Kaufdatum | 24.12.2022 |
Preis | 130 Euro bei Lunge in Bahrenfeld |
gelaufene KM | ? |
Dämpfung | EVA |
Gewicht | 235g (Grösse 11) |
Auf der Suche nach einem Schuh für etwas schnelleres Tempo machte mich der freundliche Verkäufer bei Lunge auf den Rincon 3 von Hoka One One aufmerksam. Die Firma hatte ich in meinem Universum bislang als Hersteller für Schuhe im Ultra-Langstreckenbereich verortet und musste erkennen, dass sie in der Lage sind, auch andere Arten von Schuhen zu produzieren.
Das Grundprinzip einer Rocker-Solenkonstruktion war mir geläufig, allerdings hatte ich sie bislang aus optischen Gründen nicht im Fokus und muss auch weiterhin sagen, dass ich einen klobigen Aufbau einfach hässlich finde. Außerdem dachte ich, dass diese Art von Schuhen mit Karbonplatte versehen ab 200 Euro aufwärts kosten und eine begrenzte Haltbarkeit haben würden, was mich zudem davon abhielt, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.
Beim Stichwort Haltbarkeit meinte der Verkäufer, dass bedingt durch die Sohlenkonstruktion nicht der gleiche Maßstab wie bei Stabilschuhen angelegt werden dürfe. Ich war bislang immer davon ausgegangen, dass ein Laufschuh in der Regel 1.000 Kilometer halten sollte. Das muss ich hier wohl überdenken und hoffe, dass trotzdem mehr als die prognostizierten 500 Kilometer rauskommen werden.
Bei der Anprobe war das Reinschlüpfen sehr angenehm. Ähnlich wie den letzten Asics-Modellen muss ich sagen, dass es sich durch die fehlenden Nähte fast wie eine zweite Socke anfühlt. Die ersten Schritte verdeutlichten dann den Rocker-Effekt, bei dem ich direkt spürte, wie man bei jedem Schritt nach vorne gedrückt wurde. Was mich nicht ganz so überzeugt hatte war die labberig-dünne Zunge. Das erste Modell dieser Reihe musste der Verkäufer austauschen, weil sich die Zunge ständig umklappte und unangenehm war. Das zweite Modell gleicher größe (aber in etwas hellerem blau) war dann besser und konnte mich überzeugen. Trotzdem finde ich eine etwas gepolsterte Zunge besser.
Auf dem Laufband hatte ich dann ein Tempo eingestellt, was ich bei schnelleren Einheiten und auf kürzeren Wettkampfstrecken laufen würde. Im Vergleich mit den anderen zur Disposition stehenden Schuhen war das Laufgefühl super. Fast genauso, wie bei dem
Noosa Tri 14, für den ich mich ebenfalls entschieden hatte. Trotz der "fetten" Sohle wirkte der Schuh nicht schwammig oder weich, sondern fest und direkt. Genaueres werde ich allerdings erst sagen können, wenn ich ein paar mehr Kilometer mit den Schuhen gelaufen bin.
Apropos "fett": trotz des voluminösen Aussehens ist dieser Schuh zusammen mit dem oben erwähnten Noosa Tri 14 der aktuell leichteste in meinem Sortiment. Ich hoffe, dass die Stabilität trotzdem ausreicht. Das aufgezeichnete Video im Laden zeigte dahingehend keine Einschränkungen. Mein Mittelfußlaufstil mit den vorhandenen orthopädischen Einlagen korrigieren vermutlich dass, was der Schuh nicht leistet. Wobei die Einlagen auch ein bisschen was von dem dämpfenden Effekt des EVAs eleminieren. Seis drum, meine Einlagen möchte ich an dieser Stelle nicht mehr missen, da ansonsten das linke Knie beleidigt wäre ;-)
Was mich auf jeden Fall irritierte war beim Besuch der Webseite von Hoka die Angabe des Volumens des Schuhs (siehe rechts). Was um Himmels Willen soll ich mit dieser Information anfangen? Ich kann beim besten Willen nichts finden, wobei mir das helfen sollte. Aber egal, hauptsache der Schuh ist ok für mich.
Update 28.12.2022: Heute habe ich einmal versucht, mit dem Rincon 3 eine Einheit zu kopieren, die ich vor 6 Wochen mit dem "alten Noosa" absolviert hatte. Der Vergleich hinkt ein wenig, da ich in den letzten Wochen verstärkt kürzere, intensivere Einheiten im Programm hatte, wodurch per se bereits ein Leistungszuwachs entstanden war. Allerdings habe ich mich bei dieser Einheit nicht so gut gefühlt, wie im November, was ein wenig leistungsmindernd eingeschätzt werden müsste. Die Temperatur war fast identisch, der Wind kam aus südwestlicher statt aus südöstlicher Richtung und war bei beiden von mir als "Windstärke mittel" eingestuft worden.
Das lockere Einlaufen bis zum Stadion war bereits sehr angenehm. Der Schuh fühlte sich gut und leicht an und ich hatte schon hier das Gefühl, sanft angeschoben zu werden. Auch die von mir kritisierte Zungenpartie war kein Problem und der Fuß stand wunderbar fest im Schuh.
Auf der Bahn angekommen habe ich ein paar 1.000 Meter Intervalle mit 200m Gehpause durchgeführt und war gespannt, wie sich die Rocker-Konstruktion und das eingesparte Gewicht von 65g pro Fuß in Zahlen auswirkt.
Die gelaufenen Kilometer bin ich im Mittel 6,5 Sekunden schneller und mit 7,7 Watt mehr gelaufen. Während die Schrittlänge im Vergleich mit der November-Einheit fast identisch war, erhöhte sich die Anzahl der Schritte pro Minute von 181 auf 187. Der durchschnittliche Puls war heute gute 2 Schläge, der Maximalpuls im Mittel knapp 4 Schläge höher. D.h. ich habe mich nicht deutlich mehr angestrengt.
Am Interessantesten fand ich den Wert der Bodenkontaktzeit, der sich von 262 Millisekunden beim "alten Noosa" auf 250 Millisekunden beim Rincon 3 verringerte. Ebenfalls verkleinerte sich das durchschnittliche vertikale Verhältnis um 0,5%, sowie die vertikale Balance um 0,7 Zentimeter, d.h. beim Auf und Ab des Körpers in Bewegung bin ich ein wenig effizienter gewesen.
Bei dem Training selbst und auf dem Rückweg machte sich der Schuh nicht negativ bemerkbar (bzw. habe ich irgendwann gar nicht mehr drauf geachtet), er war weiterhin "leicht wie eine Feder" und auch nach dem Ausziehen gab es keine negativen Effekte seitens Muskulatur oder Sehnen.