Was, Du warst noch nie in Schwerin? Große Augen und entsetzte Gesichter ernte ich am Mittagstisch in der Kantine, als ich von meinem Vorhaben berichte, erstmalig die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns zu besuchen. Da war der Hinweis auf die Teilnahme am Fünf Seen Lauf absolut nebensächlich geworden und alle versuchten sich darin zu übertrumpfen, welche Sehenswürdigkeiten bei einer Reise dorthin zwingend erforderlich seien.
Gut, wer mich kennt, weiß, dass ich mich von schöner Natur begeistern lasse, aber anderem Erbaulichen eher weniger zugeneigt bin. Daher war meine interne Bucket-List nach dem Lunchtermin nicht wirklich länger geworden.
Den FSL, wie der Fünf Seen Lauf kurz und knackig genannt wird, hatte ich schon seit ein paar Jahren im Hinterkopf. Mich reizte besonders die Möglichkeit, sich an verschiedenen Gewässern auf unterschiedlichsten Untergründen entlangzuschlängeln. Gemeldet war ich für den Halbmarathon, aber aufgrund meiner derzeitigen Ausrichtung auf kürzere Strecken disponierte ich kurzerhand um und switchte auf den 5 Kilometerlauf. Daneben waren außerdem noch ein 10er, ein 15er und ein 1,8 km Kinderlauf im Programm.
Der FSL ist in dieser Region ein absolutes Highlight und lockt immer wieder mehrere tausend Teilnehmende an. Allein bei "meinem" 5er waren 550 Leute angemeldet. Besonders der Startbereich auf dem Bertha-Klingberg-Platz und der Zieleinlauf auf der angrenzenden schwimmenden Wiese lassen immer wieder den Blick auf das Schweriner Schloss zu, das per se schon eine Augenweide ist. Das hat mir schon vor dem Start gut gefallen und dass alles sehr entspannt abgeht und sich wunderbar auf der ganzen Fläche verteilt.
Die Anzahl der gemeldeten Teilnehmer bewog mich, eine Startposition möglichst weit vorne zu suchen, da ich flott und möglichst ungehindert loslaufen wollte. Pluspunkt am Rande, es gibt eine Zeitmessung an der Startlinie, so dass eine exakte Nettozeit ermittelt wird.
Um 10 nach 11 schickte uns der Starter auf die Strecke. Etwa an Position 25 liegend ging es an die Umrundung des Burgsees. Das Feld sortierte sich langsam, einige Steppkes platzten bereits nach 500 Metern ab, andere schoben sich mit einem etwas zügigeren Tempo vorbei. Aber alles ganz gesittet und ohne Drängelei.
Der erste Kilometer war dann ganz besonders beeindruckend. Nicht meine 4:09 Minuten, die auf dem Display meiner Laufuhr erschienen, sondern dass wir gerade die Schlossbrücke überquert hatten und das Schweriner Schloss fast auf Tuchfühlung passierten. Das hatte schon was.
Der Untergrund war aufgrund des gelegentlichen Regens etwas seifig und rutschig geworden, so dass man hier echt aufpassen musste. Über die LennĂ©straße ging es weiter auf den Franzosenweg, entlang am Ruder-, Tennis,- und Segelclub. Hier meldete die Uhr Kilometer 2 mit einem Split von 4:40 Minuten und zeigte, dass ich das hohe Anfangstempo etwas runterregeln musste. Kleiner Minuspunkt am Rande: die Kilometer waren nicht ausgeschildert, was ich von einem Lauf in der Größenordnung reflexhaft erwartet hätte. Ist aber mit GPS-Unterstützung am Arm kein Beinbruch.
Mittlerweile hatte mich bereits die 4. Frau überholt, was ich von den BSV-Läufen gar nicht gewohnt bin. Die Strecke verließ den Franzosenweg und führte auf einen schmalen Singletrail, auf dem das Überholen schwierig war. Daher schob ich mich am Anfang schnell noch an einem Steppke vorbei, der extrem unsteht lief und mich sicher ausgebremst hätte.
Den Singletrail verlassend bogen wir ab auf den Paulshöher Weg. Hier konnte ich die schwächer werdende 4. Frau einsammeln und war mir bewusst, dass wir nun für Kilometer 3 eine Schleife in einem Wohngebiet drehen mussten. Was ich nicht wusste war, dass nun der einzige Kilometer anstand, auf dem ca. 20 Höhenmeter überwunden werden mussten. Hört sich wenig an, aber wenn man einigermaßen am Anschlag läuft und nicht darauf vorbereitet ist, kann einen das schon aus dem Takt bringen.
So schlimm war es bei mir nun nicht, ich wechsle an solchen Stellen halt auf Tippelschritte und komme dann auch irgendwie hoch, nur halt ein wenig langsamer. Dafür bleibt der Puls dabei einigermaßen auf dem gleichen Niveau. Auf dem Paulshöher Ring registrierte ich eine 4:53 und kämpfte weiter mit den kleinen Anstiegen.
Nachdem wir aus dem Wohngebiet raus rechts auf die Schlossgartenalle abbogen, wartete noch eine letzte fiese Rampe auf uns. Die anschließende Bergabpassage tat gut und Kilometer 4 piepste mit 4:44 Minuten an der Kreuzung LennĂ©straße/Franzosenweg. So langsam sehnte ich mich danach, dass es endlich vorbei war. Aber zunächst musste noch der Schlossgarten umrundet werden.
Das Reiterdenkmal von Großherzog Friedrich Franz II. links liegen lassend bogen wir auf die Allee, die parallel zur schwimmenden Wiese führt. Im Augenwinkel sieht man das Ziel und vor allem man hört es, trotzdem müssen noch ein paar hundert Meter zurückgelegt werden. Das nahende Finish motivierte mich, etwas an Tempo zuzulegen. Auf der schwimmenden Wiese piepste meine Uhr zum fünften Mal und ich registrierte eine 23:04. Blöd nur, dass der Zielbogen knapp 100 Meter entfernt war und ich noch etwas Fersengeld zahlen durfte.
Offiziel blieb die Uhr damit bei 23:23 Minuten stehen, was für mich ok ist. Besonders gefreut hat mich an der Stelle der zweite Platz in meiner Altersklasse und im Gesamtklassement unter den ersten 10% gelandet zu sein. Und wo wir schon mal beim Freuen sind: Danke an meine liebe Frau, die mich bei dieser Aktion begleitet, tolle Fotos gemacht und meine Unentspanntheit im Vorwege des Wettkampfes ausgehalten hat :-)
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Streckenkarte (Anklicken für Details)Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0
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