Kennt ihr auch noch
die Yogurettenwerbung aus den 90ern? Falls nicht, schaut sie euch einmal an, ich komme gleich darauf zurück.
Das letzte und einzige Mal, dass ich
in Hittfeld am Start war, war vor 8 Jahren. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Und das letzte Mal, dass ich wettkampftechnisch die "2" bei der Streckenlänge vorne hatte, war 3 Jahre her. Genug Gründe also, mal wieder "was längeres" unter die Füße zu nehmen.
Das Ambiente beim Eintreffen war wie 2014. Die Steppkes düsten im Eiltempo um den Sportplatz. Einer mit Abstand vorne weg, um dann vorm Zielkanal gnadenlos einzubrechen und von den Verfolgern überrannt zu werden. So gesehen bei den Jungens über 600 Meter und auch bei den Mädels über 1.000 Metern. Sehr unterhaltsam und kurzweilig.
Um kurz vor halb drei sammelten sich die Langstreckler an der Startlinie. Mit 15 Männern und 3 Frauen eine überschaubare Truppe. Aber der Eindruck täuschte. Bei den anderen Läufen waren insgesamt mehrere 100 am Start. Der Trend geht wohl zu den kürzeren Distanzen ;-) Auf jeden Fall kündigte der Starter an, dass wir nicht auf die gewohnten 3 Runden gehen konnte, weil es irgendwo im Wald eine Streckensperrung gab. Daher sollten wir stattdessen einen abgewandelte 2-Runden-Kurs laufen. Die Streckenlänge sollte aber zu den Vorjahren nahezu identisch bleiben.
Nach einer dreiviertel Runde in entgegengesetzter Richtung um den Sportplatz gings den Abhang hinunter ins Hittfelder Hinterland. Schnell war das Feld auseinandergezogen und jeder quasi auf sich gestellt. Bei Kilometer 1 passierten wir die Unterführung, die wir in der Folge nur 2 statt 3 Mal durchlaufen durften. Der erste Teil der Strecke war altbekannt und ich versuchte, ein Tempo zu finden, was angenehm war. Den Zielkorridor für meine Endzeit hatte ich bewusst weit gesteckt, weil ich nicht wusste, was so möglich ist. Alles zwischen 1:45 Std. und 2:00 Std. war ok.
Die ersten Kilometer fühlte ich mich eh nicht so wirklich gut. Letztes Wochenende hatte ich noch zwei Tage flach gelegen und fühlte mich aufgrunddessen etwas schwächlich. Als es dann auf den Radweg Richtung Tötensen ging, kam noch ein strammer Gegenwind dazu. Ich entschied mich, zu dem vor mir laufenden Arne aufzuschließen und mich kräftesparend in seinen Windschatten zu klemmen. Das klappte anfänglich auch ziemlich gut.
Aber kurz vor dem Abzweig in den Wald war mir mein Windschatten doch ein wenig zu schnell, so dass ich mich entschied, abreißen zu lassen und mein eigenes Tempo zu laufen. Die fiese kleine Steigung reichte, um ein paar Meter zwischen uns zu bringen. Oben angekommen empfing uns ein teilweise matschiger Waldweg und nach knapp 300 Metern eine gelb/rote Absperrung, die daran hinderte, die Originalstrecke weiterzulaufen. Der Veranstalter ließ uns daher rechts abbiegen, um unten wieder auf den Radweg zu gelangen.
Eigentlich bin ich ja aufgrund der Schonung meiner Gelenke ein ausgesprochen schlechter Bergabläufer. Daher wundert es mich immer wieder, wenn jemand in dieser Disziplin noch schlechter ist als ich. So gesehen, bei meinem Windschatten, den ich beim Einbiegen auf den Radweg wieder eingeholt hatte. Die 5-Kilometermarke bei 26:47 Minuten passierend fühlte ich mich auf einmal, wie die rot/weiß-gestreifte junge Frau in dem oben genannten Video. Der Rückenwind und das leicht abfallende Terrain waren wohl der Hauptgrund dafür. Jedenfalls konnte ich meinen Windschatten überholen und flog leicht wie eine Yogurette den Radweg hinab ;-)
Bei Kilometer 6 war die Freude kurzfristig vorbei, als wir vor der Bahn links ab einen weiteren kleinen Hügel hochgeschickt wurden. Es folgte ein längeres Stück die Bahn entlang, wo auch ein langersehnter Verpflegungsstand auf uns wartete. Frisch gestärkt liefen wir nun auf die letzten Läufer des nach uns gestarteten 10ers auf. Ein Läufer aus unserem Starterfeld kam mir achselzuckend entgegen und fragte nach dem Weg, da er sich wohl verlaufen hatte. Da ich den Weg auch nicht kannte, folgte ich einfach meinem Instinkt und lief mit ihm den Weg, den ich am wahrscheinlichsten fand. Weiter unten sahen wir bereits ein Kilometerschild, was uns signalisierte, auf dem rechten Weg zu sein.
Die Strecke führte weiter am Golfplatz längs und bog einmalig auf den Zehdalweg. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass ich auf der zweiten Runde dankbar sein würde, hier kein zweites Mal abbiegen zu müssen. So umrundeten wir einmal ein großes Gerstenfeld und passierten dabei Kilometer 8. Fast schnurgerade ging es dann weiter bis zum Wendepunkt bei Kilometer 9,3. Hier gab es eine kleine Erfrischung in Form von Wasserbechern, die ich dankend nutzte.
Auf diesem Stück konnte man den ein oder anderen vor einem laufenden sehen. Ich fand es total klasse, dass fast jeder kurz lächelte, den Daumen hochhielt oder grüßend nickte. Bei Kilometer 10 hatte ich eine 53:22 Min. auf der Uhr und meinem ehemaligen Winschatten einen beruhigenden Abstand aufgebrummt. Damit das so blieb und ich weiterhin die Leichtigkeit einer Yogurettenläuferin verspüren durfte, gönnte ich mir keine Yogurette, sondern einen zuckersüßen Energiedrink aus der mitgeführten Plastiktube.
Kurz den weißen Kamp hochgetackert und das erste Mal durch den Tunnel die Eisenbahnschienen unterquert. Bis zum zweiten Mal auf den Radweg einbiegend ging es recht schnell. Leider musste ich mich jetzt alleine gegen den Wind stemmen, was aber einigermaßen gut machbar war. Vor mir blitze immer wieder ein gelbes Trikot am Horizont auf, aber die vor mir laufenden waren zu weit weg, als dass sich eine Tempoverschärfung angeboten hätte. Dafür kamen uns jetzt viele 10er Läufer/innen mit teilweise verkniffenen Gesichtern entgegen, die für Ablenkung sorgten.
Am Ende des Radweges galt es, die fiese Rampe in den Wald erneut zu meistern. Ich fluchte kurz und quälte mich dann im Schlappschritt den Berg hoch. Außerdem freute ich mich, dass es kurz danach wieder runter auf den abfallenden Radweg ging, um wieder Schwung aufzunehmen. Kilometer 15 passierte ich in 1:20:52 Std. und drückte mir eine weitere Zuckerplörre rein, um dem drohenden Leistungsabfall etwas entgegenzuwirken.
Aber als es zum Ende wieder fies links die Bahntrasse hochging, fühlte ich mich nicht mehr wie die rot/weiß-gestreifte, sondern mehr wie ihre Laufpartnerin. Schwerfällig kämpfte ich mich den kleinen Hügel hoch und war froh, dass der Verpflegungsstand immer noch auf uns wartete und Wasser bereithielt. Am Golfplatz entlang registrierte ich erst jetzt, dass wir keine Extrarunde mehr drehen mussten und quasi direkt auf den Wendepunkt zusteuern durften.
Wieder kamen mir einige vor mir Laufende entgegen. Es wurde wieder nett gegrüßt oder gelächelt und weiter gings. Am Wendepunkt schnell einen Drink genommen und dann das sanfte Gefälle auf dem unbefestigten Weg genossen, soweit es die aufkommende Müdigkeit zuließ. Mir war klar, dass ich nach der Unterführung der Bahn noch ein letztes Mal einen Anstieg bis zum Sportplatz hochkraxeln musste.
Aber zuerst musste ich noch aufpassen, nicht plattgerannt zu werden. Die 200 Starter/innen des Schnupperlaufs über 4,5 Kilometer kamen mir in breiter Front entgegengeströmt und rechneten gar nicht damit, dass ihnen auch jemand entgegenkommen könnte. Die ein oder andere Kollision konnte ich nur durch einen schnellen Schritt zur Seite verhindern. Puh, das war Adrenalin pur.
Danach gings steil hoch zum Sportplatz. Dabei hab ich wohl das Programm an meinem Fotoapparat verstellt und ein surreales Bild meines Zieleinlaufs erstellen können. Ich finds gelungen. Die Uhr blieb bei 1:50:51 Std. stehen, gute 5 Minuten langsamer als vor 8 Jahren. Wenigstens waren die Platzierungen an diesem Tag besser ;-) Hat auf jeden Fall richtig Spaß gemacht, den Lauf mitzurennen. Und von mir aus kann die Strecke so beibehalten werden. Da bekommt man etwas mehr vom eigenen Renngeschehen mit, als wenn man 3 Runden läuft und keinen anderen sieht.
Zur kompletten Bildergalerie geht es hier lang.
Streckenkarte (anklicken für Details)Quelle: Runalyze.com | Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0HöhenprofilQuelle: Runalyze.com