemlich freie Bahn und blieb verschont von
etwaigen Prügeleien. Es ist schon ein echter Vorteil, wenn sich
das Feld so weit auseinanderstellen kann. Beim Zuschwimmen auf die
erste Boje versuchte ich, irgendwie schnellere Beine zu erhaschen, aber
das gelang mir irgendwie nicht. Ausserdem war ich hier bereits
luftmässig am Anschlag, so dass ein schnelleres Tempo gar nicht
möglich gewesen wäre. Nicht umsonst heißt diese Distanz
ja auch Sprint. Ich finde, ab Mitteldistanz aufwärts wird es von
der Luf her angenehmer.
Um
die erste Boje herum hat es trotz Gedrängel wunderbar geklappt, so
dass wir uns auf die Gerade parallel zum Ufer machen konnten. Auch hier
gab es nichts neues. Keiner direkt vor mir, dafür beäugte ich
argwöhnisch die Kollegen links und rechts von mir, damit sie mir
nicht zu nahe kamen. Einige machten zwischendurch lustig
Brustschwimm-Übungen, so dass ich aufpassen musste, keinen Tritt
zu bekommen.
An
der zweiten Boje hatte ich einen rotberückten Neoprenträger
neben mir, der mich langsam überholte und den ich wunderbar
für etwa 150 Meter als Wasserschattenspender nutzen konnte. Leider
verlor ich ihn zum Ende aus den Augen, so dass ich immer noch mit der
Sauerstoffnot kämpfend zum Ausstieg schwamm. 10:41 Minuten zeigte
meine Uhr, als ich aus dem Wasser kletterte. Die Laufstrecke bis zur
ersten offiziellen Zeitnahme war zusätzlich verlängert
worden, da der Wasserspiegel der Möhne wegen der hohen
Temperaturen in der letzten Zeit stark gefallen (bzw. abgesenkt worden)
war.
12:16
Minuten wurden bei mir eingeloggt, als ich den Transponder an der
Zeitnahme vorbeizog. Und wie ich so meinen Schweif blicken ließ,
entdeckte
ich
Chris fast direkt vor mir. Nur 7 Sekunden hatte ich an
der Zeitnahme auf ihn verloren. Das wunderte nicht nur ihn. Ich kann es
mir ebenfalls nicht erklären, auf jeden Fall habe ich keine
Abkürzung geschwommen ;-) Edgar war wohl schon raus aus der
Wechselzone. Mit 11:33 Minuten war er der eindeutig schnellste
Schwimmer von uns.
Vergleiche
ich
meine
Zeit mit der von 2003, dann bin ich heute wesentlich besser
durchgekommen (zweieinhalb Minuten schneller). Das lag besonders daran,
dass in 2003 ein recht heftiger Wellengang herrschte, der allen auf die
Zeiten drückte. Von der Zeit in der ersten Wechselzone her
werde
ich
immer langsamer: 3:13 in 2002, 3:24 in 2003 und jetzt 3:31.
Ich werde wohl alt und kann mich nicht mehr so gut bücken ;-)
Mit
dem Rad an der Hand wuchtete ich über den Holzbalken, der den
Ausgang der Wechselzone markierte und sah zu, den ein paar Sekunden vor
mir liegende Christoph nicht aus den Augen zu verlieren. Der gab den
ersten Anstieg hoch zur Möhnestrasse gleich kräftig Gas, so
dass erstmal ein respektvoller Abstand zwischen uns entstand. Ich
versuchte nach der kleinen Steigung erstmal, meinen Puls zu
kontrollieren, war er doch mittlerweile auf 172 Schläge
hochgeklettert. Glücklicherweise erlaubt das Profil ein leichtes
durchpusten, so dass ich bereits mit 155 Schlägen zu Christoph
auffuhr und mich dann entschloss, ihn schon vor dem Stockumer Damm zu
überholen, statt sich noch ein wenig auszuruhen.
Als
es dann in die erste richtige Steigung hinter dem Stockumer Damm ging,
merkte ich, dass etliche Leute mehr Berge trainiert haben müssen,
als ich in Hamburg die Möglichkeiten habe. Auch meine alten Werler
Leichtathletik-Konkurrenten Christoph Brüggemann und Burkhard
Michel zogen locker an mir vorbei. Aber abgerechnet wird später...
Die Radstrecke war für meine Verhältnisse sehr anspruchsvoll.
Edgar meinte, dass er versuche, Schwächen am Berg durch eine
(nennen wir es mal) ambitionierte Fahrweise bergab auszugleichen.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten, ausser vielleicht, dass ich
es eine schöne Idee fand, an einem der Steigungen einen (von
insgesamt zwei) Dudelsackspielern zu postieren. Da kam ich doch fast
vor, wie bei der Jungfrau.
Edgar
hatte ich auf der Radstrecke übrigens überhaupt nicht
entdecken können. Mit seinem neuen Canyon-Geschoss schaffte er
eine 46:00, so dass ich ihm beim Radfahren (inclusive 2 Wechselzonen)
nur 11 Sekunden abnehmen konnte. Lag er also netto etwa noch 20
Sekunden vor mir, was ich aber bis dahin nicht wusste. Meine Radzeit
ist übrigens im Vergleich zu 2003 besser geworden. Freute ich mich
damals noch über einen 29,5er Schnitt, so war ich am heutigen Tag
(mit deutlich weniger Wind) 2 Km/h schneller unterwegs. Chris haderte
ein wenig mit dem Material. Wie bereits 2002 hatte er sich von unserem
ehemaligen Schulkollegen Olli die gut alte Rayleigh-Möhre
ausgeliehen. Das hatte Olli mir übrigens damals abgekauft, nachdem
ich es in den 80ern bereits eingefahren hatte. Heute vormittag hatte
ich mich mal probehalber wieder draufgesetzt, weil ich gute
Erinnerungen an das alte Stück hatte. Diese sind aber nach 100
Metern bereits zunichte gemacht worden. Wie konnte ich mich damals auf
so einer Gurke nur wohlfühlen??? Letztendlich wurde für
Christoph eine 47:55 registriert.
Der
zweite Wechsel ging bei mir gewohnt flott. Bereits oben auf der
Möhnestrasse war ich aus den Radschuhen geschlüpft, was bei
einigen unwissenden Zuschauern immer verwirrte Blicke hervorruft. Mit
1:26 Minute war der Wechsel der bis dato schnellste am Möhnesee
(ich kann's also doch noch!!!). Schon mit dem Rad an der Hand hatte ich
einen Puls von 175, der nach dem Schuhwechsel zwar etwas abflaute, aber
gleich wieder anstieg, da es aus dem Stadion heraus hoch auf die
Möhnestrasse ging.
So
hechelte ich also den Berg hoch und sah auf einmal jemanden vor mir,
der von hinten irgendwie Edgar hätte sein können. Aber ich
wusste nicht genau, was er anhatte. Aber er war es dann doch. Bereits
auf dem ersten Kilometer hatte ich ihn eingesammelt. Er rief mir zu,
dass er gerne mit mir zusammen ins Ziel traben würde, er aber
derzeit irgendwas wichtigeres zu tun hätte. Hinter mir am Horizont
hörte ich nur noch etwas von "schwere Beine" oder so.
Bei
der anschließenden Bergabpassage kamen dann die ganzen Experten,
die bei dem schönen Wetter lieber Radfahren trainiert hatten, als
auch mal eine Runde zu laufen. Zuerst kam Burkhard
Michel und danach Christoph Brüggemann. Ich
hoffe,
es
hat den beiden trotz der Quälerei Spass gemacht und dass
sie sich wieder blicken lassen.
Die
Kilometer liefen relativ gut an mir vorbei, immer so eine 4:15 bis 4:30
auf der Uhr. Sogar der rampenartige Feldweg klappte ohne Gehpause,
obwohl die Luft bei mir schon mächtig dünn wurde. Zwischen
Kilometer 3 und 4, also kurz vor und auf der
Fußgängerbrücke hatte ich urplötzlich eine
Schwächephase aufgrund von Magen-/Darmkrämpfen, so dass ich
das Tempo etwas reduzieren musste. Kurz nach dem Wendepunkt kam mir
dann plötzlich Chris entgegen und sah noch ziemlich gut aus. Aber
meine Unpässlichkeit verschwand nach einem Kilometer genauso
schnell, wie sie gekommen war, so dass ich auf dem letzten Kilometer
noch einmal das Tempo leicht anziehen und noch einige vor mir
überholen konnte.
Im
Ziel blieb die Uhr für mich bei 1:20:08 stehen, was über 4
Minuten besser war, als 2003. Da war ich nur beim Laufen schneller
(20:47). Diemal zeigte die Uhr eine 22:03 an, exakt die selbe Laufzeit
wie Christoph, der 24 Plätze und 2 Minuten nach mir ins Ziel
kam.
Stramme
Laufleistung, ich weiss ja, wie wenig Zeit
er überhaupt fürs Training übrig hat. Edgar hatte etwas
mehr Muße unterwegs, so dass er nach
knapp 28 Laufminuten in 1:25:31 ins Ziel
einlief.
Beim
anschließenden Umziehen bekam ich dann einen ziemlichen Schreck,
da eine große Blutlaache in meinem rechten Laufschuh stand. Ich
schätze mal, dass ich mir eine Schnittwunde beim Austieg aus dem
Wasser zugezogen haben muss, aber vor lauter Adrenalin kein bisschen
gemerkt habe. Dummerweise steht jetzt die am nächsten Sonntag
geplante olympische Distanz in Ratzeburg auf der Kippe. Aber das ist
mir primär egal. Gesundheit geht vor. Auch an dieser Stelle noch
einma meinen Dank an den Malteser-Hilfsdienst für die Versorgung
meines geschundenen Fußes.
|