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16.12.2014  |  Kartbahnfahren  |  Norderstedt

Ein adrenalisierender Abend
[von Bernd Hegemann]

Die Weihnachtsfeier unserer Männergruppe stand an und als Event wurde von Jan Kartbahnfahren auf der Bahn in Norderstedt vorgeschlagen. Der allgemeinen Begeisterung des Vorschlags konnte ich nicht folgen, da ich in der Regel solchen Veranstaltungen eher skeptisch gegenüberstehe: zu laut, zu kalt, zu stinkig, zu hektisch und stressig, ... Viele Gründe also, die einer uneingeschränkten Begeisterung meinerseits im Weg standen.

Mit gemischten Gefühlen stand ich also auf der Empore in der Karthalle und beobachtete mit den anderen Jungs die unter uns kreiselnden Karts. Es müffelte nach Abgasen und der Lautstärkepegel, den die acht oder neun getunten Rasenmäher erzeugten, war enorm.

Irgendwann durften wir dann runter zum Check-In mit Einweisung, Helmprobe und dem Aussuchen des fahrbaren Untersatzes. Ich schnappte mir die Nummer 12 (hier ein Video der Überwachungskamera ;-), ich bin der mit der grünen Jacke), quälte mich in eine ungewohnt tiefe Sitzposition und beobachtete gespannt, wie der Boxenchef versuchte, meinen Motor anzukriegen. Nach ein paar kraftvollen Armzügen begann der Motor zu tuckern und ich durfte vorsichtig auf die erste Proberunde einbiegen.

Ich muss sagen, dass ich mich im ersten Moment echt überfordert fühlte. Vom Tempo, von der Lautstärke, von der schwergängigen Lenkung und natürlich dem rutschenden Lenkrad. Das war ich aber selbst in Schuld, hatte ich doch meine Laufhandschuhe wegen der erwarteten Kälte in der Halle angezogen. Kurzer Boxenstopp, dezenter Hinweis an den Mechaniker, dass ich noch keinen Reifenwechsel brauchte, die Handschuhe in den Taschen verstaut und weiter ging es. Keine 10 Sekunden ;-)

Jetzt war der Griff am Lenkrad viel besser und das Fahrgefühl gleich besser, auch wenn ich die Kurven immer noch etwas vorsichtig anfuhr. Als das Einfahren beendet wurde und wir uns alle neben der Boxengasse sammelten, war ich überrascht und erfreut, nicht an letzter Stelle positioniert zu werden. Startplatz 5 von 8 Leuten fand ich schon mal nicht schlecht.

Auf der Einführungsrunde überholte Sigi verbotenerweise und fuhr auf Platz 3 vor. Wohl bei der Ansage des Boxenchefs gepennt, was? Nach einer Runde gingen die gelben Randaleleuchten am Streckenrand aus und die Startampel auf grün. Jetzt wurde es ernst.

Ich versuchte so schnell wie möglich voranzukommen, aber die anderen vor mir waren schnell entschwunden. Früh schlängelte sich auch Ebi an mir vorbei, der langsam erkannte, wie man effizient die Kurven zu nehmen hatte. Auch die führenden Thomas und Stephan kamen zeitig wieder an mir vorbei.

Kurz vor der Hälfte des Rennen bildete sich ein kleiner Stau, weil Sigi wohl auch das mit der blauen Flagge nicht ganz so mitbekommen hatte. Als endlich alle an ihm vorbei waren, hing nur noch ich hinter ihm fest. Geschätze vier oder fünf Runden schaffte ich es nicht, ihn zu überholen, aber es winkte auch niemand mit einer blauen Flagge. Hätte ja eh nix genutzt ;-)

Ich versuchte einfach, weiter Druck auf Sigi auszuüben, in dem ich an seinem Heck klebte wie Rotz am Ärmel. Und dann passierte das kleine Wunder. Sigi versteuerte sich und blieb an einem Reifenstapel hängen. Die Beckerfaust Richtung Hallendach streckend zog ich an ihm vorbei. Er versuchte noch einen Moment, wieder Anschluss zu finden, aber ich hatte jetzt Blut bzw. Treibstoff geleckt und begann die Kurven risikofreudiger anzusteuern.

Stephan bestätigte später, dass es ihm deutlich schwerer fiel, mich noch ein zweites mal zu überrunden und er mit Thomas im Schlepptau nur langsam an mich rankam. Mittlerweile musste ich feststellen, dass ich starken Gefallen an dieser Art Fortbewegung fand. Die abgasgeschwängerte Luft nahm ich nicht mehr wahr, war nur noch im Speedtunnel und aufs Gasgeben und Bremsen fokussiert.

Als mich Stephan und Thomas einholten, ließ ich sie passieren und versuchte, mich ranzuhängen. Aber Null Chance. In den Haarnadelkurven fehlte mir einfach die Technik, dranbleiben zu können. Auch der etwas später folgende Ebi war nur kurz zu halten und dann einfach weg. So konzentrierte ich mich mehr darauf, meine Kurventechnik zu optimieren. Dadurch schaffte ich es, die Rundenzeiten von anfänglichen 33 Sekunden auf (für mich) beachtliche 29,92 Sekunden zu drücken.

Nachdem Stephan und Thomas ihre 40 Runden voll hatten, wurden wir alle mit der schwarz-weiß karierten Flagge rausgewunken. Leicht benommen rollte ich in die Boxengasse, quälte mich aus dem Sessel und taumelte zu den anderen, die sich bereits um die Ergebnisse scharten. Bei mir wars Platz 4, hinter Stephan, Thomas und Ebi, aber vor Sigi, Jan und Werner (der vorzeitig das Rennen beendet hatte).

Was bleibt von meinen anfänglichen Vorbehalten übrig? Ja, es war eine Scheißluft in der Halle und ja, es war total laut, ziemlich stressig und anstrengend, diesen Karren zu fahren. Aber es war auch megageil! Mit hohem Tempo in die Kurven zu schliddern, sich mit den anderen zu duellieren und dabei die Fliehkräfte und die Adrenalinschübe zu genießen. Fast wäre mir der bei Got to Dance gefallene Satz von Howard Donald rausgerutscht: "Mann, war das scheiße-heiß". In diesem Sinne bis zur nächsten Weihnachtsfeier mit Euch, Männers.
Ergebnis(se) in 2014
38 Runde(n)
4. Bernd Hegemann       20:13 Min.     M45   50 %   
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[von Bernd Hegemann]
 
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