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17.03.2018  |  Norderstedt laeuft 6h  |  Norderstedt

Schneidig
[von Bernd Hegemann]

So richtig zur Kenntnis genommen hatte ich es nicht. Also das mit dem Wind meine ich. Als Michaela am Abend vorher nach dem Studium von Wetteronline über Sturmböen sprach, hab ich mir nichts weiter gedacht. Aber als Jan und ich dann bei -3°C aus dem kuscheligen Auto stiegen, begrüßte uns nicht nur der in der Kälte wartende Veranstalter Thomas per Handschlag, sondern auch ein verdammt schneidiger Ostwind, der teilweise mit Stärke 8 über den See pfiff. Auf dem Weg Richtung Startnummernausgabe hatte ich den Eindruck, dass sich langsam Gefrierbrand über die rechte Seite meines Gesichtes fraß. Auch ein Blick auf Jans leicht verzerrte Mimik zeigte mir, dass ich nicht der einzige war, der am liebsten sofort wieder nach Hause umgekehrt wäre.

Aber wir kämpften uns vor bis zur Startnummernausgabe. Dort wurden wir ganz herzlich vom Team "Norderstedt läuft" empfangen und konnten in dem windgeschützen Pavillion die letzten Handgriffe tätigen. Bei dem Veranstalter handelt es sich um eine aus Whatsapp hervorgegangene Facebook-Gruppe, die sich stetiger Beliebtheit in dieser Gegend erfreut und auf dem Herzen hat, verschiedene Laufstrecken anzubieten, die auf dem Norderstedter Laufkalender fehlen.

Fast pünktlich um 9 Uhr schickte uns nach einer kurzen Einweisung das Startkomitee dann auf den 2,1 Kilometer langen See-Loop. Die Premierenveranstaltung konnte beginnen. Der Wind, der anfänglich von rechts kam, blies uns nach wenigen 100 Metern entgegen, da wir einem Rechtsbogen laufen mussten. Als wir diesen Teil überstanden hatten, war das Laufen fast schlagartig erträglich geworden. Denn im östlichen Teil der Runde gab es einen wunderbaren Windschatten, der von dem Wall herrührt, der den Stadtpark von der Schleswig-Holstein-Straße abschirmt.

Nachdem hier der erste Kilometer passiert wurde, bogen wir wieder rechts ab. Der südliche Teil der Strecke entlang der Wasserski-Anlage war herrlich, weil die Sturmböen uns jetzt kräftig vor sich herschoben. Und als das Highlight der Runde, die Brücke über den See überwunden war, näherten wir uns der kleinen Anhöhe entlang des Startpark-Restaurants.

Ab hier war wieder Kampf angesagt, denn der Ostwind packte uns auf diesem Stück gnadenlos von rechts. Kurz nach Kilometer 2 gelangten wir zum Startpunkt, richteten unsere Startnummern und ließen uns beim Durchlaufen der Zippels-Flags von den fleißigen Helfern registrieren. Das Feld hatte sich mittlerweile so weit auseinandergezogen, dass sich kein größeres Problem mit Wartezeiten ergab.

Wie war überhaupt unsere Zielsetzung am heutigen Tag? Also, nachdem mich eine zweiwöchige Erkältung aus dem Bacardi-Cup bugsiert hatte und ich körperlich noch nicht ganz wieder auf der Höhe war, wollte ich locker mindestens 10, vielleicht bis 15 Runden machen. Jan hatte sich als Ziel 200 Minuten gesetzt, da er so lange noch nie gelaufen war.

Die ersten drei Runden gingen für uns mit 12 Minuten im Schnitt auch recht zügig vorbei. Danach wurde es etwas langsamer, aber das lag weniger am sinkenden Tempo als an den "technischen" Pausen, die zwecks Nahrungsaufnahme und "-abgabe" notwendig wurden. Bis zur Runde 10, also der Halbmarathonmarke pendelten sich die Rundenzeiten auf 13:20 Minuten ein. Nach etwa 5 Runden liefen wir bei Seiten- und Gegenwind taktisch, d.h. abwechselnd mal der eine mal der andere vorne und der andere ducte sich in den Winschatten. War sehr praktisch, fand ich.

Die Zeit für den "Halben" war mit 2:09:31 Stunden bei diesen Verhältnissen sowieso sekundär, wobei ich mich eh verzählt hatte, weil ich die erste Zwischenzeit nicht mitgestoppt hatte und immer dachte, wir wären eine Runde weniger gelaufen.

Aufgrund meines Mißgeschickes liefen wir demnach 11 Runden zusammen und Jan wollte ab jetzt noch ein bisschen auf die Tube drücken. Ich passierte kurz nach ihm den Start/Zielbereich und gabelte dabei den bereits oben erwähnten Thomas auf, mit dem ich die nächsten zwei Runden lief. Das war, muss ich sagen, extrem kurzweilig, weil wir uns eine Menge zu sagen hatten. Insbesondere erfuhr ich viel über die Entstehungsgeschichte von "Norderstedt läuft" und dieser Veranstaltung.

Nach den zwei Runden mit Thomas horchte ich in mich rein. Zu dem Zeitpunkt war ich ja noch der irrigen Annahme verfallen, erst 12 Runden gelaufen zu sein. Jedenfalls dachte ich, dass 25 Kilometer doch eine gute Größenordnung seien und meldete mich pflichtbewusst bei den Zeitnehmerinnen ab. Erst beim Studium meiner Zwischenzeiten am PC merkte ich, dass irgendwas an der Zählung nicht stimmte und kam recht schnell darauf, dass mir noch eine Runde gefehlt hatte.

Während ich es mir im Pavillion gemütlich gemacht hatte und den Heizstrahler mal von vorne und mal von hinten genoss, drehte Jan unverdrossen seine Runden. Er machte wirklich Ernst und ließ die 200 Minuten passieren. Am Ende standen bei ihm 16 Runden auf der Strichliste.

Fazit: die Witterungsbedingungen waren echt grenzwertig, aber die Veranstaltung selbst war super. Das lag nicht allein an der schönen Strecke um den See, sondern viel mehr am Veranstalter. Alle waren mit einer Begeisterung bei der Sache und begegneten uns mit einer Herzlichkeit, die in der heutigen Zeit sehr selten, aber total toll ist. Mit meinem Lauf bin ich voll zufrieden, habe es nicht übertrieben und freue mich schon, nach überstandener Erkältung auf die folgenden Aktivitäten.


Zur kompletten Bildergalerie geht es hier lang.


Streckenkarte (Anklicken für Details)


Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0


Höhenprofil (exemplarisch die ersten 3 Runden)


Das macht bei 13 Runden immerhin knapp 200 HM, puh.
Ergebnis(se) in 2018
28,6 Kilometer
10. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   2:51:41 Std.   (6:00) 3.M50   91 % /100 %   
Ergebnisse im Internet
[von Bernd Hegemann]
Link zur Homepage
[von Bernd Hegemann]
 
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