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04.05.2014  |  29. Haspa Marathon  |  Hamburg

Aus der Not geboren
[von Bernd Hegemann]
Nach den beiden erfolgreichen Teilnahmen in 2012 und 2013 hatte ich für dieses Jahr 5 Staffeln gemeldet. Obwohl, offiziell waren es nur 4 Staffeln, während ich mir die eine Staffel selbst zugeteilt hatte. Mein Ziel war es, die ersten drei Teilstücke zu laufen, weil ich mir einen ganzen Marathon nicht zutraute. Die anderen 4 Staffeln waren gespickt mit motivierten Leuten, teils aus dem Gemeindeumfeld, aus der Nachbarschaft und Arbeitskollegen. Eine der Staffeln war reserviert für unsere Gemeindejugend "Connect", die bereits im letzten Jahr mit einer sehr schnellen Zeit von 3:10:36 Stunden auf Platz 22 unter allen Männerstaffeln landen konnte.

Leider waren die Connecter im Vorwege etwas gebeutelt gewesen, da sich ein Teilnehmer verletzt hatte und quasi auf den letzten Drücker noch Ersatz gefunden werden musste. Auch meine Planung der übrigen 3 Staffeln war nicht problemlos. Auch hier führte ein Krankheitsfall in der Familie für einen Ausfall, so dass noch schnell das Backup angezapft werden musste. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei denjenigen bedanken, die uns so tatkräftig geholfen haben, alle Staffeln komplett an den Start zu bringen!

Los ging es, wie in den vorigen Jahren auch, um 7:15 Uhr mit den gemeinsamen Treffen auf dem Gemeindeparkplatz. Mit etwa 8°C war es ein bisschen frisch, die dichte Bewölkung ließ auf jeden Fall erahnen, dass wir in diesem Jahr wohl keinen Hitzelauf haben werden. Als dann die Startbeutel verteilt und die Startnummern angepinnt waren, ging es mit der U-Bahn Richtung Sternschanze. Die Stille in der Bahn drückte wohl aus, dass alle sich schon gedanklich mit dem Lauf beschäftigten.

Rechtzeitig am Start schlüpften dann die Startläufer aus ihren Trainingsklamotten, Daniel, Fabian und Niels verabschiedeten sich in den Startblock E und Kai und ich kämpften uns durch die Menschenmassen vor zum Startblock G. Die Kollegen in Startblock E hatte ich mit einem 5er Schnitt angemeldet, wärend wir im G-Block einen 5:30er gemeldet hatten.

Die Zeit zog sich ein bisschen wie Kaugummi. Um 8:50 Uhr starteten die Rollis und um 9:00 Uhr waren die Läufer dran. Aber da immer ein Block nach dem anderen zur Startlinie vorgelassen wurde, dauerte es noch weitere 10 bis 15 Minuten, bis wir endlich loslegen konnten. Mit Kai an meiner Seite war ich richtig glücklich, hatte ich doch gehofft, dass wir zusammen laufen könnten. Kai dachte erst, ich wollte ihn veräppeln, weil ich normalerweise schneller zu Fuß bin als er, aber da ahnte er wohl noch nichts von meinem Plan, bis zum 3. Wechsel, also bis Kilometer 32,9 zu laufen.

Wir liefen einträchtig Seite an Seite, erzählten uns dies und das, so dass absolut keine Langeweile aufkam. So etwa bei Kilometer 10 bekam ich leichten Hunger und holte die erste Hälfte meines Amerikaners raus, um ihn mit Wasser an der nächsten Getränkestation herunterzuspülen. Und schwupps, hatte ich einmal nicht richtig aufgepasst, da war Kai auch schon mit dem Läuferstrom fortgespült worden. Gut, musste ich das Tempo ein klein wenig hochschrauben und nach einem halben Kilometer hatte ich Kai schon wieder eingefangen.

Nach der langgezogenen Elbchaussee wurde es dann langsam spannend, da sich das erste Stimmungsnest an den Landungsbrücken ankündigte. Hier gings es zunächst ganz gut runter und wieder hoch (Stichwort Fischmarkt) und als die Landungsbrücken erreicht waren, drängten sich die Zuschauer dicht an dicht an den Straßenrändern und auf den Brücken. Echt ein beeindruckendes Spektakel.

An der der Elbphilharmonie und der Speicherstadt vorbei trabten wir Richtung Wallringtunnel. Kai warnte mich vor, dass es dort wohl kräftig nach Ammoniak duften sollte, aber leider wurde ich enttäuscht. Nix war am stinken im Tunnel. Dafür wurde von der Läufermenge ein Countdown mit anschließender Laola-Welle geübt, bis ein Läufer lapidar meinte, dass wir das doch besser dort machen sollten, wo es auch die Zuschauer sehen würden.

Kai bereitete sich auf dem Ballindamm bereits mental auf seinen Wechsel vor, während ich ein paar Fotos von der Binnenalster und dem Rathaus machte. Am Jungfernstieg angekommen wurden die Staffelläufer von den Normalos separiert und über einen eigenen Laufschacht geleitet. Dieses Jahr hatte der Veranstalter eine Neuerung parat.

Vor jeder Box stand ein Ordner, der die Startnummern der Ankommenden fixierte. Sobald er einen für seine Box entdeckt hatte, stoppte er ihn (oder sie) und drängte denjenigen in die Wechselbox. So blieb die Laufstrecke frei von sich bückenden und blockierenden Teams. Blöd nur, dass auch ich gestoppt wurde. Aber als ich ihm ins Ohr geraunt hatte, dass ich noch ein Teilstück laufen wolle, war das für ihn ok.

Kai und ich trudelten übrigens als letzte unserer Staffeln ein. Am schnellsten bei diesem Wechsel war aber nicht die Connecter-Staffel, sondern Fabian lief als zweite Staffel mit einem beherzten 4:48er-Schnitt an die interne Spitze. Fünfeinhalb Minuten Vorsprung sicherte er seinem Team vor der "Familienstaffel" CGBS4, die wie im letzten Jahr fast komplett aus der Familie Günther bestand, allerdings dieses mal in leicht abgewandelter Reihenfolge. Nils war in diesem Jahr der Startläufer und schaffte es, mit einem 5:08er-Schnitt die Connecter-Staffel mit 4 Minuten Rückstand zu distanzieren. Und wie gesagt, Kai und ich folgten weitere gut 5 Minuten später.

Ich machte mich auf mein zweites Teilstück, das am östlichen Teil der Alster und dem Stadtpark entlangführte. Auf der Lombardsbrücke überholte mich Angelika, nachdem sie am Jungfernstieg von Kai das als Chipband getarnte Staffelholz übernommen hatte. Schnell ein paar Fotos gemacht und schon entschwand sie mit einem 5:05er-Schnitt, während ich ein ähnliches Tempo weiterlief, wie vorher mit Kai.

Allerdings fühlte ich mich trotz der Menschenmenge etwas einsam, so ganz ohne meinen Kai. Da musste ich mich erst dran gewöhnen. Um es zu vereinfachen, sprach ich etwa in Höhe des Mundsburger Kanals (km 19) einen älteren Herrn an, der flott unterwegs war. Im Laufe des Gesprächs fand ich heraus, dass er in der M70 startet und derzeit drittbester Deutscher auf der Marathondistanz ist.

Kurz vor der Halbmarathonmarke ließ ich ihn ziehen und horchte in mich rein. Alles war noch im grünen Bereich. Nichts tat weh und das Tempo war sehr angenehm. Ich fragte mich, wie ich mich wohl 10 Kilometer weiter fühlen würde, konnte es aber nicht beantworten. Ich hatte die Hoffnung, nach meinem 28er in Kiel ähnlich gut bis zum dritten Wechsel zu gelangen, dort meine trockenen Sachen zu schnappen und mit der Bahn zum Ziel zu fahren.

Aber zunächst ging es erstmal wunderschön grün am Stadtpark entlang, um dann etwas städtischer zu werden. Der zweite Wechsel kündigte sich sich an, als mein Blick auf der Hebebrandstrasse zum Überseering glitt. Etwa an dieser Stelle hatte ich 1991 bei meinem zweiten Marathon einen bösen Einbruch und lernte den Mann mit dem Hammer von seiner unbarmherzigen Seite kennen.

In der zweiten Wechselzone gab es das gleiche Spiel wie am Jungfernstieg. Ich wurde kurz angehalten, flüsterte die notwendige Parole und durfte weitertraben. Aber wie schaute es bei den anderen Staffeln aus? Staffel Nummer 2 lag weiterhin in Front, denn Jan K. drückte mit einem 4:16er-Schnitt das höchste Tempo des Tages heraus und sorgte dafür, dass die "Familienstaffel" einen Abstand von über 14 Minuten hatte. 6 Minuten später folgten die Connecter, als Tim nach einem 5:16er-Schnitt an Jan S. übergab. Angelika lief den oben erwähnten 5:05er-Schnitt und verkürzte den Abstand zu den Connectern auf dreineinhalb Minuten. Ich lag zu diesem Zeitpunkt noch gute 6 Minuten dahinter.

Das folgende Teilstück nenne ich mal optisch "unspektakulär". Bereits in den vorigen 2 Jahren war ich dieses Teilstück gelaufen und kannte es daher besonders gut. Urbane Teile wechseln sich mit Straßen mit dichtem Baumbewuchs ab. Aber das, was der Strecke vielleicht optisch fehlt, macht insbesondere das nödlichste Stück an der U-/S-Bahnhaltestelle Ohlsdorf wieder wett. Wummernde Bässe vom Oldie95-Stand bringen eine Stimmung, die wahnsinnig toll ist und mindestens unter den Top 3 der angesagtesten Stimmungsnester rangiert.

Nachdem das Pfeifen in den Ohren langsam nachgelassen hatte, ging es auch schon über Maienweg zum dritten Wechsel. In Führung lag weiterhin die Staffel 2 mit Johannes, der sich mit einem 5:26er-Schnitt schadlos hielt. Eine Wachablösung gab es dahinter. In der Connecterstaffel stürmte Jan S. mit einem 4:44er-Schnitt an Anna vorbei, die freundlicherweise die "Familienstaffel" 4 vervollständigte. Die Connecter lagen knapp 17 Minuten hinter Staffel 2, die "Familienstaffel" folgte eine Minute später.

Klaus in Staffel 3 hatte sich mit einem 6:08er-Schnitt auf ein ähnliches Tempo wie ich eingeschwungen. Mit 10 Minuten Rückstand übergab er seinen Chip an Adeline, während ich 7 weitere Minuten später in den Wechselbereich trudelte. Da ich mich noch so gut fühlte, war ich hin- und hergerissen, ob ich wirklich aussteigen oder einfach weiterlaufen sollte. Aber was passiert mit einem Wechselbeutel? Die Antwort wurde mir abgenommen.

Marco hatte die Order, meinen Beutel in meine Wechselbox zu legen. Da er Sorge hatte, dass der Beutel dort wegkommen könnte, übergab er ihn an Adeline, in der Hoffnung, dass sie mich vorbeilaufen sieht. Nun war Adeline ja bereits auf der Strecke, hatte aber den Beutel an Johannes gegeben, der nicht wusste, was er damit machen sollte und ihn kurzerhand mit ins Ziel nahm.

So irrte ich eine knappe Minute in meiner Wechselbox umher und als ich meinen Beutel nicht fand war klar, dass ich mich nicht klatschnass in die U-Bahn setze, sondern die Gelegenheit beim Schopfe packe, und weiterlaufe. Aussteigen könnte ich an den zahlreichen U-Bahnstationen, wenn es nicht mehr ginge. Aber erstmal lief es noch ganz prima. Ich merkte zwar die Oberschenkel, aber sonst war alles prima. Essenstechnisch hatte ich mittlerweile auf die gereichten Sqeezy-Gels umgestellt. Das war so furchtbar. Von den vier Tüten hatte ich drei mit Himbeergeschmack. Ich hasse Himbeeren...

Bis Kilometer 36 ging es auch noch ganz gut voran. Danach hatte ich das Problem, das mein Magen leer wurde und wenn ich was reinfüllte wurde mir unwohl. Deswegen fing wohl auch Magenkneifen an, aber noch schaffte ich es, locker zu laufen. Ich startete im Kopf den Countdown, noch 7 Kilometer, noch 6, ... und kämpfte mich so von Kilometermarke zu Kilometermarke. Das Stimmungsnest am Eppendorfer Baum und Klosterstern habe ich eher wie in Trance erlebt. Jetzt hatte nur noch meinen Tunnelblick drauf und kämpfte weiter. Mein Ziel war es, den ersten Marathon in meinem Leben ohne nennenswerte Gehpausen zu schaffen. Noch 4 km ...

Meine ersten zwei Marathons bin ich immer viel zu schnell angegangen, um dann ab Kilometer 30 spazierenzugehen. Darauf hatte ich keine Lust. Neben mir scherten immer wieder Läufer an den rechten Rand, stemmten die Hände in die Seiten und wanderten. Noch 3 km ... Hier an der Außenalster hatte ich leider keinen Blick mehr für das tolle Grün, was Hamburg so attraktiv macht. Scharf rechts in die alte Rabenstrasse. Noch 2 km ...

Moment mal, 2 Kilometer sind doch nur noch 5 Runden auf dem Sportplatz. Das sollte doch machbar sein. Wenn nicht dieser ätzend lange Mittelweg wäre. Noch 1 km ... Huch, da war ja der Bahnhof Dammtor. Nun sollte es doch wirklich bald zu Ende sein. Aber erst noch Planten un Blomen umrunden. Endlich der Kilometer 42.

Hier gab es wieder eine Separation, Staffeln links in den Schacht, die anderen rechts vorbei. Noch eine Neuerung, die der Veranstalter eingeführt hatte. Die Sammelbox für die auf den Schlussläufer wartenden Staffelläufer war kein bunt gewürfeltes Chaos mehr, sondern hübsch sortiert und mit Staffelboxen ausgestattet. Da haben sich wohl im letzten Jahr einge drüber beschwert.

Mich spuckte der Wartebereich wieder so aus, wie ich in betreten hatte, sprich einsam und allein, während Schwärme von Staffelteilnehmern wie Schmetterlinge um mich herumflatterten. Ihr merkt schon, ich war nicht mehr ganz so klar, als ich dann endlich über den tuffig-roten Teppich ins Ziel trudeln durfte. Ja, das war zum Schluss doch ein hartes Stück Arbeit, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Und wie sah denn jetzt die Endabrechnung unserer Staffeln aus?

The winner is: CGBS2, also Fabian, Jan K., Johannes und Siegfried, der sein letztes Teilstück im 4:55er-Schnitt beendete. In der Endabrechnung war das Platz 40 von 238 Männerstaffel mit einer Endzeit von 3:21:24 Stunden. Herzlichen Glückwunsch!

Platz 2 im internen Ranking ging an die Connecter-Staffel mit Daniel, Tim, Jan S. und Marco. Marco lief im Schongang immer noch einen 4:23er-Schnitt, so dass am Ende 3:33:16 Stunden, sowie Platz 87 im Männerstaffelfeld stehen blieben.

Ingrid, die übrigens in kürze ihren 68igsten Geburtstag feiert, führte ihre "Familienstaffel" CGBS4 mit einem 6:18er-Schnitt in der Endzeit von 3:52:15 Stunden auf Platz 438 von 1065 Mixedstaffeln. Sauber!

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich Adeline und ich. Obwohl ich zugeben muss, dass ich sie überhaupt nicht wahrgenommen habe. Irgendwo kurz vorm Ende muss ich sie im Gewühl überholt haben, anders kann ich mir meinen Vorsprung von 52 Sekunden nicht erklären. Da hätte ich auch noch gut warten können. Schade... Vielleicht nächstes mal ;-) Meine Ein-Mann-Staffel finishte auf Platz 210 unter wie gesagt 238 Männerstaffeln und CGBS3, sprich Kai, Angelika, Klaus und Adeline erreichten 4:10:14 Stunden, sowie Platz 755 von 1065 Mixedstaffeln.

Zur kompletten Diashow geht es hier lang.


Staffelergebnisse:
Wetter und Boden
[von Bernd Hegemann]
12°C, bedeckt, Wind leicht, Untergrund Asphalt, trocken
Ergebnis(se) in 2014
Marathon
210. Bernd Hegemann   CGHH   4:09:22 Std.   (5:55)  M45   88 %  Ein-Mann-Staffel 
Ergebnisse zu dieser Veranstaltung in allen Jahren
5,3 Kilometer
282. Staffel/Staffette     CGHH   25:07 Min.   (4:44)  M40   26 %   2012
5,4 Kilometer
873. Staffel/Staffette     CGHH   25:43 Min.   (4:46)  M45   63 %   2013
Marathon
981. Bernd Hegemann   Hasloh   1:39:30 Std.   (2:21) 433.M30   60 % /60 %   2002
5321. Bernd Hegemann   LG Deiringsen   3:56:31 Std.   (5:36) 1146.MHK   72 % /72 %   1991
210. Bernd Hegemann   CGHH   4:09:22 Std.   (5:55)  M45   88 %  Ein-Mann-Staffel 2014
Ergebnisse pro Distanz/Disziplin in allen Jahren
Marathon
  Bernd Hegemann   LG Deiringsen   3:27:09 Std.   (4:55) 12.MHK      (pers. Bestleistung) 1990: 6. Winterstrassenlauf (Herten-Bertlich)
5321. Bernd Hegemann   LG Deiringsen   3:56:31 Std.   (5:36) 1146.MHK   72 % /72 %   1991: 6. Shell hanse-Marathon (Hamburg)
210. Bernd Hegemann   CGHH   4:09:22 Std.   (5:55)  M45   88 %  Ein-Mann-Staffel 2014: 29. Haspa Marathon (Hamburg)
14. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   4:55:18 Std.   (7:00) 4.M50   47 % /44 %   2018: 5. Sibirien Marathon (Elmshorn)
Ergebnisse im Internet
[von Bernd Hegemann]
Link zur Homepage
[von Bernd Hegemann]
 
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