Irgendwann im Laufe eines Triathlon-Lebens muss es auch mal eine Langdistanz sein, dachte ich. Und da ich mir die komplette Ironman-Distanz noch nicht ganz zutraute, hielt ich Ausschau nach einer machbareren Lösung. Und diese fand ich im Bodensee-Triathlon.
Ein kleines Problem im Vorfeld war ebenfalls noch zu bewältigen: Ich hatte mich am 12. Juli zu einer Korrektur der Nasenscheidewand entschlossen, was zwar meine Trainingsvorbereitungen etwas auf den Kopf stellten, aber was einen nicht umbringt, das härtet ab. So konnte ich dann 2 Wochen nach der OP bereits 10 km Radfahren und ein bisschen Schwimmen. Nach 16 Tagen gingen bereits 5,6 km leichtes Laufen, obwohl die Schläge in die Nase noch ganz gut weh taten. Nach dreieinhalb Wochen lief ich bereits die
20 km in Menden und danach noch
den Duathlon in Schieder.
Mit meinem kleinen Fiat Panda machte ich mich dann am 18. August auf, um mich an das Abenteuer Langdistanz heranzuwagen. Die Startunterlagen waren nach einer wilden Parkplatzsuche schnell abgeholt und das Fahrrad in Meersburg bereits eingecheckt. Die Wettkampfbesprechung war ebenfalls obligatorisch und verstärkte zusehends meine Nervosität.
Nach der Pasta-Party machte ich mich dann auf und suchte mir einen Parkplatz etwas 10 Gehminuten entfernt vom Strandbad "Hörnle". Meinen Panda hatte ich mit meinem Vater so umgebaut, dass statt des Beifahrersitzes und weiter nach hinten eine Matratze lag, auf der ich die Nacht verbringen konnte.
Nach einer recht unruhigen Nacht quälte ich mir um viertel vor fünf dann ein paar Haferflocken mit Milch (meiner Standardnahrung der letzten 22 Jahre ;-) herunter und machte mich auf den Weg ins Strandbad.
Noch einmal eine kurze Wettkampfbesprechung, eincremen und Richtung Wasser gewatschelt. In der Gruppe fühlte man sich einigermaßen sicher.
Gegen 6 Uhr wurde es langsam dämmerig und am Horizont erkannte man die Fähre mit ihrem starken Scheinwerfer, der uns Schwimmern als Orientierungshilfe dienen sollte.
Um Punkt 6 Uhr dann der Startschuss und los gings zu meinem ersten Lang-Triathlon.
Viele Arme um mich herum, aber es kam zu keiner Schlägerei, da sich alle doch ziemlich gesittet benahmen. Ich fand meinen Rhythmus recht schnell und versuchte so locker wie möglich durch das Wasser zu gleiten.
Zu wissen, dass es unter einem etwa 300 Meter tief runtergeht war zwar etwas beunruhigend, aber der Blick zu den Kajaks, die ein Spalier für die Schwimmer bildeten ließ das Ganze wieder vergessen. Ich muss sagen, dass mir zum Ende hin die Arme doch etwas lahm geworden sind, aber nach 1:56:57 Stunden kam ich doch ziemlich erleichtert aus dem Wasser und fühlte mich noch sehr zuversichtlich und freute mich schon auf die nächste Etappe.
In der Wechselzone habe ich mich mit knappen 10 Minuten doch etwas länger aufgehalten, als geplant, lag aber noch im gesetzten Limit.
Dann ging es gleich weiter auf die anstrengenden 132 Radkilometer, die um den Obersee, also den größten Teil des Bodensees über Österreich und die Schweiz führten.
Die ersten 90 Kilometer liefen ganz locker und mit einem 28er Schnitt auch im vorgegebenen Rahmen. Kurze Zeit später, nachdem ich meine Radflasche an einem öffentlichen Brunnen aufgefüllt hatte, ging es links einen Berg hoch, der mir sämtliche Kraft aus den Beinen saugte.
Ich musste sogar kurz absteigen und eine kleine Verschnaufpause halten, weil ich so platt war. Und weil ich danach am Berg nicht anfahren konnte, musste ich mich erst 100 Meter den Berg wieder runterrollen lassen, um in die Pedale und wieder in Tritt zu kommen. Der Rest der Radstrecke war irgendwie Quälerei. Mit einem 26,5er Schnitt rollte ich Richtung Konstanz und war am Ende heilfroh, dass ich meinen schmerzender Hintern endlich aus dem Sattel heben durfte.
Nach 5:11:51 Stunden hatte ich es geschafft und war mit meiner Zeit nicht einmal der Schlechteste.
Im Stadion angekommen wurde das Rad schnell zur Seite gestellt, die Laufklamotten angezogen, um sich dann auf die abschließenden 30 Laufkilometer zu machen. Die ersten Kilometer noch recht locker trabend ging es anschließend doch stark bergab mit meiner Konstitution, wofür in erster Linie die Ernährung während des Wettkampfes verantwortlich war. Ich sehnte jetzt jede Verpflegungsstelle herbei. Die ersten 10 Kilometer überstand ich in 1:16 Stunde, wobei es mehr ein Mix aus leichtem Trab und längeren Gehpausen war. Die Strecke verlief flach entlang des Bodensses.
Die nächsten 5 Kilometer bis zum Wendepunkt waren äußert hart, da es die letzten 1,5 km stetig bergauf ging. Diese Etappe schaffte ich in 46:34 Minuten, was wohl die langsamsten 5 Kilometer in meinem ganzen Leben waren. Nach dem Wendepunkt kam eine langersehnte Verpflegungsstelle, an der ich mir erstmal ein paar Melonenstücke gönnte. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie köstlich so etwas sein kann.
Die folgenden 10 Kilometer bis zu 25er Marke schaffte ich dann schon in 1:14 Stunde und war mir nun sicher, auch den letzten Rest zu schaffen. Zwischendurch habe ich noch auf Cola als Getränk gewechselt, was mir einen zusätzlichen Kick gab.
Die letzten 5 Kilometer "flog" ich in 35:35 Minuten Richtung Stadion, wo ich nach 3:52:01 Stunden für das Laufen und einer Gesamtzeit von 11:00:49 Stunden zwar als Letzter, aber überglücklich ankam.