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19.08.2023  |  39. Josef-Kaderhandt-Waldlauf  |  Menden

Waldwanderung mit Saunaeffekt
[von Bernd Hegemann]
Einmal pro Jahr treffen sich Thorsten und ich zu einem Männerwochenende in Westfalen, etwa auf der Hälfte der Distanz zwischen Thorstens saarländischer Heimat und meinem norddeutschen Wohnsitz. Gerne mit einem Wettkampf garniert, der auf einem Samstag liegen sollte, weil uns das am Besten in den Kram passt.

Dieses Jahr hat es der Menden Waldlauf geschafft, unsere Gunst zu erringen. Ich selbst war vor 33 Jahren über die 20 Kilometerdistanz am Start und quälte mich an diesem Tag bei 35°C durch den Mendener Glutofen. Auch dieses Jahr hatte ich ursprünglich vor, die 20 Kilometer zu absolvieren, meldete dann aber wie in Schwerin auch auf die kürzeste der angebotenen Strecken um, da mir trainingstechnisch die Länge fehlte.

Zur Vorbereitung auf den Lauf hatte ich eine interessante Funktion meiner Laufuhr ausprobiert, die sich PacePro nennt. Darüber habe ich den Menden Waldlauf als Event in Garmin Connect angelegt, die GPX-Daten reingeladen und konnte so das Durchschnittstempo pro Kilometer planen. Dabei konnte ich über zwei Schieberegler vorgeben, dass ich zum einen zu Beginn etwas flotter laufen wollte (weil das so meine Art ist) und dass ich die Anstiege etwas defensiver angehen wollte (weil ich berghochlaufen nicht wirklich trainiert habe). Die so erstellte Vorgabe wurde in die Uhr übertragen und ich bekam jeden Tag vor dem Wettkampf eine Schätzung der erzielbaren Leistung in Abhängigkeit meines Trainungstatus und der zu erwartenden Temperatur. Nette Spielerei. Ich meine, am letzten Tag hatte die Uhr gemeint, ich würde in 40:45 Minuten im Ziel sein.

Dass diese Annahme valide sei, wagte ich zu bezweifeln, als ich mit Thorsten in Menden ankam, wir aus dem Auto ausstiegen und das Gefühl hatten, eine Sauna zu betreten. Super, die Temperaturen waren mit 29°C 6 Grad geringer als 1990, aber die Luftfeuchte war am Anschlag und es ging kein abkühlender Wind. Beste Voraussetzungen also.

Vom Bürgerbad Leitmecke aus, wo sich das Orgazentrum und der Zieleinlauf befand, mussten wir knapp zwei Kilometer zum Start in den Wald gehen. Gut, dass recht viele Leute dorthin unterwegs waren und sich auskannten, denn eine Beschilderung fehlte an der Stelle. Bis zum Start um 14:30 Uhr dauerte es noch eine Weile, so dass die Wartenden ein Spalier bildeten und die passierenden Langstreckler anfeuerten.

Um 14:30 Uhr ging es pünktlich los, wobei auf eine Lücke bei den Langstrecklern gewartet werden musste, um sie nicht zu stören. Der erste Kilometer verlief herrlich bergab, so dass man wunderbar laufen lassen konnte. Dies war auch der einzige Kilometer, den ich laut Vorgabe meiner Uhr im grünen Bereich absolvierte. Der Split war hier 4:37 Minuten. Was echt gewöhnungbedürftig war, waren die Bildschirme des Wettkampfmodus auf meiner Uhr. Nach drücken der Starttaste hatte ich eine Kartenansicht, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Bis ich eine Anzeige hatte, die mir nützlich war, war ich schon etliche 100 Meter gerannt. Hätte ich vielleicht vorher mal ausprobieren sollen.

Es folgten zwei leicht ansteigende Kilometer, die ich mit jewils 5:18 Minuten absolvierte und hier schon aus dem Plan rausrutschte. Hier passierten wir den ersten Verpflegungsstand. Ich griff einen Becher und schüttete ihn über den Kopf und hörte hinter mir eine Stimme "Ähm, das war Iso.". Stimmt, wo mir das Zeug über die Lippen lief, merkte ich es auch. Eine Kennzeichnung auf den Tischen wäre hilfreich gewesen, da ich anhand der klaren Flüssigkeit nicht erkennen konnte, ob es Wasser war oder nicht.

Kilometer 4 ging wieder stramm bergab und trotz des Splits von 4:49 Minuten merkte ich, dass mir langsam der Stecker gezogen wurde. Es war einfach zu warm und stickig und ich fand kein Tempo mehr, bei dem ich mich wohlfühlte. So schaffte ich es, Kilometer 5, der noch leicht abfallend bis flach war, nach 6:34 Minuten zu beenden.

Und ich wusste, dass nach der Linkskurve der eigentliche Hammer des Laufes auf uns wartete. Daher gönnte ich mir eine Wanderpause und kämpfte mich flotten Schrittes und einer 7:11er Pace den Anstieg hinauf. Zum Glück ging es vielen so, denn von meinem 10. Platz beim Start hatte ich nicht dramatisch viel verloren.

Bei Kilometer 6 passierten wir wieder das Startbanner, aber die Lockerheit vom Start war komplett weg. Ich musste trotz Bergablaufens kämpfen, nicht dem Drang 'gehen zu wollen' nachzugeben. Daher lag dieser Kilometer auch bei 5:53 Minuten und ich sehnte das Ziel herbei. Auf dem letzten Stück hörte ich Schritte und Stimmen hinter mir. Daher gönnte ich mir eine kurze Gehpause in der ich zu Atem kommen konnte und hoffte, mich an die Überholenden hängen zu können. Aber das passierte nicht.

Daher lief ich irgendwann wieder los, stehend k.o., wurde aber nicht eingeholt. Hinter mir kämpfte sich wohl ein Steppke vom MC Menden ran, aber ich schaffte es, das Tempo moderat anzuziehen, so dass am Ende ein Abstand von 6 Sekunden blieb. Mit letzter Kraft quälte ich mich ins Ziel, pumpte wie ein Maikäfer und wartete 5 Minuten, bis Thorsten ähnlich platt ins Ziel taumelte.

Was bleibt als Fazit: Männerwochenenden mit Thorsten sind klasse, Läufe bei schwül-warmen Temperaturen sind es nicht. Muss man aber mit rechnen und dann die Ambitionen entsprechend anpassen. Meine Leistung war so mittel, das geht prinzipiell besser. Aber alle Umstände zusammengenommen kann ich sagen, dass am heutigen Tag nicht mehr dringewesen ist.


Zur kompletten Bildergalerie geht es hier lang.


Streckenkarte

Wetter und Boden
[von Bernd Hegemann]
29°C, sonnig, windstill, Untergrund Waldwege, trocken
Ergebnis(se) in 2023
7,8 Kilometer
19. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   43:20 Min.   (5:33) 3.M55   25 % /60 %   
Ergebnisse zu dieser Veranstaltung in allen Jahren
7,8 Kilometer
19. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   43:20 Min.   (5:33) 3.M55   25 % /60 %   2023
20 Kilometer
  Bernd Hegemann   LG Deiringsen   1:50:49 Std.   (5:32) 9.MHK      1990
Ergebnisse im Internet
[von Bernd Hegemann]
Link zur Homepage
[von Bernd Hegemann]
 
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