Erlebnisbericht: Matschparade
Also, wer am ersten Advent den besonderen
Drang verspürt, im matschigen, kahlen Wald bei trübem
Nebelwetter bergauf und bergab zu laufen, der ist in Ratzeburg bestens
aufgehoben. Ich hatte auf jeden Fall richtig Lust, nach 4 Jahren
Abstinenz hier wieder anzutreten. In der Regel sind die
Startplätze schnell vergriffen, daher ist frühzeitige
Anmeldung Pflicht. Normalerweise, aber nicht in diesem Jahr. Warum? Der
Ratzeburger Sportverein konnte dieses Jahr den 26er nicht so
durchführen, da eine Brücke am oberen Ende der Strecke, also
etwa auf der Hälfte, gesperrt war und so war man gezwungen, sie zu
verlängern und bis zur nächsten Brücke auszuweichen. Der
Sprung in der Streckenlänge hat mit Sicherheit etliche
Stammgäste verschreckt, so dass am Samstag und Sonntag noch
Startnummern verscherbelt wurden.
Kilometer
0
bis
5 (50 HM)
Direkt nach dem Start ging es erstmal steil bergab, über eine
Brücke und dann links, wo langsam aber stetig die Kletterei
losging. Ich hatte mich gut positioniert, um etwaigen Staus aus dem Weg
zu gehen, kam aber trotz des flotten Anfangstempos nicht besonders gut
die Anstiege hoch. Das merkte ich schon relativ schnell. Daher
überlegte ich mir, dass ein 5er-Schnitt am heutigen Tag und bei
diesem Profil ganz o.k. sein sollten.
Splitzeit 22:39 Min.
(Durchschnitt 4:32 Min./km)
Kilometer
6
bis
10 (70 HM)
Die Oberschenkel fühlten sich schon
wieder total schwammig an, genauso wie in Quickborn,
bis ich endlich dahintergekommen war, woran es lag. Muss wohl die
Kälte sein, bei 2°C ist die dünne Hose wohl doch etwas zu
frisch. Das gute an dem Gefühl ist, dass es nicht besonders
leistungsmindernd ist. Ich kann damit gut weiterlaufen, fühlt sich
halt nur komisch an. Dieser Abschnitt war von den Anstiegen her der
heftigste, aber der Vorteil ist halt, dass er relativ früh
stattfindet, wo man noch genug Saft in den Beinen hat.
Splitzeit 24:55 Min. (Durchschnitt 4:59
Min./km)
Durchgangszeit 47:34 Min. (Durchschnitt
4:45 Min./km)
Kilometer 11
bis 15 (20 HM)
Ab hier hat man das
schlimmste geschafft. Ein kleiner Huppel noch und man kann sich
wunderbar treiben lassen. Ich hatte mich in eine Gruppe von etwa 5 Mann
eingereiht und versuchte, kraftsparend voranzukommen. Auf dieser
Passage läuft man nicht mehr im Wald, sondern auf asphaltierten,
fast schnurgeraden Wegen. Irgendwann am Ende überquert man dann
die bereits angekündigte Brücke und bekommt noch ein paar
Höhenmeter zusätzlich geschenkt.
Splitzeit 23:52 Min.
(Durchschnitt 4:46 Min./km)
Durchgangszeit 1:11:26
Std. (Durchschnitt 4:46 Min./km)
Kilometer
16
bis
20 (20 HM)
Kurz vor Kilometer 18 erreicht man dann wieder die ursprüngliche
Strecke und kann einen Blick auf die gesperrte Brücke werfen.
Naja, sie stand noch, aber drüberlaufen wäre wohl echt nicht
gegangen. Bei Kilometer 20 gab es einen weiteren Verpflegungspunkt. Ich
meine, es war der dritte (oder vierte). Klasse fand ich, dass alle
gereichten Getränke durchweg angewärmt waren. Extrem
magenfreundlich. Nicht ganz so klasse waren die angebotenen
Müsliriegel, also diese Dinger mit der Schokoschicht unten und den
aufgepoppten Crispies. Die waren so dermaßen hart, dass mir fast
was aus der Knabberleiste gebrochen wäre. Hier habe ich
übrigens auch meinen Spartenleiter zum ersten mal gesehen. Jens
sah aus wie das heulende Elend und meinte, er wäre so kaputt, dass
er am liebsten aussteigen wollte. Hm, dachte ich, ein bisschen
früh mit noch nem Restdrittel vor der Brust. Ich bot ihm an,
zusammen zu laufen, aber er wollte lieber sein Tempo finden und ich
denke mal, auch seine Ruhe haben. So stopfte ich mir den linken
MP3-Stöpsel wieder ins Ohr, trabte an Jens vorbei und versuchte,
weiterhin locker zu bleiben.
Splitzeit 24:41 Min.
(Durchschnitt 4:56 Min./km)
Durchgangszeit 1:36:07
Std. (Durchschnitt 4:48 Min./km)
Kilometer 21
bis 25 (0 HM)
Die Strecke zwischen 20 und 25 Kilometer geht megaflach und
wunderschön, teilweise richtig nah am Ratzeburger See entlang.
Manchmal kommt man an winzig kleinen Häfen vorbei und ab und an stehen ein
paar Menschentrauben am Rand und feuern die Läufer/innen an. So
langsam wurde es bei mir enger. Das erkennt man nicht nur an dem leicht
sinkenden Schnitt trotz flacher Strecke, sondern die Überholquote
stieg langsam negativ an, so dass mich doch eine ganze Reihe Leutchen
stehen ließen. Aber meine Zwischenzeit war nur 1:30 Minute
langsamer als in Quickborn. Das war doch mal eine gute Nachricht, zumal
ich noch ein paar Reserven in petto hatte.
Splitzeit 25:05 Min.
(Durchschnitt 5:01 Min./km)
Durchgangszeit 2:01:12
Std. (Durchschnitt 4:51 Min./km)
Kilometer 26
bis 30 (40 HM)
Der 26. Kilometer war ebenfalls noch geschenkt, sprich ohne Anstieg.
Der kam dann aber exakt an der 27er-Marke. Hier entschied ich mich, die
erste Rampe walkenderweise zu erklimmen und mich mental auf die
nächste hinter Kilometer 28 vorzubereiten. Hier gab es dann noch
den letzten Verpflegungspunkt, an dem ich mir wieder lecker Wasser und
ein Müslistück gönnte. Um mich nicht zu verschlucken,
wurde auch hier gewandert, als ich im Augenwinkel bemerkte, dass sich
Jens klammheimlich an mir vorbeimogelte. So schnell konnte ich gar
nicht kauen und ruck-zuck hatte er einen kleinen Vorsprung
rausgelaufen. Hier an der ansteigenden Stelle konnte und wollte ich
keine Reserven locker machen, daher wartete ich auf das kurze
Flachstück bei Kilometer 29 und schob mich gepusht von
Techno-Beschallung wieder an Jens vorbei.
Splitzeit 27:37 Min.
(Durchschnitt 5:31 Min./km)
Durchgangszeit 2:28:49
Std. (Durchschnitt 4:58 Min./km)
Die letzten 1,5 Kilometer (0 HM)
Der Rest des Laufes ist einfach nur Genuss pur. Man kann sich wunderbar
treiben lassen. Wie gesagt, ein paar Restkörner hatte ich noch zum
verbraten, daher konnte ich jetzt meine Überholquote leicht
erhöhen. Einige vor mir waren sichtlich platt und hatten wohl
keinen Bock mehr. Zum Ende hin noch schnell unter der Unterführung
durchgehuscht, diesmal nicht falsch abgebogen, um dann rechts auf die
lange Zielgerade abzubiegen. Echt klasse, durch das Spalier der
Zuschauer zu fliegen. Jens kam nicht mehr an mich ran und einige
bekannte Philips-Leute konnte ich ausserdem noch hinter mir lassen. Bis
auf die Schwächen am Berg bin ich super zufrieden mit dem Lauf.
Splitzeit 6:49 Min.
(Durchschnitt 4:33 Min./km)
Endzeit 2:35:38 Std.
(Durchschnitt 4:56 Min./km)
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Höhenprofil:
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