Ende
2005 suchte ich einen etwas anderen Marathon im Internet und fand
Ende 2005 diesen verrückten Lauf unter der Elbe. Er ist der
Weltweit erste „Unter-Tage-Marathon“ und z.Z. Europas
dritttiefster und teilnehmerstärkster Marathon. Auf den Rundkurs
von 868,5 m sind 250 Teilnehmer zugelassen. Gelaufen wurde auf einer
1,95 m breiten Fahrbahn (da können nur drei sehr schlanke Läufer
nebeneinander laufen) und einen um 10 cm höheren 1,20 m breiten
Gehweg. 48 Runden und eine Auftaktrunde von 508,0 m mussten bewältigt
werden, bei 150 Höhenmetern.
Samstag
war die Anreise nach Hamburg zur schön gelegenen Jugendherberge
„Auf dem Stintfang“ oberhalb der Landungsbrücken. Eingeladen
wurden wir vom 100Marathon-Club zur Hafenrundfahrt (super schön,
bei Sonnenschein und einer fast zugefrorenen Elbe), anschließend
ging es zurück zur Jugendherberge. Eine Infoveranstaltung über
den Elbtunnel-Marathon und einen Laufbericht über eine
Marathonreise um die Welt (einen Tag fliegen – dann einen Marathon
laufen, einen Tag fliegen – einen Tag Marathon laufen usw. eine
Woche lang) ließen meine Laufwelt einstürzen. Den
Elbtunnel habe ich mir danach lieber nicht mehr angeschaut. Alle die
eine Ortsbesichtigung hinter sich hatten stöhnten über die
Kälte im Tunnel. Nach der Startnummernausgabe ging es mit der
Pastaparty weiter. Vergleichbar mit unserer Silvesterlauf-Pastaparty.
Während der ganzen Zeit waren Mitglieder bis hin zum Präsidenten
vom 100MC mit den Teilnehmern im Tischgespräch. Und die hatten
es in sich. Erzählt wurde natürlich von Läufen, z. B.
Samstag einen Marathon und natürlich auch Sonntag einen Marathon
hinterher. Die sind alle ganz lieb „Durchgeknallt“ und sammeln
Marathonläufe und Ultraläufe. Dann sammeln sie nach „Hahn“
ihre Läufe, z. B. 3:30, 3:31, 3:32 Stunden usw. und das noch
national und international. Ich mit meinen ein bis zwei Marathons im
Jahr war schon ein Exote. Schnell ging so der Abend mit zwei, drei
Bierchen herum. Meine Zimmergenossen waren zwei Tschechen, zwei
Läufer aus Dresden, eine aus Berlin. Leider war die
Verständigung mit den Sportkameraden aus Tschechien sehr
schlecht, aber mit den Läufern aus Italien (Tirol) klappte es
besser. Nach einer ruhigen Nacht ging es zum spärlichen
Marathonfrühstück. Eine knappe Stunde vorm Start bewegten
wir uns erstmals zu 500m entfernten Elbtunnel. Dick eingepackt sah
ich dann zum ersten Mal die Laufstrecke, hier sollte ich einen
Marathon laufen? Aber zum weiteren Nachdenken fehlte mir glücklicher
weise die Zeit. Es war jetzt schon fürchterlich kalt und
windig. Schnell ein Foto mit Zimmerkollege Michael aus Berlin machen
lassen, einmal durch die Röhre zur anderen Seite gehen, T-Shirt
abholen, langsam die Jacken und Überhose ausziehen, Tasche
abgeben und dann ging es ganz unspektakulär zum Start. Den
Startschuss hörten wir am Ende überhaupt nicht, alles
setzte sich langsam in Bewegung über die erste kurze Runde von
508 m. Wir wünschten uns noch einen guten Lauf. Da ich erstmals
ohne Marathontraining die 42,195 km anging nahm ich mir eine
Rundenzeit von 5 Minuten bei entsprechender Herzfrequenz vor. Nach
zehn Runden war ich mir sicher das richtige Tempo gewählt und
die richtige Kleidung angezogen zu haben. Einen dicken Handschuh zog
ich nur ganz kurz zum stoppte meiner Rundenzeit, was sich im nach
hinein als Vorteil erwies, und zum Essen aus. Die Firma Mika hatte
letztes Jahr große Probleme mit der Auswertung. So wurde dieses
Jahr die Firma Armin Bär mit der Zeit/Rundennahme beauftragt. Samstag
auf der Pastaparty noch voller Zuversicht musste Armin Bär
nach 90 Minuten erkennen, dass er eine Unbekannte nicht
berücksichtigt hatte. Im Tunnel herrschten mehr als –2C°,
der kälteste Tunnellauf überhaupt und die zunehmende
Luftfeuchtigkeit ließ die bewährte Technik das eine oder
andere Mal ausfallen.
Ich
lief meine Runden, alle halbe Stunde zum Verpflegungsstand, nach den
engen Kurven das Tempo herausnehmen. Das gleiche galt auch bei den
vielen Überholungen von schnelleren Läufergruppen. Ab ca.
Runde 30 machte sich die Oberschenkelmuskulatur bemerkbar.
Höchstwahrscheinlich vom engen Kurvenlauf, zum anderen war die
Laufstrecke aus Beton. Bei der Zielüberquerung in Runde 40 der
Schock. Der Sprecher verkündigte das System arbeitet wieder und
ich hätte die 35 Runde gerade geschafft. 180 Grad Kurve zum
Sprechen der mich zum Systembetreuer schickte. Diskussion über
die Rundenzahl und weiter auf die letzten neun Runden. Aber so
richtig lief es jetzt nicht mehr. Runde 39 geschafft, zum Sprecher
und lieber Mal nachgefragt und er sagte: “Du musst noch eine
Runde“. Ich nahm es sportlich, diese lächerlichen 868,5 m
schaffst du auch noch. So bin ich erstmals 43 km in 4:11 Stunden
gelaufen.
Für
den Armin Bär beginnt jetzt der Marathon. Alle Laufdaten sollen
nicht verloren gegangen sein. An der Ergebnisliste wird er jetzt
fieberhaft gearbeitet. Viele Läufer waren recht uneinsichtig das
es zu diesem Zeitpunkt weder Urkunden noch Ergebnislisten gab. Ein
großes Lob aber an den Veranstalter und den vielen
unermüdlichen, frierenden Helfern im Tunnel. Eine super
Veranstaltung vom 100MC die einen ruhigeren Abschluss verdient hätte.
Mit recht schweren Beinen beendete ich mein Erlebnismarathon Richtung
Jugendherberge.
Heute,
am 31.01.06 um 10:27 Uhr kam die Nachricht von Armin Bär. Ich
habe den Marathon nun offiziell geschafft, als 118. Gesamtplatz –
23. Altersklassenplatz in einer Zeit von 4:06:41 Stunden.