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01.06.2022  |  City Nord Lauf  |  Hamburg

Aufholjagt
[von Bernd Hegemann]

Heute war der internationale Kindertag, der Weltmilchtag, der Sag-etwas-Nettes-Tag und wer weiß was noch alles. Fast schon zu viel, um den Tag des Laufens zu verpassen. Aber nicht für die, die sich nach 2jähriger Abstinenz wieder in der City Nord zusammenfanden.

Unser "grünes Team" war zu fünft vertreten, Heidi und Michael starteten auf der Kurzstrecke und Danny, Jan und ich waren für die Langstrecke gemeldet. Für mich wurde es nach 5 Jahren mal wieder Zeit, die Strecke unter die Füße zu nehmen. 2018 und 2019 war ich "nur" als Betreuer unseres Teams vor Ort. 2020 und 2021 entfiel der Lauf aus bekannten Gründen bzw. wurde virtuell angeboten.

Um 18:20 Uhr ging es für die Kurzstreckler auf die Piste und Heidi und ihr Mann machten ihre Sache klasse. Michael setzte sich schon recht früh ab finishte als Altersklassendritter mit etwa eineinhalb Minuten Vorsprung vor seiner Gattin, die sich den Sieg in ihrer AK einheimste. Anschließend folgte noch eine kleine nachträgliche Siegerehrung, bei der ich Heidi die Goldmedaille übergeben durfte, die sie durch ihren Altersklassensieg in der Gesamtwertung der Crosslaufserie erreicht hatte.

Und nachdem ich die beiden erfolgreich genötigt hatte, für uns Langstreckler den Foto-Support zu übernehmen, machten wir uns zu dritt auf Richtung Start. Wie gewohnt sollten drei Runden auf der größtenteils urbanen Strecke zurückgelegt werden. Der Regen hatte sich mittlerweile gelegt, so dass wir unbehelligt um 19 Uhr loslegen konnten.

Danny hatte es irgendwie eilig und entschwand zügig unserem Sichtfeld, während Jan und ich erstmal ein wenig sabbelten. Aber schon im Stadtpark angekommen merkte ich, dass das eingeschlagene Lauftempo nicht zu unserer angeregten Konversation passte. Also wurde ich etwas einsilbiger und versuchte mit Ein-Wort-Anworten Jans Wissensdurst wenigstens teilweise zu befriedigen.

Außerdem wusste ich nicht, was ich heute überhaupt abrufen konnte. Am vergangenen Wochenende war ich erstmalig seit dem Ibbenbürener Klippenlauf 2017 wieder mehr als 500 Höhenmeter gelaufen. Dafür hatte ich mir eine nette 2,5 Kilometer lange Runde mit 100 HM um den Waseberg ausgesucht. Und die Anstrengung spürte ich heute immer noch ein wenig. Daher hatte ich den Gedanken auch recht schnell verworfen, unter 50 Minuten laufen zu wollen bzw. zu können. Dafür schien mir die Strecke mit ihren vielen Rampen und engen Richtungswechseln im Vorwege doch zu anspruchsvoll.

Die erste Runde absolvierten Jan und ich in 16:35 Minuten. Seine Laufform konnte ich nicht einschätzen. Auf den flachen Stücken schien er besonders auf der zweiten Runde leicht zu schwächeln, dafür hüpfte er fast leichtfüßig an den Anstiegen vorweg, so dass ich die Lücke immer wieder zulaufen musste. Gut, ich laufe seit 2017 hier die Taktik, meine Geschwindigkeit an den Steigungen leicht rauszunehmen, um danach besser wieder Tempo aufnehmen zu können. Vielleicht lag es daran.

Zum Ende der zweiten Runde, die wir ebenfalls in 16:35 Minuten hinter uns brachten, tauchte plötzlich Danny in gut 100 Metern Entfernung vor uns auf. Ich versuchte weiterhin, das Tempo der Vorrunde zu halten, was aber zur Folge hatte, dass Jan abreissen lassen musste. Im Stadtpark hatte ich noch das Gefühl, dass sich der Abstand zu Danny kaum verringerte, aber auf dem Caracasweg kam er dann stetig näher. Bis zum Anstieg zur Singapurbrücke hatte ich mich an ihn herangekämpft und wartete jeden Augenblick darauf, dass er mich sah und aufgeschreckt einen Gang höher schaltete.

Oben auf der Brücke konsolidierte ich kurz in seinem Windschatten und überdachte das weitere Vorgehen. Seine zum sackartigen tendierende Körperhaltung signalisierte mir, dass ich eigentlich mit wenig Gegenwehr zu rechnen hatte. Aber man weiß ja nie. Ich schob mich langsam an ihm vorbei, presste einen aufmunternden Spruch heraus und versuchte, so locker zu wirken, wie möglich.

Danny versuchte noch, an mir dranzubleiben, aber als es am Ende des Manilaweges wieder bergan ging, ließ er mich ziehen. Ich war mir eine ganze Zeit nicht sicher, ob er noch an mir klebte, da ich ja stets vermeide, durch Zurückschauen meine Nachfolger zum Gasgeben zu ermutigen. Erst auf der New-York-Brücke gab es die Möglichkeit, über eine Schaufensterscheibe die hinter mir Platzierten zu taxieren. Ein grünes Trikot war nicht dabei, so dass ich mich ein wenig entspannen konnte.

Was aber nicht lange anhielt. Nach 16:21 Minuten preschte ich ein drittes Mal über die Startlinie und registrierte, dass ich für eine Sub-50 noch 29 Sekunden für den Rest der Strecke zur Verfügung hatte. Ich war zu vernebelt, um es klar abzuschätzen. Daher entschied ich mich, das Tempo auf einen 3:30er Schnitt hochzujubeln. Auf der Zielgeraden sah ich, dass die Uhr gerade die 49:50 Minuten überschritt. Ich drückte noch ein bisschen mehr aufs Gas und schaffte es hauchdünn unter die magische Grenze von 50 Minuten. Das hätte ich echt nicht gedacht, das ich heute in der Lage war, so eine Zeit rauszuquetschen.

Danny folgte 17 Sekunden nach mir und Jan komplettierte unsere Mannschaftsleistung mit 51:01 Minuten. Ein bisschen stolz war ich schon, dass der alte Mann seinen beiden jüngeren Mitstreitern mal die Hacken zeigen zu konnte. Aber ich bin auch realistisch genug, zu erkennen, dass mir beide bei einem standesgemäßen Trainingszustand nicht den Hauch einer Chance geben würden. Nicht über 10 Kilometer. Und vielleicht haben sich die zwei ja auch heimlich abgesprochen, um dem Oppa mal einen kleinen Gefallen zu tun ;-)

Nachtrag: Als ich den obigen Text geschrieben habe, bin ich von einer Streckenlänge von 10 Kilometern ausgegangen. In der Ergebnisliste wird die Strecke aber mit 10,5 Kilometern angegeben. Ich habe den Kurs daher manuell in Alltrails.com eingegeben und muss bestätigen, dass die Langstrecke in der Tat einen halben Kilometer länger sein muss, als die Strecken, die ich in den Vorjahren gelaufen bin. Hat sich bewahrheitet, dass ich den Eindruck hatte, schneller als mit einem 5er-Schnitt unterwegs zu sein.


Zur kompletten Bildergalerie geht es hier lang.


Streckenkarte (anklicken für Details)


Quelle: Runalyze.com | Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0
Wetter und Boden
[von Bernd Hegemann]
12°C, bedeckt, Wind leicht aus nord-west, Untergrund Asphalt, feucht
Ergebnis(se) in 2022
10,5 Kilometer
58. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   49:58 Min.   (4:46) 8.M50   34 % /38 %   
Ergebnisse zu dieser Veranstaltung in allen Jahren
3400 Meter
12. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   14:53 Min.   (4:23) 2.M45   7 % /17 %   2017
11. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   15:12 Min.   (4:28) 3.M40   17 % /75 %   2012
3500 Meter
18. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   16:27 Min.   (4:42) 2.M55   16 % /20 %   2023
10 Kilometer
105. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   47:38 Min.   (4:46) 23.M45   30 % /47 %   2016
114. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   48:41 Min.   (4:52) 17.M45   37 % /50 %   2017
81. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   49:25 Min.   (4:57) 12.M45   42 % /57 %   2015
10,5 Kilometer
58. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   49:58 Min.   (4:46) 8.M50   34 % /38 %   2022
Ergebnisse pro Distanz/Disziplin in allen Jahren
10,5 Kilometer
58. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   49:58 Min.   (4:46) 8.M50   34 % /38 %   2022: City Nord Lauf (Hamburg)
88. Bernd Hegemann       56:45 Min.   (5:24) 16.M55   59 % /67 %   2024: 2. Nordmark-Waldlauf (Klövensteen)
Ergebnisse im Internet
[von Bernd Hegemann]
Link zur Homepage
[von Bernd Hegemann]
 
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