Vor achteinhalb Jahren war ich das letzte Mal mittelstreckentechnisch auf der Bahn, damals zu
dem besonderen Format des Bacardi-Supercups. Vielleicht lag es daran, dass ich mir beim Wettkampf die Orthopädie geshreddert hatte, dass ich so lange abstinent geblieben war.
Auf jeden Fall schlagen da zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen kurz und schnell, zum anderen entspannt und gerne etwas länger durch herrliche Natur. Nun denn, nach dem Wechsel in die M55 hatte ich mir vorgenommen, mal wieder etwas "kürzer zu treten" und meine Fähigkeiten auszuloten. Bei der Crosslaufserie hatte ich
über die Kurzstrecke mit dem zweiten Gesamtplatz eine entsprechende Grundlage gelegt, so dass ich meine Grundschnelligkeit heute mal auf zwei klassischen Stadionrunden testen wollte.
Die Startzeit war mit 19:15 Uhr an einem Mittwoch ungewohnt und richtig gut hatte ich mich die letzten zwei Tage und beim Einlaufen selbst nicht gefühlt. Trotzdem hatte ich mir einen 100m-Timer mit 22 Sekunden in die Uhr gestellt, um am Ende die 3 Minuten Grenze zu unterbieten. Sicher war ich mir allerdings nicht.
Zusammen mit 8 weiteren Männern und 4 Frauen ging es pünktlich los. Das
Startvideo von Torsten Utta zeigt schön, dass ich am Ende der ersten Kurve an Position 5/6 liege. Der orange-weiße Kollege war minimal langsamer, daher entschloss ich mich, beherzt vorbeizugehen und mein Tempo zu finden.
Nach den ersten 200 Metern lag die Durchgangszeit bei 40,6 Sekunden, also schon 3 Sekunden schneller als geplant. Da ich meine Schwächephase zwischen 400 und 600 Metern kannte, war ich nicht sicher, ob das Polster reichen würde. Seit dem Überholmaöver ausgangs der ersten Kurve war ich übrigens "allein auf weiter Flur", sprich von hinten bedrängte mich niemand mehr und nach vorne war so viel Luft, dass ich die Lücke nicht hätte zulaufen können.
Daher lief ich unbehelligt weiter, passierte nach 42,5 Sekunden die Startlinie und erhöhte damit mein Polster auf 5 Sekunden. Das Piepsen der Uhr nahm ich nur ganz am Rande wahr. Irgendwo hier musste ich auch den grauen Kollegen überholt haben, der anfänglich mit dem Führenden mitgelaufen war und dabei überzogen hatte. Ich war so im Tunnel, dass ich mich an das Überholmanöver nicht mehr erinnern konnte.
Wie erwartet sackte das Tempo zwischen 400 und 600 Metern ab, allerdings dann doch nicht so stark. Nur ca. 8% in der Leistung und von der Pace ein Abfall von 3:35 auf 3:41 Min./km. Das schreibe ich mal den Crossläufen und der dadurch gewonnenen Tempohärte zu. Der Split lag bei 44,1 Sekunden.
160 Meter vorm Ziel begann ich zu forcieren. Fast sprunghaft kletterte die Pace von 3:41 auf 3:16 Min./km, so als wenn jemand das Licht angeknipst hätte, und zog das Tempo auf 3:13 vor dem Ziel mit einem Split von 41,3 Sekunden und einer Endzeit von 2:48 Minuten. Es hört sich echt wenig an, dass der Kollege vor mir nur 2 Sekunden Vorsprung hatte, aber er war am heutigen Tag nicht erreichbar für mich. Ich war auf jeden Fall happy über die deutlich unterbotenen 3 Minuten und den Altersklassensieg, den ich in Ermangelung weiterer M55er-Konkurrenz mitnehmen durfte.
Im Nachgang betrachtet schätze ich, dass ich heute nicht ganz mein volles Potential abgerufen habe und mit Gegnern in meiner Nähe durchaus 5 Sekunden schneller hätte sein können. Aber das spare ich mir mal für spätere Läufe auf.
Streckenkarte ;-)
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0
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