7. Elbtunnelmarathon 2006  
 

Ende 2005 suchte ich einen etwas anderen Marathon im Internet und fand Ende 2005 diesen verrückten Lauf unter der Elbe. Er ist der Weltweit erste „Unter-Tage-Marathon“ und z.Z. Europas dritttiefster und teilnehmerstärkster Marathon. Auf den Rundkurs von 868,5 m sind 250 Teilnehmer zugelassen. Gelaufen wurde auf einer 1,95 m breiten Fahrbahn (da können nur drei sehr schlanke Läufer nebeneinander laufen) und einen um 10 cm höheren 1,20 m breiten Gehweg. 48 Runden und eine Auftaktrunde von 508,0 m mussten bewältigt werden, bei 150 Höhenmetern.

Samstag war die Anreise nach Hamburg zur schön gelegenen Jugendherberge „Auf dem Stintfang“ oberhalb der Landungsbrücken. Eingeladen wurden wir vom 100Marathon-Club zur Hafenrundfahrt (super schön, bei Sonnenschein und einer fast zugefrorenen Elbe), anschließend ging es zurück zur Jugendherberge. Eine Infoveranstaltung über den Elbtunnel-Marathon und einen Laufbericht über eine Marathonreise um die Welt (einen Tag fliegen – dann einen Marathon laufen, einen Tag fliegen – einen Tag Marathon laufen usw. eine Woche lang) ließen meine Laufwelt einstürzen. Den Elbtunnel habe ich mir danach lieber nicht mehr angeschaut. Alle die eine Ortsbesichtigung hinter sich hatten stöhnten über die Kälte im Tunnel. Nach der Startnummernausgabe ging es mit der Pastaparty weiter. Vergleichbar mit unserer Silvesterlauf-Pastaparty. Während der ganzen Zeit waren Mitglieder bis hin zum Präsidenten vom 100MC mit den Teilnehmern im Tischgespräch. Und die hatten es in sich. Erzählt wurde natürlich von Läufen, z. B. Samstag einen Marathon und natürlich auch Sonntag einen Marathon hinterher. Die sind alle ganz lieb „Durchgeknallt“ und sammeln Marathonläufe und Ultraläufe. Dann sammeln sie nach „Hahn“ ihre Läufe, z. B. 3:30, 3:31, 3:32 Stunden usw. und das noch national und international. Ich mit meinen ein bis zwei Marathons im Jahr war schon ein Exote. Schnell ging so der Abend mit zwei, drei Bierchen herum. Meine Zimmergenossen waren zwei Tschechen, zwei Läufer aus Dresden, eine aus Berlin. Leider war die Verständigung mit den Sportkameraden aus Tschechien sehr schlecht, aber mit den Läufern aus Italien (Tirol) klappte es besser. Nach einer ruhigen Nacht ging es zum spärlichen Marathonfrühstück. Eine knappe Stunde vorm Start bewegten wir uns erstmals zu 500m entfernten Elbtunnel. Dick eingepackt sah ich dann zum ersten Mal die Laufstrecke, hier sollte ich einen Marathon laufen? Aber zum weiteren Nachdenken fehlte mir glücklicher weise die Zeit. Es war jetzt schon fürchterlich kalt und windig. Schnell ein Foto mit Zimmerkollege Michael aus Berlin machen lassen, einmal durch die Röhre zur anderen Seite gehen, T-Shirt abholen, langsam die Jacken und Überhose ausziehen, Tasche abgeben und dann ging es ganz unspektakulär zum Start. Den Startschuss hörten wir am Ende überhaupt nicht, alles setzte sich langsam in Bewegung über die erste kurze Runde von 508 m. Wir wünschten uns noch einen guten Lauf. Da ich erstmals ohne Marathontraining die 42,195 km anging nahm ich mir eine Rundenzeit von 5 Minuten bei entsprechender Herzfrequenz vor. Nach zehn Runden war ich mir sicher das richtige Tempo gewählt und die richtige Kleidung angezogen zu haben. Einen dicken Handschuh zog ich nur ganz kurz zum stoppte meiner Rundenzeit, was sich im nach hinein als Vorteil erwies, und zum Essen aus. Die Firma Mika hatte letztes Jahr große Probleme mit der Auswertung. So wurde dieses Jahr die Firma Armin Bär mit der Zeit/Rundennahme beauftragt. Samstag auf der Pastaparty noch voller Zuversicht musste Armin Bär nach 90 Minuten erkennen, dass er eine Unbekannte nicht berücksichtigt hatte. Im Tunnel herrschten mehr als –2C°, der kälteste Tunnellauf überhaupt und die zunehmende Luftfeuchtigkeit ließ die bewährte Technik das eine oder andere Mal ausfallen.

Ich lief meine Runden, alle halbe Stunde zum Verpflegungsstand, nach den engen Kurven das Tempo herausnehmen. Das gleiche galt auch bei den vielen Überholungen von schnelleren Läufergruppen. Ab ca. Runde 30 machte sich die Oberschenkelmuskulatur bemerkbar. Höchstwahrscheinlich vom engen Kurvenlauf, zum anderen war die Laufstrecke aus Beton. Bei der Zielüberquerung in Runde 40 der Schock. Der Sprecher verkündigte das System arbeitet wieder und ich hätte die 35 Runde gerade geschafft. 180 Grad Kurve zum Sprechen der mich zum Systembetreuer schickte. Diskussion über die Rundenzahl und weiter auf die letzten neun Runden. Aber so richtig lief es jetzt nicht mehr. Runde 39 geschafft, zum Sprecher und lieber Mal nachgefragt und er sagte: “Du musst noch eine Runde“. Ich nahm es sportlich, diese lächerlichen 868,5 m schaffst du auch noch. So bin ich erstmals 43 km in 4:11 Stunden gelaufen.

Für den Armin Bär beginnt jetzt der Marathon. Alle Laufdaten sollen nicht verloren gegangen sein. An der Ergebnisliste wird er jetzt fieberhaft gearbeitet. Viele Läufer waren recht uneinsichtig das es zu diesem Zeitpunkt weder Urkunden noch Ergebnislisten gab. Ein großes Lob aber an den Veranstalter und den vielen unermüdlichen, frierenden Helfern im Tunnel. Eine super Veranstaltung vom 100MC die einen ruhigeren Abschluss verdient hätte. Mit recht schweren Beinen beendete ich mein Erlebnismarathon Richtung Jugendherberge.


Heute, am 31.01.06 um 10:27 Uhr kam die Nachricht von Armin Bär. Ich habe den Marathon nun offiziell geschafft, als 118. Gesamtplatz – 23. Altersklassenplatz in einer Zeit von 4:06:41 Stunden.

Helmut Klauke