Nach drei Jahren (unbeabsichtigter) Abstinenz sollte es heute für mich mal wieder auf den langen Kanten um den Ratzeburger See gehen. Die Wettervorersage verhieß nicht viel Gutes. In der Nacht und auf dem Weg nieselte es in einer Tour. Aber fast wie auf Bestellung hörte es zum Start auf und nur zwischendurch kam mal ein winziger Schauer runter. Man freut sich ja in solchen Momenten schon über Kleinigkeiten ;-)
Da die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt rangierten, entschied ich mich für die lange Montur, was im Endeffekt eine gute Entscheidung war. Allerdings nicht zu Beginn, denn da wurde mir sehr schnell recht warm. Im vorderen Viertel stehend nahmen
Jan und ich den Schwung des Abhanges nach dem Start mit, um möglichst geschmeidig durch die Engstellen zu kommen.
Das flotte Tempo hatte dann aber zum Nachteil, dass mir echt warm ums Herz wurde. Ach ja, und dann gabs mal wieder einen zu hohen Puls, weswegen ich konsolidieren musste und Jan langsam entschwinden sah. Aber als diese Phase überwunden war, machte ich mich auf die Verfolgung und nach ca. 1,5 Kilometern Aufholjagt hatte ich Jan auch wieder eingesammelt. Ich dachte schon, wir könnten jetzt gemeinsame Sache machen, aber da juckte es ihn in den Schochen und an einem sehr rutschigen, ansteigenden Grasweg etwa bei Kilometer 5 machte er sich von dannen.
Ich gönnte mir am Verpflegungsstand in Kalkhütte einen Becher Wasser, wonach mir erst Mal schlecht wurde. Ich denke, das hohe Lauftempo in Verbindung mit dem durchs Wasser aufgemischten Käsebrötchen vorm Lauf stieß recht sauer auf. Gute 4 Kilometer brauchte ich, um diese Phase zu überwinden. Mittlerweile hatten wir Campow passiert und steuerten auf Utecht zu.
In Utecht war ordentlich Stimmung und ich gönnte mir am Verpflegungsstand wieder ein Wasser, was ich besser vertrug. Noch ein paar Kilometer weiter und die Hälfte der Tour war erreicht. Auf der Uhr stand eine 1:08:14 Std. und mein Tempo hatte sich in angenhmen Regionen zwischen 5:05 und 5:15 eingependelt.
Da ich wusste, dass irgendwann ab Buchholz / Kilometer 20 ein paar Steigungen auf uns warteten, entschied ich mich, bei Kilometer 17 ein Gel einzuwerfen. Erfreulicherweise hatte mein Magen nichts dagegen einzuwenden. Kilometer an Kilometer reihte sich aneinander und irgendwie sahen sie alle gleich aus. Obwohl es noch schön flach am See lang ging, entschwanden mir langsam die Kräfte. Hab ich das Gel doch zu spät genommen und was passiert gleich mit mir an der ersten Steigung?
Ich hatte mir fest vorgenommen, zum ersten Mal in meinem Leben den Adventslauf ohne Wanderpause zu finishen und dann stand der erste Berg nach der Flachetappe vor mir. Und interessanterweise machte er überhaupt keinen Eindruck auf mich. Lag vielleicht auch daran, dass ich im Sommer hier gewandert war und die Steigungen noch in guter Erinnerung hatte.
Ohne große Atemnot zockelte ich weiter hoch, zuerst die eine und etwas später noch eine etwas steilere Rampe. Da schien das Gel wohl doch seine Wirkung entfaltet zu haben :-)
Kurz hinter Kilometer 23 war das Schlimmste überstanden und ich konnte mich dem leichten Gefälle hingeben. Und das letzte Stück ist dann eh nur noch easy going, wenn man den Sprecher im Ziel schon von Weitem hört. Ohne irgendwelche Sprintambitionen trabte ich ins Ziel und war sichtlich überrascht, doch noch unter 2:20 Stunden gefinisht zu haben. Also über die Position der letzten Kilometerschilder müssen wir aber noch mal reden ;-) Jan war in 2:06:30 Std. im Ziel und hatte sich zwischenzeitlich schon den Bauch vollgeschlagen.
Fazit: der Lauf hat im Gegensatz zu meinem
letzten Start richtig Spaß gemacht, obwohl es für mich die heftigste Matsch-Schlacht war, die ich bislang erlebt habe. Gerne wieder.
Höhenprofil (von 2004)StreckenkarteDaten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0