
Nachdem wir Anfang des Monats
in Norderstedt nur zu zweit in Grün am Start waren, gab es beim heutigen Bahneröffnungssportfest des BSV gleich mal eine Verdoppelung unserer Teilnehmerzahlen. Heidi war für die 3.000 Meter gemeldet, Michael wollte über 400 und zusammen mit mir über 800 Meter starten und
Jan hatte sich nach langer BSV-Abstinenz kurzfristig und todesmutig für die Königsdistanz über 25 Stadionrunden, sprich 10.000 Meter entschieden.
Das Wetter an diesem Abend war perfekt. Bei knappen 20°C wehte kein Wind durch die altehrwürdige Jahnkampfbahn. Optimale Bedingungen also, gute Zeiten zu laufen.

Nach den Kurzsprints über 50 und 100 Meter wurde es für Michael um 18:15 Uhr ernst. Sein Start über 400 Meter stand an, den er relativ locker angehen wollte, um keine Verletzung zu riskieren. Gleich zu Beginn setzten sich zwei Läufer ab, während Michael sich mit einem vierten Läufer duellierte. Einer der zwei Führenden stieg Ausgangs der Zielgeraden verletzt aus, so dass nun Platz zwei in diesem Rennen für Michael frei wurde. Die Chance ließ er sich nicht nehmen und sicherte sich in 78,6 Sekunden zudem den Sieg in seiner Altersklasse.
Um 18:45 Uhr standen die 3.000 Meter für Heidi auf dem Programm. Allerdings war mit Margret Heidis ärgste Altersklassenkonkurrentin dabei, so dass nach einem gewohnt souverän abgespulten Lauf der zweite Platz in der W65 in einer Zeit von 16:21 Minuten zu Buche stand.

Während Heidi unterwegs war, machte ich mich für meinen Lauf warm, der um 19:15 Uhr stattfinden sollte. Mein
letzter 800m-Lauf resultierte aus 2023, auch bei der Bahneröffnung gelaufen und die erreichte Zeit von 2:48 Minuten fand ich damals schon recht flott für Anfang der Saison. So viel traute ich mir im Vorwege nicht zu, da ich nach zwei Erkältungen und dem
langen Lauf in Schwerin nicht die Schnelligkeit von vor zwei Jahren vermutete.
Vor sechs Tagen war ich das erste Mal in diesem Jahr intervallmäßig in Appen auf einer Asphalt-Rundbahn unterwegs. In Pinneberg erneuern sie gerade die Tartanbahn, so dass ich dort aktuell leider nicht hin kann. Die 5x200m Testintervalle konnte ich mit normalen Laufschuhen zwischen 42 und 44 Sekunden absolvieren, so dass ich mich für den Lauf heute auf eine Zielzeit von knapp unter 3:00 Minuten festgelegt hatte. Zu diesem Zweck hatte ich mir ein Signal in der Uhr voreingestellt, was mir alle 100 Meter nach 22,5 Sekunden sagen soll, ob ich noch auf Spur bin oder nicht.
Die Konkurrenz hatte ich im Vorwege ebenfalls gecheckt. Der stärkste, Kai vom HH Airport, war im vergangenen Jahr in der Halle unter 2:41 Minuten gelaufen, weswegen ich ihn als klaren Favoriten im Hinterkopf hatte. Ein Steppke Baujahr 2013 war ebenfalls gemeldet, ihn konnte ich aber nicht einschätzen. Interessanterweise stand Uwe auf der Startliste. Mit Uwe habe ich schon das ein oder andere Duell ausgefochten. Gut dokumentiert ist unser
Zieleinlauf 2013 beim Sülldorfer Cross, den Heiko Dobrick wunderbar eingefangen hatte.

Nun geht Uwe mit 12 Jahren Vorsprung vor mir steil auf die 70 Lenze zu, trotzdem war er im vergangenen Jahr mit knapp über 3 Minuten auf 800 Meter sehr flott unterwegs, so dass ich mir vorstellen konnte, dass hier ein weiteres Duell anstehen könnte. Michael hatte ich als Konkurrenten nicht auf dem Zettel, da ich ihn in der Vergangenheit immer gut in Schach halten konnte.
Als es dann zur Startaufstellung ging und die Teilnehmer abgefragt wurden, fehlte einer. Und zwar der Airport-Kai, weswegen ich schlagartig einen Schreck bekam, weil mir klar wurde, dass die Favoritenrolle nun bei mir liegen könnte. Aber viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, denn um 19:16 Uhr knallte der Startschuss und schickte uns auf die zwei zu laufenden Runden.

Der Knirps auf Bahn 1 wollte gleich vorpreschen, aber ich machte die Linie dicht und setzte mich an die Spitze des Feldes. Komisches Gefühl, in Führung zu liegen, aber alleine laufen kenne ich ja aus dem Training. Daher fokussierte ich mich darauf, ein Tempo zu finden, was flott aber nicht drüber war.
Bei der 200m-Marke hatte ich aufgrund meiner Fokussiertheit ganz vergessen, die Zwischenzeit zu nehmen, also zählte ich reflexhaft die Sekunden nach Passieren der Linie. Ich kam auf 6 Sekunden Vorsprung auf meinen Piepser, was aber in echt 7 Sekunden waren, sprich die ersten 200m in 38 Sekunden.
Da mir das Tempo ein wenig zu schnell erschien, nahm ich einen Hauch raus, so dass ich die 400m-Linie bei 1:22,2 Minuten passierte, also ca. 42 Sekunden für das zweite Viertel. Hier war mir Utz in seiner Rolle als Stadionsprecher eine echte Hilfe. Er sagte, dass ich ihn Führung liegend bereits einen guten Vorsprung rausgelaufen hätte. Das beruhigte mich, obwohl die Glocke, die für den Zweitplatzierten geläutet wurde, so früh kam, dass ich mich dann doch nicht mehr so sicher fühlte.
Zu diesem Zeitpunkt merkte ich auch, dass mein Körper nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen konnte. Unbewusst verkürzte sich meine Schrittlänge um 9 Zentimeter von 1,54m auf 1,45m und die Schrittfrequenz erhöhte sich gleichzeitig von 179 auf 196. Der Nähmaschinenschritt muss wahrscheinlich komisch ausgesehen haben, aber dadurch schaffte ich es, dass die auf den Tartan gedrückte Leistung gleich blieb.
Trotzdem vernebelten sich langsam die Sinne und ich vergaß wieder, auf der Gegengerade die Zwischenzeit zu nehmen. Nachträglich ermittelt brauchte ich für das dritte Viertel 43 Sekunden und für die 600 Meter 2:05 Minuten. Immer wieder hörte ich Schritte hinter mir und erwartete eine Attacke, daher blieb ich weiter auf dem Gaspedal.
Ausgangs der letzten Kurve grätschte mir dann auch noch die Technik dazwischen. Und zwar hatte sich der Piepser nach meiner Zwischenzeitnahme bei 400m resettet, so dass er nicht weiter aufaddierte, sondern bei Null startete. Das hatte zur Folge, dass er kurz nach 700 Metern ein Signal gab und ich fälschlicherweise der Annahme war, dass mir nun die 3-Minutenschallmauer im Genick sitzt. Vernebelt, ich weiß.
Außerdem passte das ganze nicht zu der Anzeige auf der Uhr im Zielbereich, die 50 Meter vor dem Ende irgendwas mit 2:36 oder so anzeigte. Jedenfalls versuchte ich weiterhin alles rauszuquetschen, schaffte in der Spitze ein Tempo von 3:13 Min./km und sicherte mir den ersten Wettkampfsieg nach etwas über 7 Jahren (bei meiner
Titelverteidigung beim Billerhuder Insel(Halb)marathon).

Und das meine Endzeit auch noch eine halbe Sekunde schneller war, als 2023, überrascht und freut mich besonders. Ich hoffe, meine Orthopädie hält weiter durch und ich kann über den Sommer die ein oder andere flotte Runde auf der Bahn drehen.
Nach mir finishte der junge Wilde mit einem Abstand von knapp 14 Sekunden, gefolgt von Michael der sage und schreibe 3:05,1 Minuten ins Ziel brachte und nun die Sub-3 als neues Ziel für sich auserkoren hat. Uwe wurde Vierter in 3:14,5 Minuten und war sichtlich unzufrieden mit seinem Abschneiden. Ich wünsche ihm, dass es beim nächsten Mal wieder besser läuft!
Zu guter Letzt war Jan um 19:30 Uhr am Start der 10.000 Meter. Mit der Hoffnung auf eine Zeit um die 50 Minuten antretend ging es anfänglich gut mit ihm los. Regelmäßig lagen seine Splits unter zwei Minuten pro Runde und ich war zuversichtlich, dass er es schaffen würde. Aber irgendwer hatte ihm heute wohl einen gebrauchten Tag angedreht.
Im Laufe des Rennens baute er immer weiter ab, der Schnitt sank zusehends, so dass er letztendlich bei Kilometer 8 keinen weiteren Sinn in der Fortführung seines Tuns sah und den Lauf für sich als beendet erklärte. Schade, dass er abgebrochen hat, aber ich habe die Hoffnung, dass ihn das motiviert, es beim nächsten Mal trotzdem wieder zu versuchen.
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Streckenkarte ;-)
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0